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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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Autofenster.
    Wie heißt Rache auf Russisch?

102
    Bruno Torenzi erkannte nicht die Stimme, doch an dem Lauf der Waffe, die der Kerl ihm gegen die Schläfe gerammt hatte, bestand kein Zweifel.
    »Leg deine Hände aufs Armaturenbrett«, befahl Ivan Belova. »Langsam. Sehr, sehr langsam.«
    Widerwillig folgte Torenzi dem Befehl, während LaGrange den Schlüssel aus dem Zündschloss zog und die Fahrertür öffnete. »Es tut mir leid, Bruno«, sagte er, bevor er ausstieg. »Erinnerst du dich an das San Sebastian Hotel? Die Sache hast du völlig vermasselt, du immer geile Drecksau.«
    Belova, eine besser angezogene und schlankere Version von Boris Jeltsin, behielt Torenzi fest im Auge. Er hatte nicht die Absicht, dem Profikiller die geringste Blöße zu zeigen. Dass man sich bei dem Italiener keinen Fehler erlauben durfte, hatten seine beiden Söhne in besagtem Hotel in Manhattan auf die harte Tour gelernt.
    »Du weißt, wer ich bin?«, fragte er mit schwerem russischem Akzent. Er war der Kopf der kriminellen Belova-Familie. Ja, genau. Diese Familie war der US-Zweig der Solntsevskaya Bratva, einer der mächtigsten kriminellen Familien in Moskau.
    »Nein«, antwortete Torenzi, der wohlweislich starr geradeaus durch die Windschutzscheibe blickte.
    »Es waren meine Söhne, die du in dem Hotelzimmer umgebracht hast, mein Fleisch und Blut«, erklärte er gleichermaßen voller Wut und Verzweiflung. Er war sein eigener Molotow-Cocktail kurz vor der Explosion.
    Belova wartete auf irgendeine Reaktion von Torenzi, einen
überraschten Blick, vielleicht sogar Bedauern. Nicht dass es einen Unterschied gemacht hätte, Belova hatte nicht vor, seinen Plan zu ändern. Keine Chance auf Begnadigung des italienischen Mörders.
    Trotzdem hatte Belova mit der Antwort, die er erhielt, als Letztes gerechnet.
    »Die beiden waren Nieten. Sie hatten es verdient.«
    »Hurensohn!«, rief Belova und spannte den Hammer seiner Makarov PM.
    »Moment!«, rief LaGrange, der hinter Belova stand, noch lauter.
    »Was ist los?«, fragte Belova ungeduldig nach hinten. Er war immer noch nicht bereit, seinen Blick von Torenzi abzuwenden. Er wusste, wie todbringend dieser Mann sein konnte.
    »Auf keinen Fall im Wagen«, verlangte LaGrange. »Es sei denn, du willst hinterher selbst putzen.«
    Belova nickte widerstrebend und streckte seine freie Hand aus, mit der er die Beifahrertür öffnete. Dann trat er zur Sicherheit ein paar Schritte zurück.
    »Aussteigen«, verlangte er.
    Erst jetzt drehte Torenzi den Kopf, gewährte Belova aber nur einen kurzen Blick, als er ausstieg. LaGrange hingegen funkelte er auf eine Weise an, die selbst den Teufel zum Stottern gebracht hätte.
    »Wie viel?«, fragte er. Für wie viel hast du mich verkauft?
    LaGrange blickte auf den Boden zwischen seinen Füßen, ohne zu antworten.
    Schließlich sah Torenzi Belova an, ohne einmal zu blinzeln. Er fehte nicht um Gnade, bettelte nicht um Vergebung.
    »Umdrehen«, befahl Belova. »Zeig mir deinen Pferdearsch.«

    Torenzi schüttelte unnachgiebig den Kopf. »Nein. Du siehst mich an, wenn du es tust.«
    Mit diesen Worten verschränkte er die Hände hinter seinem Rücken und ließ sich auf die Knie sinken. Und als wäre das nicht schon genug, öffnete er seinen Mund sperrangelweit.
    Völlig schräg drauf bis zum bitteren Ende.
    Belova trat vor und schob den Lauf seiner Makarov PM bis zu Torenzis Backenzähnen. Er war der Boss in seiner Familie; seit mehr als zehn Jahren hatte er niemanden mehr selbst umgebracht. Er war es weit eher gewohnt, den Befehl dazu zu erteilen, und nicht, ihn in die Tat umzusetzen.
    Das Ergebnis war eine Pause, die nur den Bruchteil einer Sekunde dauerte. Ein Augenblinzeln. Die Chance, auf die Torenzi gebaut oder zumindest gehofft hatte.
    Jetzt!
    Torenzi ließ den Kopf zur Seite schnellen, so dass die Mündung gegen die Innenseite seiner Wange drückte, als der überraschte Belova den Abzug betätigte. Die Kugel riss ein münzgroßes Loch in Torenzis Wange, so dass nur sein Fleisch durch die Luft fog, nicht sein Hirn.
    Während er nach hinten fiel, griff er unter sein Hosenbein, nach dem an seinem Schienbein befestigten Stiletto. Die Klinge, die er dem russischen Arschloch tief in den Oberschenkel stieß, traf auf Knochen.
    Belova schrie vor Schmerzen und sackte zu Boden. Die Waffe fiel aus seiner Hand. Torenzi schnappte sie sich und schoss Belova direkt in die Kehle, bevor er den Arm herumriss, um einen zweiten Schuss auf LaGrange abzugeben.
    Doch LaGrange war

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