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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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sickerten neue Geschichten durch. Es hieß, Hank und Arlen hätten jeweils mehr Männer angestellt, als sie für den laufenden Betrieb brauchten. Niemand bezweifelte, dass diese Männer in einem unumschränkten Kampf um den Besitz der Familienranch und um die Herrschaft über sie als Söldner dienen würden. An den Toren wurden Schlösser angebracht, über die Zäune hinweg Beschimpfungen ausgetauscht. Ranchfahrzeugen wurde Zucker in den Tank gekippt. Bewässerungsventile wurden zur Unzeit geschlossen oder geöffnet, oder das Wasser wurde von einer Seite der Ranch auf die andere umgeleitet.
    Robey berichtete Joe, Arlens neuer Vorarbeiter habe behauptet, von Hanks Seite beschossen worden zu sein; die Kugel sei durch die heruntergekurbelte Scheibe der Fahrertür geflogen, habe seine Nase nur knapp verfehlt und sei durchs offene Beifahrerfenster wieder ausgetreten. Da es für den Schuss keinerlei Beweise gab und nur die eingekotete Jeans des Arbeiters auf eine massive Einschüchterung hindeutete, hatte McLanahan die Strafanzeige zu den Akten gelegt.
    Dann beschwerten sich zwei von Hanks Leuten, sie seien von einem Pick-up, der eindeutig Arlen Scarlett gehört habe, vom Highway gedrängt worden. Aber es hatte sich kein Pick-up gefunden, auf den ihre Beschreibung zutraf.
    Ein Leitartikel im Saddlestring Roundup enthielt eine lange Liste von Vorfällen, die sich angeblich zwischen den Brüdern auf der Ranch zugetragen hatten. Der Beitrag endete mit der Frage: »Muss man etwa die Nationalgarde von Wyoming rufen, um ein Blutbad zu verhindern?«
    ***
    Â»Und – für wen entscheidest du dich?«, fragte Joe.
    Marybeth schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Am liebsten würde ich keinen von beiden nehmen.«
    Â»Das wäre doch möglich, oder?«
    Â»Leider nein. Das würden beide als Brüskierung werten. Arlen und Hank bestehen darauf, dass man sich zwischen ihnen entscheidet.«
    Was unausgesprochen blieb: Egal, für welche Seite Marybeth sich entschied – die Erträge ihres Unternehmens würden steigen, und davon würde die Familie profitieren. Marybeth zahlte möglichst viel Geld in die College-Fonds von Sheridan und Lucy ein, und Hank oder Arlen auf der Kundenliste zu haben, würde ihre Einkünfte erheblich steigern. Da der Staat Joes Gehalt bei 32 000 Dollar eingefroren hatte, konnte er kaum etwas in die College-Fonds einzahlen, und das beschämte ihn und hinterließ Schuldgefühle.
    Â»Meine Mutter und Arlen sitzen im Verwaltungsrat der Bibliothek«, sagte Marybeth. »Sie sind recht gut befreundet. Arlen erwartet vermutlich, dass ich mich auf seine Seite schlage, und meine Mutter erwartet es sowieso.« Sie seufzte. »Ich schätze, ich entscheide mich für Arlen.«
    Joe zuckte zusammen. Letzten Herbst hatte Marybeths Mutter, die frühere Missy Vankueren, Bud Longbrake geheiratet, einen der bekanntesten Rancher im Tal. Es war ihre vierte Ehe, und sie hatte stets eine bessere Partie an Land gezogen. Missy hatte sich mit einem Enthusiasmus und Elan in ihre neue Rolle als begüterte Matriarchin gestürzt, die Joe so beeindruckend wie Furcht-teinflößend fand. Anscheinend saß sie in jedem Vorstand, mischte bei allen ehrenamtlichen Einrichtungen mit und war im Vorsitz so gut wie jeder Wohltätigkeitsveranstaltung. Sie war sogar auf irgendeine Art und Weise am Anbau des Museums von Twelve Sleep County beteiligt, der Scarlett-Flügel heißen sollte. Missy hatte Joe nie gemocht, und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit, auch wenn sie mit der Zeit eine Art widerwilligen Respekt voreinander entwickelt hatten. Missy war der Ansicht, ihre Tochter hätte es weiterbringen können. Joe sah das eigentlich ähnlich, konnte aber darauf verzichten, das ins Gesicht gesagt zu bekommen. Nicht schon wieder.
    Â»Arlen wäre ein attraktiver Kunde, und wir könnten dieses Geschäft sicher gut gebrauchen. Aber ich möchte eigentlich nichts mit den beiden zu tun haben. Dabei kann man letztlich nur verlieren«, sagte sie und legte ihren Lappen über den Rand der Spüle.
    Â»Da wir gerade davon reden«, begann Joe, »ich hab heute zwei Nachrichten aus der Zentrale bekommen. Ich wollte dir eigentlich schon vor dem Abendessen davon erzählen.«
    Sie sah ihn an und hob die Brauen.
    Â»Die Erste war von Randy Pope. Ich soll alle meine Spesenunterlagen der letzten vier Jahre erneut

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