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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Persönliches.«
    Â»Und warum soll ich mich dann einmischen?«
    Joe schloss erneut kurz die Augen und überlegte, ob er erst bis zehn zählen oder gleich aufgeben sollte. Oder nach Cheyenne fahren und Pope ins Herz schießen, was wohl die beste Alternative wäre – oder zumindest die befriedigendste.
    Â»Ich brauche grünes Licht von Ihnen, um der Sache auf den Grund gehen zu können«, sagte Joe ruhig und bemühte sich, nicht verärgert zu klingen. »Sie haben in Ihrer Kurzmitteilung geschrieben, Sie wollen informiert werden, bevor ich eine neue Untersuchung beginne, also informiere ich Sie. Ich möchte dorthin reiten, wo die letzte Miller-Wiesel-Kolonie lebt, und sehen, ob ich Hinweise finde, wer dort oben war, um eines der Tiere zu töten. Außerdem könnte ich die Hilfe unserer Ermittler gebrauchen, um herauszufinden, woher das Messer stammt. Ich kann heute schon anfangen, die Leute hier zu befragen, ob jemand etwas über den Täter weiß oder sein Auto gesehen hat.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Joe stellte sich vor, wie Pope sich in seinem Stuhl zurücklehnte und womöglich die Füße auf den Schreibtisch legte.
    Â»Joe?«, fragte Pope.
    Â»Ja?«
    Â»Es ist ein großer Unterschied, ob Sie grünes Licht erbitten oder mir mitteilen, was Sie zu tun beabsichtigen. Das ist ein gutes Beispiel für das Problem, das ich mit Ihnen und einigen anderen Jagdaufsehern habe. Sie verhalten sich, als wären Sie in Ihrem Bezirk der Einsame Ranger und würden ganz allein entscheiden, was Sie tun und wie. Kein anderer Ordnungshüter hat diesen Luxus, Joe. Jeder andere muss eine Genehmigung einholen, um etwas zu unternehmen. Können Sie sich vorstellen, dass morgens ein Hilfssheriff zur Arbeit kommt und sagt: ›Mir ist heute danach, auf die Interstate zu fahren, Raser zu schnappen und Autobahnpolizist zu spielen, statt im County zu bleiben und mich mit all den nervtötenden Beschwerden herumzuschlagen‹ – können Sie sich das vorstellen, Joe? Begreifen Sie endlich, dass die Dinge im echten Leben so nicht funktionieren, weil wir unsere Existenz gegenüber dem Gesetzgeber und der Öffentlichkeit rechtfertigen müssen. Wie kommt es, dass Sie glauben, Sie wären da eine Ausnahme?«
    Â»Das ist mein Problem.« Joe öffnete die Haustür und musterte den kleinen Kadaver, der langsam steif wurde. »Wie gesagt, es handelt sich um etwas Persönliches. Wer auch immer der Täter war – er ist sicher nicht zufällig über ein Miller-Wiesel gestolpert. Er hat gezielt danach gesucht und es dann an die Tür geheftet, um mir eine Botschaft zu übermitteln. Ich habe es seit gestern Abend nicht angerührt, da sich Fingerabdrücke oder andere Beweise daran finden könnten.«
    Â»Haben Sie vor, den Schuldigen aufzuspüren und zu erschießen, wie den Jagdführer in Jackson? Als wären Sie ein Cowboy oder Revolverheld? So läuft das bei uns nicht mehr, Joe. Das ist eine neue Behörde – und eine neue Zeit.«
    Eine neue Behörde – und eine neue Zeit . Noch so einer von Popes Slogans.
    Joe tat sich schwer, die richtigen Worte zu finden. Er wusste, dass er rot wurde. Als er zu Marybeth hochsah, bedeutete sie ihm hektisch, die Luft anzuhalten, indem sie ihre Lippen mit einem imaginären Reißverschluss versiegelte.
    Â»Rufen Sie den Sheriff an«, sagte Pope barsch. »Das hätten Sie schon gestern Abend tun sollen. Bitten Sie ihn, die Sache zu untersuchen. Schließlich fällt das in seine Zuständigkeit.«
    Â»Für diese Untersuchung fehlt es Sheriff McLanahan an Kompetenz.«
    Pope lachte leise und trocken. »Das bezweifle ich, Joe. Ich bin sicher, er schafft das. Die anständigen Bürger des Twelve Sleep County hätten ihn sicher nicht gewählt, wenn er der Blödmann wäre, als den Sie ihn gern hinstellen. Auch das ist Teil des Problems: Es untergräbt unsere Bemühungen um gute Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort, wenn unsere Mitarbeiter die Einheimischen als inkompetent bezeichnen. Wir brauchen alle mögliche Unterstützung, Joe. Sie müssen lernen, die Zusammenarbeit … «
    Joe riss den Hörer vom Ohr und knallte ihn mit solcher Wucht auf die Gabel, dass die obere Muschel abbrach. Die Verbindung war unterbrochen.
    Marybeth hatte das Ende des Gesprächs und den Knall mitbekommen und beobachtete von der Tür,

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