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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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schwieriger fand ich es, angesichts der vielen Drähte und der daran befestigten Bombe meine Panik zu unterdrücken.
    »Das machst du großartig, Elizabeth, echt großartig. Bisher klappt das ja problemlos«, beruhigte Keller sie weiter. Er wollte ihr nicht noch mehr Angst einjagen, als sie bereits hatte, doch in seinem Gesicht las ich, dass sein »Kein Problem«-Geschwätz genau das war – Geschwätz. Wahrscheinlich, um Elizabeth und sich selbst von dem abzulenken, was hier gerade geschah.
    Natürlich hatte er nicht Elizabeths wunderbaren Geruchssinn einkalkuliert. Sie roch nämlich Mist auf einen Kilometer gegen den Wind. Wie musste es da sein, wenn die betreffende Person direkt vor ihr stand?
    »Es ist schlimmer, als Sie dachten, oder?«, fragte sie schließlich.

    »Nicht unbedingt«, antwortete Keller und zog die Jacke von ihren Schultern. Anschließend schob er ein paar Drähte hin und her, um den Sprengstoff besser betrachten zu können. Dieser hing vorne über Elizabeths Unterhemd wie ein X.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das tun sollten?«, fragte ich.
    »Dieses C4-Zeug ist ungeheuer stabil«, erklärte Keller, während er seine Worte durch Stupsen und grobes Hantieren unterstrich. »Man kann mit der Waffe draufschießen, und es explodiert nicht.«
    Man lernt doch jeden Tag dazu. Selbst wenn es dein letzter sein könnte.
    »Und wodurch explodiert es dann?«, wollte ich wissen.
    »Eine Stoßwelle in Kombination mit extremer Hitze«, erklärte Keller. »Das erledigen diese Sprengdrähte, wenn sie mit dem entsprechenden Strom versorgt werden.«
    »Könnten Sie nicht einfach alles von ihr abstreifen? Einfach so über ihren Kopf?«
    »Das überprüfe ich gerade«, antwortete er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Wie das Ding durch wen auch immer eingestellt wurde … ich bin mir nicht sicher …«
    Keller erstarrte in seinen Bewegungen und machte ein Gesicht, als hätte er einen Geist gesehen.
    »Was ist?«, fragte ich. »Sagen Sie’s schon.«
    Doch er zeigte es mir. Er zog mich näher zu sich und deutete auf etwas, das ich nicht hätte deutlicher erkennen können.
    Was ich sah, war schlimmer als ein Geist. Es war eine Zeitschaltuhr, die rückwärts lief.

99
    »Onkel Nick? Was ist los? Warum sagt keiner mehr was?«
    Elizabeth streckte ihre blassen, schlanken Hände nach mir aus, griff aber hilflos wedelnd ins Leere. Als sie sich auf mich zu bewegte, hielt Keller sie zurück.
    »Nick, halten Sie Elizabeth fest«, wies er mich an. »Geht das? Halten Sie ihre Hände nach oben.«
    Ich stellte mich hinter Elizabeth und tat, was Keller von mir verlangt hatte. »Nicht bewegen«, füsterte ich in Elizabeths Ohr. »Ich bin hier bei dir.«
    Über ihre Schulter hinweg sah ich die Zeitschaltuhr, eine billige Stoppuhr aus Plastik, die an einem Handy hinter einem der C4-Pakete befestigt war.
    Fünfundvierzig Sekunden!
    Und die Zeit lief in die falsche Richtung …
    Keller hatte keine Zeit zum Nachdenken. Er improvisierte und zog wie ein Telefonist auf Speed einen Zünddraht nach dem anderen heraus.
    »Wie viel Zeit?«, fragte er.
    »Vierzig Sekunden!«, sagte ich.
    Er zog den nächsten Draht heraus. Noch drei waren übrig. Dann zwei. Mein Blick schoss zwischen der Zeitschaltuhr und seinen Händen hin und her.
    »Reden Sie mit mir«, verlangte er.
    »Dreißig Sekunden!«
    Keller war am letzten Draht angelangt. »Nur noch einen«, füsterte er. »Komm schon, jetzt …«
    Er umfasste den Sprengstoff, damit dieser sich nicht bewegte.
Er brauchte jetzt nur noch den Draht herauszuziehen, wie er es mit allen anderen getan hatte.
    »Scheiße!«, schimpfte Keller.
    Der Draht bewegte sich nicht.
    »Ziehen Sie fester!«, rief ich.
    »Tu ich!«, rief er zurück. »Er muss ihn festgeklebt haben.«
    Fünfundzwanzig Sekunden!
    Keller blickte zuerst mich an, dann zur Tür des Zuges hinaus. Ich sah seinem Gesicht die zündende Idee an. Die letzte Rettung? Hoffentlich.
    »Wohin wollen Sie?«, fragte ich ihn.
    Er rannte bereits den Waggon entlang zur Fahrerkabine. Sekunden später ruckelte der Zug und bewegte sich auf den Gleisen weiter.
    »Heben Sie sie hoch!«, bellte er, als er zu uns zurückrannte.
    »Was?«
    »Heben Sie sie vom Boden hoch! Los! Sofort!«
    »Bitte tu es!«, drängte jetzt auch Elizabeth.
    Ich packte Elizabeth an den Ellbogen und hievte sie nach oben. Keller zog die Bombe über ihre Hüfte, ihre Beine und ihre Füße nach unten.
    Verdammt! Jetzt sah ich die Zeitschaltuhr nicht mehr. Keller deutete zur Tür hinaus, wo

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