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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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noch einmal um
und rannte auf mich zu. Allein an meiner Stimme erkannte sie genau, wo ich stand.
    »Sei vorsichtig, Onkel Nick«, sagte sie und umarmte mich, bevor sie die Treppe zum Dachboden so schnell wie eine Sehende hinaufraste.
    In der Zwischenzeit war Kate in ihr Schlafzimmer verschwunden. Ich wollte sie gerade rufen, als sie zurückkam.
    »Was, zum Teufel, ist das?«, fragte ich.
    Doch ich sah genau, was sie in der Hand hielt: eine Waffe.
    Meine Schwester!
    Die Nordost-Liberale, die den Waffenverein einmal als Trottel-Armee der Republikaner bezeichnet hatte.
    »Die Dinge ändern sich«, tat sie meinen Blick ab. »Hier, nimm.«
    Ich nahm die Waffe nicht nur, ich riss sie ihr förmlich aus der Hand. »Danke.«
    »Sie ist geladen«, fügte sie hinzu.
    »Das hoffe ich. Wenn nicht, würde sie nicht viel taugen.«
    Sie verdrehte die Augen. Einen Moment lang waren wir wieder der Bruder und die Schwester aus unserer Kindheit in Newburgh. Aber nur einen Moment lang.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Wir spitzen die Ohren. Wir warten, bis die Polizei da ist.« Wenn sie das Haus findet …
    Ich schlich zur Treppe und spähte ins Erdgeschoss hinab. Würde er ein Fenster einschlagen? Das Schloss mit seiner Waffe herausschießen?
    Mit an die Lippen gelegtem Finger blickte ich zu Kate.
    Pst.
    Beide hielten wir den Atem an. Eine Sekunde lang dachte ich, ich hätte Elizabeth oben auf dem Dachboden gehört. Gott, wie verängstigt sie sein musste.

    »Was meinst du?«, füsterte Kate nach etwa einer Minute. »Ist er weg?«
    Ich wollte gerade antworten, als ich ein Geräusch hörte, das ich eigentlich nicht erwartet hatte. Es war der Motor eines Autos.
    War die Polizei eingetroffen?
    Ich eilte zurück zum Fenster im Gästezimmer und blickte hinaus auf die Einfahrt. Nein, die Polizei war nicht da.
    Niemand war da.
    Die Einfahrt war leer, der Wagen verschwunden. Mr. Sunrise Diner, wer auch immer er war, hatte uns eine Heidenangst eingejagt.
    Mehr aber auch nicht.
    Warum?
    Wer, zum Teufel, war dieses Schwein?
    Was wollte er von mir?

74
    Ja, gut, vielleicht ist die Idee mit dem Polizeischutz doch nicht so schlecht …
    Abgesehen davon konnte ich mir kaum ein Nein erlauben, nachdem ich selbst mitten in der Nacht die Nummer des Notrufs gewählt hatte. Am Morgen hatte ich endlich Einsicht gezeigt, wie David Sorren es ausdrückte. Ja, er war total sauer auf mich, aber auch erleichtert, dass ich ihn angerufen hatte, obwohl er mir nur berichten konnte, dass ihnen der Kerl, der auf mich geschossen hatte, entwischt war.
    »Er befand sich auf einem Dach, das mit der Rückseite eines Wohnhauses des nächsten Straßenblocks verbunden war«, erklärte Sorren. »Wir hatten gar keine Chance, ihn zu schnappen.«
    »Glauben Sie, das war derselbe, der Derrick umgebracht hat?«, fragte ich.
    »Macht das wirklich einen Unterschied? Also, Nick, ich meine, es wird Zeit, jetzt mal die Augen aufzumachen.«
    Da konnte ich kaum widersprechen. »Man hat es also immer noch auf mich abgesehen, ja?«
    »Allerdings. Deswegen schicke ich Ihnen gleich für die erste Schicht zwei Polizisten raus nach Connecticut. Die werden Sie in Ihre Wohnung bringen. Und, Nick?«
    »Ja? Ich bin ganz Ohr, David.«
    »Denken Sie erst gar nicht dran, wieder auszubüxen. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    Gut. Ich hatte es nicht anders verdient. Und ich hatte auch dieses ungute Gefühl verdient, das mir den Magen beinahe
umdrehte, weil Kate und Elizabeth durch mich in Gefahr geraten waren. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Dass die Mafia einem gottesfürchtigen Ehrenkodex folgte und Frauen und Kinder verschonte?
    Auf dem Rücksitz des Polizeiwagens hatte ich genügend Zeit, mir all das durch den Kopf gehen zu lassen. Ich gab mir auch das Versprechen, Courtney aus der Sache rauszuhalten. Das heißt, wenn sie mich überhaupt anhörte.
    »Also gut, es läuft folgendermaßen, Mr. Daniels«, begann Officer Kevin O’Shea, einer der beiden Polizisten, die mich nach Manhattan gefahren hatten. Wir standen bereits in meiner Wohnung, aber erst, nachdem er und sein Partner, Sam Brison, sie mit gezogenen Waffen durchsucht hatten. »Das hier tragen Sie ununterbrochen am Körper. Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten, egal welcher Art, drücken Sie den Panikknopf.«
    O’Shea reichte mir ein Halsband, das aus dem Schnürsenkel eines Turnschuhs gefertigt war. An diesem hing etwas, das wie ein billiger Garagentoröffner aussah. Nicht gerade im Sinne von James Bond und Q.
    Ich hängte mir

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