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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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dort im Zuge des Flözgasbooms angeblich viel zu tun gebe.
    Â»Pinedale«, hatte Hoot gesagt, als sie nach Betrachtung der toten Tiere wieder reingegangen waren und er sich nur zu gern einen zweiten doppelten Bourbon von Keeley spendieren ließ, »da muss man hingehen, wenn man in der Gasförderung arbeiten will. Ich hab gehört, dort kann man sechzigtausend im Jahr nur mit Herumstehen verdienen, und wenn man im Gehen furzen kann, zahlen sie schon siebzigtausend.«
    Keeley gab Hoot Schnäpse aus, bis der Kojotenjäger schließlich den Kopf auf den Tresen legte und einschlief. Dann ging er wieder raus und stahl ihm die Mini-14 und eine Packung Armee-Munition mit über fünfhundert Schuss.
    Er war durch die Dunkelheit in Richtung Norden gefahren, bis er irgendwann glaubte, auf dem Mond zu sein, und ihm auffiel, dass ihm seit über einer Stunde keine Scheinwerfer mehr begegnet waren. Also hielt er am Straßenrand, wickelte sich in eine Decke, die hinter der Sitzbank lag, bedeckte damit auch das Gewehr und schlief ein.
    ***
    Und als er dann erwachte, sah er nichts als karge, offene, endlose Weite. Und den Zaun.
    Als er nun mit seinem Pick-up auf den Zaun zusteuerte und dabei viele verharschte Schneewehen passierte, die sich im Schatten zweier Hügel aneinanderreihten, sah er einen echten Cowboy auf einem echten Pferd und glaubte, mitten in einem Western aufgewacht zu sein.
    Der Cowboy trug einen langen, schweren Mantel und einen breitkrempigen Hut, und hinter ihm lief ein Hund. In Richtung der Shirley Mountains sah Keeley einen am Hang geparkten Pick-up mit Pferdeanhänger in der Morgensonne glänzen.
    Unten in der Senke weideten Kühe, und der Cowboy wollte vermutlich zu ihnen hinunterreiten, vielleicht um sie zusammenzutreiben oder zu zählen. Was echte Cowboys eben so machten. Keeley war sich da nicht sicher. Im Film waren sie immer in der Stadt und gerade von irgendwo gekommen.
    Der echte Cowboy hielt sein Pferd an und drehte sich um, als er das Auto kommen hörte.
    Keeley bremste und stieg aus, doch der Hund kläffte ihn an. Er bellte derart aggressiv, dass er dabei steifbeinig über den Boden ruckte. Keeley sprang wieder in den Wagen, schloss die Tür, öffnete das Fenster und hörte den Cowboy sagen: »Tut mir leid. Achten Sie nicht auf ihn. Der beißt nicht.«
    Bis auf Mantel, Schal und Hut war sein Aussehen gewöhnlich, er sah aus wie jeder andere auch, wie ein Schuhverkäufer oder so. Er trug eine Drahtbrille mit Rundgläsern und einen struppigen Schnurrbart. Seine Wangen glühten der morgendlichen Kälte wegen knallrot.
    Keeley kurbelte sein Fenster ganz herunter, stieg aber nicht aus.
    Â»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Mann.
    Keeley wies auf den Hügel. »Ich hab mich gewundert, was das für ein Zaun ist. Wird der nicht mehr fertig gebaut?«
    Der Cowboy sah ihn kurz an und prustete los. Keeley spürte Wut in sich aufsteigen. Der verdammte Cowboy lachte immer weiter und hob sogar die behandschuhte Rechte, um sich eine Träne aus seinem dummen Schuhverkäufergesicht zu wischen.
    Â»Sie veräppeln mich, oder?«
    Â»Ich schätze nein«, erwiderte Keeley weit ruhiger, als er es für möglich gehalten hätte.
    Â» Wird der nicht mehr fertig gebaut? «, wiederholte der Cowboy. »Verzeihung, aber so was Lustigstes hab ich selten gehört. Das ist ein Schneezaun – so einen sehen Sie offenbar zum ersten Mal.«
    Â»Ein Schneezaun? Aber der ist doch aus Holz.«
    Daraufhin brach der Cowboy erneut in schallendes Gelächter aus, und der Zorn kochte in Keeley auf – über sich selbst und über diesen berittenen Schuhverkäufer, der sich ausgedrückt hatte, als meinte er einen Zaun aus Schnee, was natürlich blödsinnig war.
    Â»Sie bringen mich ins Grab, Mister«, japste der Cowboy.
    Keeley blickte in die Ferne, auf eine einzelne Wolke, die eigentlich nur ein dünner Streifen im hellen Blau war und an Eiweiß in heißem Wasser erinnerte. Er fragte: »Haben Sie Verwandte hier?«
    Â»Was?« Diese Frage ließ den Reiter innehalten.
    Â»Arbeiten Sie für einen Rancher, oder gehört Ihnen dieses Land?«
    Der Cowboy kniff die Augen zusammen. Die Frage hatte ihn offensichtlich aus dem Konzept gebracht. »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, sagte er und setzte hinzu: »Das ist ein Gemeinschaftsbetrieb. Ich und sechs andere verwalten den

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