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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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hatte, und die beiden waren befreundet gewesen.
    »Nick, ich bin’s wieder«, begann ihre Nachricht. »Bitte ruf mich zurück. Bitte, Nick.«
    Ich wollte das Gerät lauter einstellen, weil ich sie kaum hörte, als das Telefon plötzlich zu vibrieren begann.
    Mist! Welche Taste hatte ich gedrückt?
    Keine. Jemand rief mich tatsächlich um drei Uhr morgens an.
    Vor lauter Angst, Kate und Elizabeth zu wecken, vergaß ich, die Nummer des Anrufers zu kontrollieren.
    »Hallo?«, füsterte ich.
    »Hallo, Nick.«
    »Wer ist da?«
    Ich kannte die Stimme, konnte sie jedoch nicht einordnen. Das erledigte er gleich für mich.
    »Neulich in der Gaststätte hab ich Sie gewarnt, Nick, aber Sie haben nicht gehört«, sagte er. »Das hätten Sie tun sollen.«
    Wie ein Schachtelmännchen schoss ich nach oben und schaltete das Licht neben dem Bett ein.
    Jesses. Das war der Kerl aus dem Sunrise Diner. Derjenige,
der mir seine Waffe gezeigt und erzählt hatte, ich befinde mich in Gefahr.
    »Ist Ihnen klar, wie spät es ist?«, fragte ich.
    »Klar«, antwortete er. »Ich weiß auch, in welchem Zimmer Sie sind, Nick. Es ist das einzige im Haus, in dem das Licht brennt.«
    Es war mitten in der Nacht – und er war hier.

72
    Ich rannte zu dem kleinen Fenster, das zur Vorderseite des Hauses hinausging, riss den Vorhang zur Seite und presste meine Nase gegen die Scheibe. Mir war es egal, ob er mich sah. Wichtiger war: Sah ich ihn?
    War er wirklich da draußen? So hatte es sich angehört. Und es sah auch danach aus.
    Trotz der Spiegelungen des Lichts im Zimmer entgingen mir nicht die Scheinwerfer des Wagens, der in der Einfahrt stand. Aber mehr sah ich nicht. Wo steckst du, du Mistkerl?
    Es war, als könnte er meine Gedanken lesen und als spielte er mit mir. Ganz plötzlich trat er als beängstigende Silhouette aus der Dunkelheit direkt vor den Wagen. Ich konnte seinen gehobenen Arm erkennen, mit dem er ein Telefon an sein Ohr hielt.
    »Sie dachten, hier draußen könnte Sie niemand finden, was?« Seine Frage klang mehr nach Prahlerei als nach einer Frage. Vermutlich war er beeindruckt von seinen eigenen Fähigkeiten.
    »Ich rufe die Polizei«, warnte ich ihn.
    »Ja, genauso wie in der Gaststätte.«
    »Das ist was anderes.«
    »Warum? Weil Sie in diesem Haus hier in der abgelegenen Idylle nicht allein sind?«
    Bei der bloßen Andeutung, dass Kate und Elizabeth bei mir waren, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Meine schlimmsten Ängste vereinten sich mit meiner Wut. Wer auch immer dieser Typ war, er machte mich hochgradig sauer.
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu.« Ich umklammerte das Telefon so fest, dass ich befürchtete, es würde in meiner Hand zerbrechen.
    »Nein, Sie hören mir zu«, fiel er mir ins Wort. »Sie stecken so tief in der Scheiße, dass Sie nicht wissen, wo oben und unten ist. Das können Sie nicht leugnen, Nick.«
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    »Um drei Uhr morgens würde ich sagen, ich bin Ihr allerschlimmster Albtraum. Einverstanden?«
    Dann trat er aus dem Licht der Scheinwerfer und verschwand wieder in der Dunkelheit.
    Scheiße! Wo steckst du?
    Die weit beängstigendere Frage war: Wohin gehst du?

73
    Ich rannte aus dem Gästezimmer und rief nach Kate und Elizabeth. Mit einer Hand wählte ich den Notruf, mit der anderen suchte ich im Flur nach dem Lichtschalter.
    Kate war schneller. Klick!
    Im hell erleuchteten Flur blickte ich meiner Schwester in die Augen. Sie war aus dem Schlafzimmer gestürzt, als stünde ihr Haus in Flammen. Sporthose, T-Shirt, panischer Gesichtsausdruck.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Nick, was geht hier vor?«
    »Ja, was ist los?«, wollte jetzt auch Elizabeth wissen, die aus ihrem Zimmer kam.
    Sie erhielten ihre Antwort, als sich plötzlich eine Stimme auf meinem Telefon meldete. Es war eine Frau. Zum Glück sehr ruhig und selbstsicher. Ein Notfallprofi.
    Im Eiltempo nannte ich Kates Adresse. »Da ist ein Mann vor dem Haus«, erklärte ich. »Ich vermute, er will einbrechen. Er ist bewaffnet.«
    Kate stürmte zu Elizabeth hinüber und packte sie bei der Hand. »Komm mit«, sagte sie. »Sofort.«
    Sie ging mit Elizabeth zur Treppe, die in den zweiten Stock führte.
    »Halt, ich will bei euch bleiben«, fehte Elizabeth.
    »Nein«, beharrte Kate. »Du gehst auf den Dachboden und schließt hinter dir ab. Egal, was du hörst, du öffnest auf keinen Fall diese Tür. Hast du verstanden?«
    Elizabeth unterdrückte ihre Tränen und nickte. Als sie nach dem Geländer griff, drehte sie sich

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