Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Laden.«
    Â»Aber Sie haben Familie?«
    Â»Frau und zwei Kinder, aber was hat das damit … «
    Â»Schön, dass ich Ihnen eine Freude machen konnte«, unterbrach ihn Keeley, riss das Lenkrad herum und trat das Gaspedal durch. Während er den Hügel hinauf zum Schneezaun fuhr, sah er im Rückspiegel, wie der Cowboy ihm nachblickte und noch immer äußerst belustigt den Kopf schüttelte.
    Oben angekommen hielt er an, stieg nahe des etwa drei Meter hohen Zauns aus und blickte über den Hang. Der Cowboy hatte sich inzwischen von ihm abgewandt und ritt weiter in die Senke hinunter, dem Vieh entgegen.
    Keeley ging ein paar Schritte und musterte die Umgebung. Er hatte noch nie eine so trostlose und schäbige Gegend gesehen. Sie erinnerte ihn an einen dieser alten Western, nur dass es hier noch schlimmer war. In Filmen war die Wüste stets heiß und trocken. Doch diese Gegend hier war hoch gelegen und rau, und es lag schmutziger Schnee. Die Wüste ist mir lieber, dachte er, da ist es immerhin warm. Und abgesehen von dem lachenden Cowboy dort unten war Keeley, so weit das Auge reichte, der einzige Mensch auf Erden. Auf dem Highway war nicht ein Auto unterwegs.
    Keeley lud das Gewehr durch, sah kurz das Messing aufblitzen, als die Patrone in den Lauf glitt, zielte über die Motorhaube des Pick-ups, beugte sich über den Sucher, nahm einen Punkt knapp unter dem Nacken des Cowboys ins Fadenkreuz – einen Streifen grellrosa Haut zwischen Schal und Kragen – und drückte ab.
    Der Schuss knallte, ein wütendes, schrilles Geräusch, und der Cowboy kippte seitlich vom Pferd. Keeley sah zu, wie der Hund angetrottet kam und ihm das Gesicht leckte. Dieser Anblick hätte ihm fast ein schlechtes Gewissen bereitet, bis ihm klar wurde, dass das verdammte Vieh das Blut ableckte. Also erschoss er auch ihn.
    Dann setzte er sich mit dem gestohlenen Gewehr wieder in den gestohlenen Pick-up, sagte »Scheiß Cowboy« und lenkte den Wagen zurück auf den Highway, um weiter in Richtung Norden zu fahren und diesen Jagdaufseher aufzuspüren.

7. KAPITEL
    Zwei Tage später stieß Marybeth Pickett morgens nach ihrem Spaziergang die Haustür auf und winkte mit der Zeitung, dem Saddlestring Roundup . Joe und die Mädchen saßen beim Frühstück.
    Â»Wacey Hedeman ist tot, dieser Mistkerl.« Sie zeigte Joe die Titelseite.
    Â»Gut!«, erklärte Sheridan.
    Â»So was sollte man eigentlich nicht sagen, Sherry«, meldete sich Lucy.
    Â»Aber wenn es doch so ist«, widersprach ihre Schwester erbittert. »Ich hasse ihn – habe ihn gehasst.«
    Joe warf seiner Frau einen raschen Blick zu. Er konnte ihr ansehen, dass sie Sheridans Haltung teilte. Denn Wacey hatte auf die schwangere Marybeth geschossen, und so hatten die Picketts ein Kind verloren.
    Â»Weißt du, wie es ist, jemandem Böses zu wünschen?«, fragte sie. »Seit Wacey mich angeschossen hat, hab ich ihm nichts als Leid gewünscht. Jetzt aber zu lesen, dass er tatsächlich tot ist… ist seltsam. Ich fühle mich irgendwie betrogen. Ich wollte, dass er weiß, wie sehr ich ihn hasse.«
    Joe war nicht überrascht über Sheridans und Marybeths Reaktion, aber es war beunruhigend, wie offen und einvernehmlich sie ihre Wut zur Schau stellten.
    Er sah Lucy an und versuchte abzuschätzen, was sie von all dem hielt. Lucy blickte zwischen Mutter und Schwester hin und her. Sie war damals drei Jahre alt gewesen, Sheridan dagegen schon sieben. Lucy schien mit den Bemerkungen gut klarzukommen, wohl weil diese Wacey-Hedeman-Sache Teil der Familiengeschichte war und sie damit groß geworden war.
    Â»Er soll eine Art Infarkt gehabt haben«, sagte Marybeth beim Lesen des Berichts. »Das wird noch untersucht. Möglicherweise ist er vergiftet worden.«
    Â»Vergiftet? Von einem anderen Häftling?«, fragte Joe.
    Â»Darüber steht hier nichts. Und wenn ich bedenke, was er uns angetan hat, ist es mir auch wirklich egal.«
    Â»Aber wir sind stark!«, sagte Lucy und wiederholte damit einen Satz, der ihr über die Jahre oft zu Ohren gekommen war. Marybeth musste lächeln und wischte sich eine Träne von der Wange.
    Â»Wir sind stark«, bestätigte sie.

MAI
    Wir haben die übrige tierische Schöpfung versklavt und unsere fernen Verwandten in Pelz und Federn so schlecht behandelt, dass sie – könnten sie eine Religion formulieren – den Teufel

Weitere Kostenlose Bücher