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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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merkte ich, wie dumm meine Idee gewesen war.
    »Himmelherrgott!«, schimpfte er, noch immer mit dem Finger am Abzug. »Ich hätte Sie töten können.«
    »’schuldigung.« Was sonst hätte ich sagen können?
    Brison zielte wieder auf die geschlossene Fahrstuhltür. Ich folgte seinem Blick zu der Reihe der angezeigten Stockwerke darüber. Die Fünf leuchtete auf. Dann die Vier.
    »Es ist Carmine Zambratta«, sagte ich rasch, immer noch außer Atem.
    »Ich weiß.«

    »Er hat auf O’Shea geschossen.«
    Auch das wusste er, verriet mir sein Gesicht. Oder zumindest hatte er es vermutet. »Lebt er noch?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    Brison schluckte schwer, verdaute die Nachricht wie eine bittere Pille. Doch mehr Zeit hatte er nicht. Andernfalls würden wir beide wie O’Shea enden.
    »Verschwinden Sie hinter den Tresen!«, rief er. »Los! Bleiben Sie unten!«
    Ich rannte hinter den Portierstresen, der eher wie der Schalter einer Fluggesellschaft aussah. Woher wusste Brison, dass Zambratta im Fahrstuhl war oder dass es sich überhaupt um Zambratta handelte?, fragte ich mich.
    In dem Moment entdeckte ich den Monitor mit geteiltem Bild an der Wand gleich über mir. Brison hatte ihn sich offenbar angesehen, als ich den Panikknopf gedrückt hatte. Er muss den Portier auch angewiesen haben abzuhauen. Und Hilfe zu holen?
    Ich starrte auf den Monitor, meine Augen zuckten hin und her wie bei einem Pingpongspiel. Auf einer Seite sah ich die Drehtür am Vordereingang, auf der anderen den Fahrstuhl von innen.
    Und dort war er, in Schwarzweiß. Grießig und verschwommen. Und natürlich unheimlich wie sonst noch was.
    Der Zamboni.
    Mit Sicherheit hatte ihn Brison auf Anhieb erkannt. Schließlich war der Kerl der Inbegriff der Bandenkriminalität. Eine Berühmtheit, sozusagen. Er hatte Menschen getötet und war ungeschoren davongekommen. Wahrscheinlich würde er bald seine eigene Fernsehshow kriegen.
    Ich sah die Waffe mit dem Schalldämpfer in seiner feischigen
Hand, seine breiten Schultern, die er gegen die Fahrstuhlwand drückte. Carmine Zambratta hatte es auf mich abgesehen, er wollte meinen Tod. Um jeden Preis.
    Dennoch hätte er nicht entspannter und kontrollierter wirken können. Wie durchgeknallt war er?
    »Was macht er? Steht er immer noch im Fahrstuhl?«, wollte Brison wissen. Seine Kehle hörte sich an, als könnte sie etwas Wasser gebrauchen. Wenn er versuchte, ruhig zu klingen, funktionierte es nicht – und er war der letzte Mensch auf Erden, dem ich wegen seiner Nervosität und Angst einen Vorwurf machen würde.
    Ich hatte von meinem Versteck aus den Monitor noch immer perfekt im Blick. Brison konnte ihn von dort, wo er positioniert war, nicht sehen.
    Ich würde ihm meine Augen leihen müssen.
    Nicht blinzeln, Nick.

82
    »Ja«, antwortete ich Brison, während ich rasch den Schweiß fortwischte, der von meiner Stirn tropfte. Zambratta klebte noch immer unbeweglich an der Fahrstuhlwand. Was führte er im Schilde?
    Und wo, zum Teufel, blieb der Fahrstuhl?
    Das verdammte Ding hätte schon längst unten sein sollen. Doch dann …
    Ding!
    Das hohe Glockengeräusch durchschnitt die Stille der Eingangshalle, als der Fahrstuhl wie auf Kommando anhielt.
    Also los …
    Ich wappnete mich, die Augen auf den Bildschirm geheftet. Brison brauchte ich nicht mehr anzusehen.
    »Er hebt seine Waffe!«, rief ich.
    Brisons Schuhe quietschten auf dem Marmorboden, als er seine Position veränderte. Ich wartete auf das nächste Geräusch  – das Öffnen der Fahrstuhltüren.
    Ich hörte es aber nicht.
    »Was macht er?«, rief Brison wieder.
    Ich spähte auf den Bildschirm. Zuerst war mir nicht klar, was ich sah, weil das Bild fackerte. Als es sich wieder beruhigt hatte, erkannte ich, dass Zambratta mit der Hand auf die Fahrstuhlknöpfe drückte.
    »Er scheint die Tür geschlossen zu halten«, sagte ich. »Er hat seine … oh, Scheiße!«
    »Was? Was macht er jetzt?«
    Es passierte viel zu schnell.
    Zambratta schoss auf die Überwachungskamera. Nach
dem gedämpften Geräusch von zersplitterndem Glas und Metall wurde der halbe Bildschirm vor mir schwarz wie die Nacht.
    Ich schob meinen Kopf über den Tresen, um Brison zu sagen, dass ich nicht mehr sein Auge spielen konnte.
    »Unten bleiben!«, schrie er mich an, als er zum Sofa auf der anderen Seite der Eingangshalle hechtete. Er duckte sich hinter die Armlehne, Augen und Waffe immer auf die Fahrstuhltüren gerichtet.
    Ich ließ mich

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