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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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Leben. Irgendwo weiter unten auf der Liste stand die wahre Bedeutung eines Dollars.
    Kate nahm einen Schluck von ihrem Tee. »Das Leben bleibt auf jeden Fall spannend.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Das kannst du laut sagen«, meldete sich an der Küchentür eine verschlafene Stimme zu Wort. »Auf jeden Fall ist das Leben ganz schön verrückt.«
    Wir drehten uns zu Elizabeth um, die in ihrem rosafarbenen Schlafanzug in der Tür stand.
    »Was machst du hier, junge Dame?«, fragte Kate. »Du hast morgen Schule.«
    Elizabeth zeigte ein breites Lächeln, das sie von ihrer Mutter und ihrem Vater geerbt hatte. »Du weißt doch, Blinde haben ein besseres Gehör.«
    »Wie geht’s dir, mein Kleines?«, fragte ich.
    »Ich wusste, dass du es bist, Onkel Nick.«
    »Lass mich raten … war es mein Parfüm?«
    Sie lachte. »Was treibst du hier mitten in der Nacht?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.«
    »Nein, hast du nicht. Du hast morgen Schule«, widersprach ihre Mutter. »Du musst ins Bett.«
    »Damit sind wir schon zu zweit.« Ich erhob mich. »Bringst du mich ins Gästezimmer, Lizzy?«
    »Natürlich. Ist mir eine Freude.«
    Ich folgte meiner Nichte zur Treppe und in den ersten Stock hinauf. Sie schien im Kopf eine Karte von jeder Stufe, jeder Ecke und jedem Möbelstück angelegt zu haben, weil sie ihre Hand kein einziges Mal auszustrecken brauchte, auch nicht nach meiner.
    »Bist du morgen noch hier, wenn ich von der Schule nach
Hause komme?«, fragte sie auf halbem Weg die Treppe hinauf.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich.
    Sie blieb stehen und drehte sich zu mir. »Wow«, sagte sie. »Die meisten Leute, die auf eine solche Frage mit ›Ich weiß nicht‹ antworten, wissen es normalerweise. Aber deine Stimme verrät mir, dass du es wirklich nicht weißt.«
    Elizabeth brachte es wie immer auf den Punkt. Ich hatte keine Ahnung, was der nächste Tag bringen oder wohin er mich bringen würde. Ich rannte vor der Polizei, das heißt vor ihrem Schutz, davon und suchte mir stattdessen ein abgelegenes Haus in den Wäldern von Weston in Connecticut. »Der Pizzaservice kann unser Haus kaum finden«, witzelte Kate immer. »Noch nicht einmal der Paketdienst.«
    Nur zur Sicherheit hatte ich den Taxifahrer ein bisschen umherfahren lassen, bevor er in die Einfahrt gebogen war. An der Front von Weston war alles ruhig. Niemand war uns gefolgt.
    Zumindest für eine Nacht war ich sicher.
    Morgen … morgen würde vielleicht wieder die Hölle losbrechen.

71
    In Kates sehr bequemem Gästezimmer am Ende des Flurs zog ich mir das frisch gewaschene und gestärkte Betttuch, die Decke, das Federbett – einfach alles – über den Kopf. Irgendwie dachte ich, das würde mir beim Einschlafen helfen. Funktionierte aber leider nicht.
    Wenn ich die Augen schloss, sah ich nur Derrick Phalen vor mir. Doch egal, wie sehr ich mich im Bett herumwälzte, sein Bild, das von seinem Gesicht ohne Augen, ließ sich nicht abschütteln.
    Würde mir das je gelingen? Ich bezweifelte es.
    Ich war erschöpft und völlig übermüdet, trotzdem konnte ich kein bisschen schlafen. In Manhattan hätte ich den Straßengeräuschen gelauscht, was ich immer tat, wenn ich einen klaren Kopf bekommen wollte. Dort zählte ich Autohupen statt Schafe.
    Hier draußen in den Wäldern von Connecticut allerdings gab es nichts als Stille. Und die war betäubend – zumindest in dieser Nacht.
    Frustriert schob ich die Decken fort und griff auf dem Nachttisch blind nach meinem iPhone.
    Ich hatte es auf dem Rücksitz des Taxis abgeschaltet, nachdem es wie verrückt geklingelt hatte. Einige Leute waren nun mal neugierig, wo ich steckte. Einer von ihnen war nicht zuletzt der sehr stinkige David Sorren.
    Doch ein schlechtes Gefühl hatte ich nur wegen Courtney. Ein wirklich schlechtes. Auch wenn ich ihr eine SMS geschrieben hatte, dass es mir gut ging, hatte ich nicht mehr reagiert, nachdem sie »Wo bist du?« zurückgeschrieben hatte.
Besser, wenn sie meinetwegen nicht lügen musste. Und nicht noch weiter in meine Probleme hineingezogen wurde, als sie es schon war.
    Ich schaltete mein iPhone an. Der Bildschirm zeigte 3:04.
    Klar hatte ich ein halbes Dutzend Nachrichten von Sorren und noch mehr von Courtney. Die von Sorren würde ich bis zum Morgen weiterhin ignorieren, doch ich überlegte, mir wenigstens eine von Courtney anzuhören. Der Mord an Derrick Phalen musste sie unglaublich mitgenommen haben. Schließlich war sie diejenige gewesen, die mich zu ihm geschickt

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