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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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sah in Schwarz immer toll aus, und der heutige Tag bildete eindeutig keine Ausnahme. Wie konnte ein Mensch sie jemals betrügen?
    David Sorren, der sich in der Nähe mit dem Bezirksstaatsanwalt der Bronx unterhielt, grüßte mich mit einem Nicken.
    Ja, David, ich seh die Radieschen immer noch aus dem richtigen Blickwinkel.
    Ich drehte mich wieder zu Monica um. Sie war groß und schlank, ihr kastanienbraunes Haar auf Schulterhöhe gerade abgeschnitten. Einige Sommersprossen hatten sich auf ihren Nasenrücken verirrt.
    Ich wusste über sie nur das, was Derrick mir das eine Mal beim Mittagessen erzählt hatte. Wir hatten über seinen Ruf als kompromissloser Staatsanwalt geredet. »Wenn Sie mich für zäh halten, sollten Sie meine Schwester kennenlernen«, hatte er lachend gesagt.
    Jetzt stand ich hier und lernte sie kennen. Was hätte ich dafür gegeben, dass unser Treffen unter anderen Umständen stattfand.
    »Ich wollte Ihnen sagen, wie leid es mir um Derrick tut«, sagte ich ihr.

    »Sie glauben, Sie haben irgendwie Schuld an seinem Tod, oder?«
    Ich nickte. »Ja.«
    »Sollten Sie nicht«, widersprach sie nüchtern. »Derrick war kein Buchhalter oder Installateur. Seine Arbeit bestand darin, Mafiatypen hinter Gitter zu bringen. Große, mächtige Ganoven, die Schlimmsten der Schlimmen. Wussten Sie, dass er eine kugelsichere Weste tragen musste?«
    Wieder nickte ich. »Ja, das wusste ich.«
    »Hat ihm am Ende auch nicht viel genützt.«
    Derrick hatte, was seine Schwester anging, eindeutig recht gehabt.
    Sie war zäh oder konnte, wie Courtney, sehr gut separieren. Dennoch schwang viel Wut in ihrer Stimme mit. Einen Teil lud sie auf Derrick ab.
    »Aber darüber wollte ich mit Ihnen nicht reden«, fuhr sie fort. »Es geht um etwas, das ich neulich gefunden habe, etwas, das meinem Bruder gehörte.«
    Sie holte etwas aus ihrer schwarzen Handtasche. Es war allerdings so klein, dass ich es in ihrer geballten Faust nicht sehen konnte.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Wenn Sie je in Derricks Büro waren, wissen Sie, dass er ganz vernarrt in diese kleinen, gelben Haftzettel war. Die klebten an allem, was auf seinem Schreibtisch stand.«
    »Ja, ich erinnere mich. Ich hab sie gesehen, als ich Derrick in White Plains besuchte.«
    »Nun, die klebten auch überall in seiner Wohnung«, fuhr sie fort. »Gestern Abend war ich dort, um seine Unterlagen wegen seiner Lebensversicherung durchzugehen. Dabei habe ich das hier gefunden.«
    Sie öffnete die Hand, auf der ein USB-Stick lag, wie man
ihn in jedem Computerladen kaufen konnte. Er war höchstens drei Zentimeter lang.
    »Was ist da drauf?«, fragte ich.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe nicht nachgeschaut – aber ich bin ziemlich sicher, Derrick wollte, dass Sie ihn bekommen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ein gelber Haftzettel daran klebte. Darauf stand Ihr Name.«
    Sie streckte mir ihre Hand hin und legte den Stick in meine. »Versprechen Sie mir nur eine Sache, okay? Die müssen Sie mir versprechen. Das ist die Gegenleistung.«
    Oh, Mann, ich würde ihr so ziemlich alles versprechen, um herauszufinden, was sich auf diesem Speicherstick befand. Schließlich musste ich davon ausgehen, dass es das war, was mir Derrick an dem Abend, als er starb, mitteilen wollte.
    »Klar«, sagte ich. »Was soll ich Ihnen denn versprechen?«
    »Aus Respekt meinem Bruder gegenüber möchte ich, dass Sie keinem davon erzählen, bis Sie es sich angesehen haben.«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut«, sagte sie, doch ich sah ihr an, dass ihr noch mehr auf dem Herzen lag.
    »Reden Sie weiter«, forderte ich sie auf. »Es ist in Ordnung. Ich schulde es Ihrem Bruder, und ich glaube, Ihnen auch.«
    »Tun Sie nicht. Es ist nur so, dass ich …«
    Sie schwieg. Eine Träne bildete sich in ihrem Auge, die sie rasch fortwischte. »Alle, die mit Derrick zusammengearbeitet haben, sagen nur schöne Dinge über ihn – wie gut er seine Arbeit gemacht hat, was für ein toller Kerl er war und
so. Ich möchte, dass er nicht umsonst gestorben ist. Können Sie mir das auch versprechen?«
    Ich griff nach Monicas Hand und hielt sie fest in meiner. »Ja, auch das verspreche ich Ihnen. Ich werde dafür sorgen.«
    Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.

78
    Officer Kevin O’Shea drehte sich in der Eingangshalle des Hauses, in dem ich wohnte, zu seinem Partner, Sam Brison, um. »Kopf oder Zahl?«, fragte O’Shea und warf eine Münze in die Luft.
    »Zahl«, antwortete Brison.
    Offenbar taten sie das jeden Morgen,

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