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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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nicht.
    »Also, wer bist du, Nick Daniels?«
    »Ich bin Journalist.«
    »Aha. Dann hast du also Sam verfolgt?«
    So viel zur Wahrheit. Es wurde Zeit zu lügen. Los, Nick, denk dir schnell was aus!
    Schneller!
    »Ich schreibe einen Artikel«, antwortete ich. »Über Buchmacher. Eigentlich über New Yorker, die sich durch ihre Spielgewohnheiten selbst ruiniert haben.« Das war unter den gegebenen Unständen ziemlich gut.
    »Erwartest du etwa, dass ich dir diesen Haufen Scheiße abnehme?«

    Ich nickte in Tagalettos Richtung. »Er ist doch Buchmacher.«
    »Und was macht das aus mir?«, fragte Zambratta. »Soll ich jetzt in deinem Artikel auch vorkommen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete ich. »Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass das hier eine schlechte Idee für einen Artikel war. Eine wirklich schlechte, wie mir jetzt klar wird. Also verschwinde ich lieber wieder. Ist es in Ordnung, wenn ich langsam meine Hände wieder runternehme?«
    Zambratta kicherte. Ich war sein Hofnarr geworden, was für mich okay war. Solange ich nicht sein nächstes Opfer wurde.
    »Was sollen wir mit ihm machen, Sam?«, fragte Zambratta. »Irgendwelche geistreichen Einfälle?«
    Tagaletto zuckte wieder mit den Schultern und schnippte den Zigarettenstummel gegen die Wand. »Der Typ weiß offenbar ein paar Dinge, die er nicht wissen sollte.«
    »Heißt das, wir sollen ihn töten?«
    »Du entscheidest. Aber ich würde Ja sagen.«
    Zambratta nickte und warf Tagaletto seine Waffe zu. »Dann mal los. Töte ihn.«

61
    Ich schwöre, die Waffe fog in Zeitlupe von Zambratta zu Tagaletto. Zumindest fühlte es sich so an, als das kurzläufige Stück Metall bedrohlich durch die Luft schwebte. Der Buchmacher fuchtelte mit den Händen, ließ die Zigaretten fallen, um mit Müh und Not die Waffe aufzufangen. Meinst du das ernst?, sagte sein Blick.
    Zambratta wirkte auf mich verdammt ernst.
    »Bitte«, fehte ich. »Tut das nicht!« Ich liebe eine wahnsinnig tolle Frau, und ich muss sie noch rumkriegen, bevor ich sterbe.
    »Halt’s Maul!«, bellte Zambratta.
    Als ich zu Tagaletto blickte, nahm mein Hirn nur noch die Ironie der Situation wahr. Er hielt eine Waffe, ohne selbst noch etwas Bedrohliches zu haben. Er wirkte nervös, fast genauso ängstlich wie ich, obwohl nicht über ihn das Todesurteil gesprochen worden war.
    Er kann es nicht tun! Der Schlappschwanzt hat’s echt nicht drauf!
    »Was ist los, Sam? Worauf wartest du?«, fragte Zambratta. »Töte ihn.«
    Tagaletto sagte kein Wort. Er konnte weder Zambratta noch mich anschauen, sondern starrte mit gesenktem Kopf auf den dreckigen Boden der Gasse.
    »Ihr braucht mich nicht umzubringen«, startete ich einen neuen Versuch. »Ich bin für keinen von euch beiden eine Bedrohung. Wenn ihr mich gehen lasst, ist es so, als wäre nichts passiert.«
    »Halt’s Maul, hab ich gesagt!«, bellte Zambratta wieder.
Die Adern an seinem baumstumpfdicken Hals wölbten sich über dem Kragen seiner braunen Lederjacke.
    Er wandte sich zu Tagaletto. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Sam. Wenn du dich nicht traust, sag mir Bescheid.«
    Gott! Zambratta stachelte ihn zum Mord an – zum Mord an mir!
    Voller Schrecken sah ich, wie Tagaletto den Kopf wieder hob. Seine Augen blickten direkt in meine. Dann hob er den Arm und richtete die Waffe auf meine Brust.
    Tu etwas, Nick! Greif nach ihm! Tu irgendwas!
    Tagaletto musste seine zitternde Hand mit der anderen festhalten. Er zwang sich, nicht die Nerven zu verlieren. Dies hier tat er bestimmt zum ersten Mal.
    »Tu es nicht«, fehte ich wieder.
    Dann drückte er den Abzug.
    Die Luft um mich herum explodierte, der scharfe Knall stach in meine Ohren.
    Doch ich spürte keinen Schmerz.
    Ich blickte an mir herab. Kein Blut zu sehen. Keine Wunde.
    Hat Tagaletto aus zwei Metern Entfernung danebengeschossen?
    Schließlich blickte ich ihn an. Allerdings stand er nicht mehr dort, sondern lag auf dem Boden in einer Pfütze aus seinem eigenen Blut.
    »Zu deinem Glück habe ich immer einen Ersatz dabei«, erklärte Zambratta und schob die zweite Waffe in einen Halfter unter seine Jacke.
    Ich war wie gelähmt. Gerne hätte ich ihn gefragt, warum Tagaletto tot war und nicht ich. Aber ich konnte nicht sprechen.
    Zambratta antwortete trotzdem. »Sam war schon immer
ein achtloser Depp«, spottete er. »Heute ist es ein Reporter, wie du einer bist. Morgen ist es jemand vom FBI.«
    Er steckte meinen Führerschein ein und warf meine Brieftasche auf den Boden. Dann verarschte er mich

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