Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
das Treffen gebeten, sich ansonsten aber in Schweigen gehüllt, und Joe war gespannt.
    Â»Mag sein, dass sich da etwas zusammenbraut, mit dem keiner von uns gerechnet hat«, hatte Robey am Handy zu Joe gesagt. »Je tiefer ich grabe, desto schlimmer wird es.«
    Â»Worum geht’s denn?«, hatte Joe gefragt.
    Â»Nicht am Telefon, auf keinen Fall.«
    Â»Im Ernst? Denken Sie, jemand könnte mithören?«
    Â»Man weiß nie«, hatte Robey erwidert und aufgelegt.
    ***
    Nachdem sie nach der Schule Nate Romanowskis Falken gefüttert hatten, brachten Joe und Sheridan Julie nach Hause zur Thunderhead Ranch. Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen ein gelber Ford. Der Fahrer kam Joe bekannt vor. Seine harte, verkniffene Miene weckte eine unangenehme Erinnerung in ihm, ohne dass er sie einordnen konnte. Anders als die meisten Fahrer, denen man auf einer der Nebenstraßen begegnete, hielt der Mann nicht an, ja, grüßte nicht einmal. Joe beobachtete im Rückspiegel, wie der gelbe Ford verschwand.
    Â»Wer war das?«, fragte er Julie.
    Sie zuckte die Achseln. »Keiner von unseren Pick-ups.«
    Als sie sich dem Ranchhaus näherten, meinte Julie zu Sheridan: »Hast du schon gefragt?«
    Â»Noch nicht.«
    Â»Was gefragt?« Joe wandte sich den Mädchen zu, dachte jedoch nach wie vor voller Argwohn an den gelben Ford.
    Sheridan drehte sich zu ihrem Vater. »Darf ich in ein paar Wochen mal bei Julie übernachten?«
    Bei Schulfreunden zu schlafen, war unter Achtklässlern der Renner. Es verging kaum ein Wochenende, an dem Sheridan nicht eingeladen war, mit fünf, sechs weiteren Mädchen irgendwo anders zu übernachten. Es war so eine Art Gemeinschaftsritual und hatte eine Gruppendynamik entwickelt, der gegenüber Joe hilflos war. Dankbar überließ er Marybeth die Planung und Koordination dieser Dinge. Marybeth bedauerte, dass ihre ältere Tochter inzwischen das Zusammensein mit Freunden der Gesellschaft ihrer Familie vorzog.
    Â»Warum fragst du das mich?«, gab er zurück.
    Â»Weil Mom es vielleicht nicht erlaubt«, gab Sheridan zu.
    Darauf wollte Joe sich nicht einlassen. »Das müssen wir später besprechen.«
    Â»Ach bitte, Dad … «
    Er hasste es, wenn sie ihm so kam, weil er dann jedes Mal dazu neigte, ihr nachzugeben. Sheridan konnte ihn so rasch um den Finger wickeln, dass sogar er sich dessen schämte.
    Â»Später«, wiederholte er.
    Â»Ich ruf dich an«, sagte Sheridan seufzend zu ihrer Freundin und tätschelte ihren Arm. Julie warf Joe einen flehenden Blick zu, und er zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Die Entscheidung liegt nicht bei mir.

9. KAPITEL
    In der Woche darauf war Joe auf einem schlammigen Feldweg in den Breaklands, um eine vorläufige Zählung der Maultierhirsch-Population anzustellen, als ihn das Gefühl beschlich, beobachtet zu werden. Der Morgen war frisch und trocken. Es hatte noch mal geschneit, und nun schmolz der Schnee in der sich erwärmenden Luft, und der ausgetrocknete Boden sog die Feuchtigkeit begierig auf. Bis zum späten Nachmittag – so fürchtete Joe – wäre die Erde dann wieder so knochentrocken wie schon das ganze Jahr. Es bräuchte viel mehr Regen und Schnee, um der fortschreitenden Verödung des Bodens entgegenzuwirken, die das fünfte Dürrejahr in Folge bewirkte.
    Den Vormittag über hatte er trächtige Hirschkühe gezählt. Die meisten Kitze würden erst im Juni zur Welt kommen, doch schon jetzt ließ sich sagen, dass es erneut ein schlechtes Jahr für den Rotwildbestand werden würde. In guten Jahren kamen auf hundert Hirschkühe achtzig Kitze. Zum jetzigen Zeitpunkt lag der Anteil der trächtigen Tiere gerade mal bei der Hälfte. Nicht die Jagd oder die zunehmende Erschließung des Landes, sondern die anhaltende Dürre hatte große Auswirkungen auf den Bestand. Er würde empfehlen, in seinem Bezirk geringere Abschusszahlen für Rotwild zu genehmigen, was ihn bei den hiesigen Jägern nicht gerade beliebt machen würde.
    Joe musterte den Horizont und versuchte herauszufinden, wer ihn beobachtete, entdeckte aber niemanden und tat die Sache ab.
    Sein Handy klingelte.
    Â»Raten Sie, wer dran ist«, sagte Special Agent Tony Portenson vom FBI .
    Portenson kam eigentlich aus Brooklyn, und sein New Yorker Akzent verstärkte sich sogar noch, je länger er in Wyoming stationiert war.
    Â»Hallo Tony. Wo sind

Weitere Kostenlose Bücher