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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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er in der Ferne erkennen konnte, waren Rücklichter, die auf der Bighorn Road gen Osten verschwanden, in Richtung der Berge also, weg von der Stadt.
    Â»Was war das, Schatz?«, fragte Marybeth.
    Joe schüttelte den Kopf. »Keiner mehr da, aber es sieht so aus, als wäre jemand hier gewesen.«
    Â»Dad«, Lucy kam mit ihrer Schwester nach draußen, »da ist was an der Tür.«
    Â»O Gott«, keuchte Sheridan und schlug die Hände vor den Mund, als sie erkannte, was es war.
    Nun sah es auch Joe, und es verschlug ihm den Atem.
    Jemand hatte mit einem abgenutzten Steakmesser ein kleines Tier an die Tür geheftet. Der Kadaver war lang und dünn, ähnelte einem Frettchen und hatte einen schwarzen Streifen am Rücken: Es handelte sich um ein Miller-Wiesel, ein Tier, das lange als ausgestorben gegolten hatte. Und eben dieses Tier war vor einigen Jahren der Grund dafür gewesen, dass Sheridan terrorisiert und Marybeth angeschossen worden war.
    Und jemand, der darüber Bescheid wusste, hatte so ein Wiesel an ihre Tür geheftet.

11. KAPITEL
    Am nächsten Morgen ging Joe laufen, fütterte die Pferde, holte die Zeitung ins Haus, brachte die Mädchen zum Schulbus (durch die Hintertür, um ihnen den Anblick des Miller-Wiesels zu ersparen), ging zwischen Wohnzimmer und Küche auf und ab und wartete darauf, dass es endlich acht Uhr wurde und er in der Zentrale in Cheyenne anrufen und darum bitten konnte, mit Randy Pope verbunden zu werden. Er war wütend.
    Â»Der Direktor ist in einer Besprechung«, erklärte Popes Vorzimmerdame knapp. Joe fand sie unsympathisch mit ihrer abweisenden und unterkühlten Art.
    Â»Können Sie ihn da bitte rausholen?«
    Â»Handelt es sich um einen Notfall?«
    Für mich ja , dachte Joe. Also bejahte er die Frage, obwohl er wusste, dass Pope das anders sehen würde.
    Während Joe wartete, hörte er Glen Campbell vom Wichita Lineman singen. Die Musik war eine weitere Neuerung seit Popes Amtsübernahme, doch die Liederauswahl schien nicht bloß aus einer früheren Epoche, sondern obendrein von einem anderen Planeten zu stammen.
    Pope kam an den Apparat. »Fassen Sie sich kurz, Joe.«
    Â»Jemand hat ein Miller-Wiesel getötet und es mir letzte Nacht an die Haustür geheftet. Ich habe gestern Abend den Notruf in Cheyenne gewählt, und die haben mir gesagt, es dürften keine Telefonate zu Ihnen durchgestellt werden.«
    Â»Allerdings, Joe«, erwiderte Pope nicht ohne Schärfe. »Ich war beim Abendessen im Haus des Gouverneurs. Es diente dazu, einander kennenzulernen, und ich hatte die Zentrale angewiesen, mich nicht zu stören.«
    Joe seufzte. »Randy, wenn Sie mein direkter Vorgesetzter sein wollen und von mir verlangen, vorab für alles, was ich tue, Ihre Genehmigung einzuholen, müssen Sie erreichbar sein. Oder Sie lockern die Zügel und lassen mich meine Arbeit machen.«
    Marybeth kam mit der Zeitung an Joes offener Bürotür vorbei und hob mahnend eine Braue.
    Â»Sie sprechen mit Direktor Pope «, korrigierte Pope ihn aalglatt. »Sagen Sie mir noch mal, was geschehen ist und was Sie vorhaben?« Joe merkte, dass sein Gesprächspartner die Worte sorgfältig wählte, und schwor sich, das auch zu tun. Wenn er mit Pope sprach, lief er stets Gefahr, etwas zu sagen, das ihm einen Verweis oder die Suspendierung eintragen konnte.
    Â»Jemand hat mit einem Messer ein totes Miller-Wiesel an meine Haustür geheftet … «
    Â»Das Haus ist Eigentum der Jagd- und Fischereibehörde«, unterbrach ihn Pope. »Es gehört nicht Ihnen.«
    Joe blieb stehen und schloss die Augen. Das war Popes Methode: irgendeine unverfrorene Bemerkung völlig unverblümt in den Raum zu werfen, die das Gespräch von vornherein sabotierte.
    Â»Das weiß ich«, erwiderte er matt. »Und da das Haus Ihnen gehört – wie steht’s mit einem neuen Heizkessel? Wie wäre das? Oder mit der Isolierung der Mauern? Oder damit, all die Ritzen zu schließen, durch die der Wind pfeift?«
    Marybeth stand im Flur und lauschte dem Gespräch. Ihm war klar, dass sie amüsiert, aber auch besorgt war.
    Â»Joe … «
    Â»Verstehe, darüber wollen Sie nicht reden. Sprechen wir stattdessen über das Tier an meiner, äh … an unserer Tür. Wie Sie wissen, ist das Miller-Wiesel eine gefährdete Art. Aber das ist nicht alles. Hier geht’s um was

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