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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bild stand ihm so lebhaft vor Augen, dass er kurz erstarrte.
    Er wagte es nicht, auch nur daran zu denken, dass sie möglicherweise alle vom Wasser mitgerissen worden waren.
    Er schaute sich um und versuchte, sich ein Bild zu machen. Es war hoffnungslos.
    Sie konnten den Bus nicht umfahren, ohne dabei zu riskieren, selbst stecken zu bleiben oder gar fortgerissen zu werden. Joe sah flussaufwärts, Nate flussabwärts. Nirgends eine Chance, ans andere Ufer zu gelangen.
    Â»Gibt es noch eine Zufahrt?«, fragte Nate und musste schreien, obwohl Joe kaum einen Meter neben ihm stand.
    Joe schüttelte den Kopf. Alle Straßen waren überflutet, schlimmer noch als diese.
    Er erwog, die Ranch aus der Gegenrichtung anzusteuern, also den Weg zurückzufahren, den sie gekommen waren, bis Saddlestring zu rasen, den Highway ins nächste County zu nehmen und sich der Thunderhead Ranch von dort zu nähern. Aber auch der Highway verlief an einem Abschnitt am Fluss entlang und war vermutlich überflutet. Überhaupt würde es Stunden dauern, die Ranch auf diesem Umweg zu erreichen.
    Joe watete ins Wasser und prüfte die Strömung in der Hoffnung, irgendwie ans andere Ufer zu gelangen. Vielleicht konnte er sich am Bus entlang nach vorne arbeiten, sich von der Strömung aufrecht gegen das Fahrzeug drücken lassen und von dort ans andere Ufer kommen. Er stand bis zu den Knien im Wasser, als ihn etwas – ein Ast? ein Brett? – am Schienbein traf und ihm den Boden unter den Füßen wegriss. Joe stürzte rücklings in die eisige Flut, und seine Schrotflinte flog durch die Luft. Die Strömung zog ihn sofort unter Wasser, und sandiges Wasser drang ihm in Mund und Nase.
    Er spürte, wie er mit großer Geschwindigkeit flussabwärts gerissen wurde. Als er die Augen öffnete, war da nur schäumendes Braun, und er wusste nicht, ob sein Gesicht nach oben oder unten sah.
    Etwas Festes stieß gegen seinen Arm, eine Wurzel mit glatter, aber knotiger Oberfläche. Er griff danach, bekam sie zu fassen und schaffte es, sich festzuhalten. Stück für Stück zog er sich daran hoch. Er hatte noch immer Wasser im Mund und mühte sich, nicht zu schlucken, bis er den Kopf endlich aus dem Fluss bekam. Dann spuckte er aus und keuchte.
    Er wandte den Kopf und sah Nate fünfzehn Meter entfernt am Ufer angelaufen kommen.
    Joe richtete sich auf, kletterte an der Wurzel entlang aus dem Fluss, umarmte den Stamm der alten Pyramidenpappel wie ein Liebender und stand um Atem ringend da.
    Â»Das war keine so gute Idee«, meinte Nate, als er ihn erreichte.
    ***
    Joe zitterte, als sie wendeten und den Hügel wieder hinauffuhren.
    Â»Es gibt nur einen Weg zur Ranch«, sagte er mit klappernden Zähnen.
    Â»Den Fluss?«, fragte Nate.
    Â»Ja.«
    Â»Das überleben wir nicht.«
    Â»Möglich. Soll ich dich bei dir absetzen?«
    Nate sah ihn voller Verachtung an.
    Â»Ich rudere«, sagte Joe, »du schöpfst Wasser.«
    ***
    Joe setzte mit dem Ranch-Pick-up an die Garage seines alten Hauses zurück, und Nate sprang aus dem Wagen. Binnen fünf Minuten war der Anhänger mit dem viereinhalb Meter langen, leckgeschlagenen Driftboot angekuppelt. Es stand randvoll mit Wasser, und der Motor des Pick-ups hatte so seine Mühe mit dem zusätzlichen Gewicht. Obwohl es Zeit kostete, hielt Joe an, damit Nate den Stöpsel am Heck ziehen konnte. Sie erreichten den Highway, und auf der Fahrt strömte das Wasser aus dem Boot. Joe wünschte, er wäre mit dem Ausbessern der Lecks fertig geworden.
    Â»Warst du jemals zuvor mit so einem Boot auf so einem Fluss unterwegs?«, fragte Nate, als sie mit dem Anhänger zur Anlegestelle zurücksetzten.
    Â»Nein.«
    Â»Das ist praktisch Wildwasser.« Nate betrachtete die schäumende Oberfläche, aus der das Wasser wild in die Luft schoss. Weiter flussabwärts waren einige mächtige Wellen zu erkennen.
    Â»Wo sind die Rettungswesten?«
    Â»In der Garage«, sagte Joe.

29. KAPITEL
    Es war ein Ritt auf einer Rakete.
    Nate hockte im Bug, klammerte sich an die Seitenwände und sollte Joe, der an den Rudern saß, durch Schreie und Gesten vor Steinen und Treibgut warnen, vor ausgewachsenen Bäumen, toten Rindern, einem toten Pferd, einem alten Plumpsklo. Joe konnte den meisten Hindernissen ausweichen, indem er wild rückwärts ruderte und dabei den Bug von der Gefahrenquelle wegsteuerte. Dann aber knallten sie so

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