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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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auf halbem Wege, eine Metalltür. Die einzige. Ich hätte gewettet, dass sie in die Küche des Pizzaladens führte, doch weiter wollte ich eigentlich nicht gehen. Meine Nase sagte mir, dass dies ein übler Ort war, was aber ganz sicher nichts mit dem Geruch von Paprika und Zwiebeln zu tun hatte.
    Ich wollte mich gerade umdrehen und so schnell wie möglich verschwinden, als ich hörte, wie die Tür quietschend geöffnet wurde. Rasch versteckte ich mich hinter einem Müllcontainer, der so ekelhaft stank, dass ich mir die Nase zuhalten musste.
    Ungefähr fünf Zentimeter Tageslicht trennten den Müll von der Wand, genug, dass ich einen Blick auf Tagaletto erhaschen konnte, der wieder herauskam.
    Er zündete sich eine Zigarette an. Und er war nicht allein.
    Heiliger Bimbam!
    Den anderen erkannte ich auf Anhieb. Es war Carmine Zambratta alias der Zamboni.
    Es hatte nie einen passenderen Namen für einen Mafiatypen gegeben. Zambratta sah nicht nur wie ein Zamboni aus – die Maschine, mit der das Eis auf Hockeyfeldern geglättet wird –, er benahm sich auch so. Soweit ich wusste, war er ein »Handwerker«, einer von der Sorte Mensch, die gebraucht wird, wenn eine »grobe Scharte« ausgewetzt werden musste. Ganz New York kannte sein Gesicht. Unzählige Male hatte sein Polizeibild die Titelblätter der New Yorker Boulevardpresse geziert – und jedes Mal war die Überschrift eine Variation desselben Themas gewesen: nicht schuldig.
    Zambrattas Fähigkeit, einer Verurteilung zu entgehen, war nur von einem anderen Mafioso übertroffen worden – von Eddie »der Prinz« Pinero.
    Warum war ich also so überrascht, Zambratta zu sehen?

    Vielleicht, weil er nicht Eddie Pinero unterstand. Sondern ganz im Gegenteil – der Zamboni arbeitete für Pineros Rivalen Joseph D’zorio.
    Ich brauchte einige Sekunden, bis ich etwas anderes tun konnte, als die beiden Mafiosi anzustarren – nämlich in meine Tasche zu greifen. Dann suchte ich auf meinem iPhone die Kameraanwendung, um von Tagaletto und Zambratta ein hübsches Bild aufzunehmen.
    Scheiße. Was war jetzt passiert?
    Zambratta war verschwunden. Mist. Aber wohin?
    »Hier bin ich, du Wichser«, hörte ich, und gleichzeitig berührte die Mündung einer Waffe meine Wange.

60
    »Kenne ich dich?«, fragte Zambratta. Der Klang seiner Stimme nahm meine erwartete Antwort bereits voraus.
    »Nein«, sagte ich und versuchte nicht zu zittern. Gott allein weiß, wie meine Stimme klang. Völlig verängstigt wahrscheinlich. Komplett neben der Spur? Ohne Körper, ohne Geist?
    »Du hast recht, ich kenne dich nicht«, bestätigte er. »Woher also kennst du mich?«
    »Ich kenne dich auch nicht.«
    Das Klick! hallte in meinem Ohr, als Zambratta den Hahn seiner Waffe spannte. »Verarsch mich nicht«, warnte er. »Jeder kennt mich. Ich bin eine Legende.«
    Ich versuchte normal zu atmen, was mir aber kaum möglich war. »Ich weiß, wer du bist«, korrigierte ich mich. »Ich wollte damit sagen, ich wusste nicht, dass du hier bist.« Und was, zum Teufel, wollte ich wirklich damit sagen?
    Ich drehte mich leicht, so dass sich unsere Blicke kurz trafen. Er musterte mich durchdringend und konzentriert. Ich merkte ihm an, dass er versuchte zu entscheiden, was er mit mir anstellen sollte.
    »Sam!«, rief er.
    Tagaletto kam zum Müllcontainer. Natürlich klemmte eine Zigarette zwischen seinen Lippen. »Was für ein Gestank«, stöhnte er und zuckte mit der Schulter. »Wer ist das?«
    »Sag du’s mir«, verlangte Zambratta. »Du bist derjenige, der ihn angeschleppt hat.«
    »Hab ihn noch nie gesehen. Keine Ahnung, wer der Idiot ist.«

    »Sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher.«
    »Wie heißt du?«, fragte mich Zambratta.
    Mein erster Gedanke war, mir einen Namen auszudenken. Zum Glück überwog mein zweiter, rationalerer. »Nick Daniels«, antwortete ich.
    »Dreh dich zur Wand, Nick«, befahl Zambratta und ging ein paar Schritte zurück. Ich hatte die Worte kaum gehört, als Tagaletto herantrat und mir Hilfestellung gab – in Form eines kräftigen Stoßes. Sobald meine Hände auf die Backsteine trafen, filzte er mich.
    Meine Brieftasche kam zum Vorschein.
    »Hey«, rief ich automatisch, zog es aber vor, ansonsten zu schweigen.
    »Dreh dich wieder um«, befahl Zambratta. »Aber lass die Hände schön oben.«
    Nachdem ich seiner Aufforderung gefolgt war, kontrollierte Tagaletto meinen Führerschein und nickte Zambratta zu. Ich sagte die Wahrheit. Zählte das für die Mafiosi? Wahrscheinlich

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