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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass zwei Familienväter die ganze Nacht mit Trinken verbracht hatten und wie ungewöhnlich das für sie war. Sie warfen den Scarletts vor, Umstände geschaffen zu haben, in der ihnen so ein Besäufnis nötig, ja gerechtfertigt erschien. Robey setzte zu einem Selbstgespräch über das Trinken im Allgemeinen an, wie sehr es zum Leben im gebirgigen Westen gehöre und welche Bedeutung es für das Verständnis der Kultur und Isolation habe, doch Joe wünschte ihm Gute Nacht und schickte ihn nach Hause. Er hätte seinem Freund liebend gerne ein Taxi gerufen, doch die gab es in Saddlestring nicht.
    Als er auf dem kleinen Parkplatz hinter der Bar im Dunkeln am Schlüsselbund nach dem Zündschlüssel suchte, überhörte er fast das Geräusch von Schritten, die sich über den Schotter näherten und immer lauter wurden, und begriff erst im letzten Moment, dass ihn jemand angriff. Mit finsterem Blick fuhr er herum und sah noch den Umriss einer fleischigen Faust im Mondlicht, bevor ihn diese voll ins Gesicht traf, und zwar so wuchtig, dass alles um ihn herum in einem dunklen Rot voller weißer Sternchen versank. Sein Kopf schnellte zurück und krachte gegen die Seitenscheibe seines Pick-ups. Er taumelte nach links, spürte, wie seine Beine zitterten und machte verzweifelte Ausfallschritte, um das Gleichgewicht zurückzuerlangen. Der Mann, der ihn geschlagen hatte, folgte jeder seiner Bewegungen und verpasste ihm dann aus dem Nichts einen weiteren Treffer. Der Schlag, den Joe auf dem Wangenknochen spürte, war gewaltig und schien ihm das Hirn unter orangefarbenen Blitzen aus dem Kopf zu jagen. Das Blut, das ihm aus der Nase und in den Mund lief, schmeckte heiß und salzig. Seine Knie gaben nach, und er fand sich auf allen vieren wieder; seine Handflächen gruben sich in den Schotter. Der Angreifer tat einen Schritt zurück und trat ihm dann in den Magen, als schösse er einen Elfmeter. Durch die Wucht des Trittes wurde Joe kurzzeitig vom Boden hochkatapultiert. Als er landete, waren alle seine Glieder wie aus Gummi, und sein blutiges Gesicht knallte aufs Pflaster. Die Rippen brannten, und ihm war intuitiv klar, dass womöglich einige gebrochen waren. Unter den Wagen, dachte er. Roll dich in Sicherheit. Doch in seiner Verwirrung und ohne jegliche Kontrolle über seine Arme und Beine rollte er in die falsche Richtung und war nun weiter vom Wagen weg als zuvor. Das wiederum verwirrte offenbar seinen Angreifer, der wütend » Dummes Arschloch! « brüllte. Plötzlich fand Joe sich auf Monroes schwarzen Doc-Martens-Schnürstiefeln wieder, was diesen davon abhielt, erneut zuzutreten. Er sprang zurück und löste sich von Joe. Der versuchte aufzustehen, schaffte es aber nur in eine ungelenke Hockstellung, weil ihm der blutige Kopf schwindelte, fiel in Zeitlupe hintenüber und lag wie ein in den Bauch geschossenes Tier rücklings auf dem Asphalt. Trotz der dröhnenden Kopfschmerzen dachte er noch: Du hast mich geschlagen .
    Er hörte jemanden von der anderen Seite des Parkplatzes rufen. Statt noch einen Schlag verpasst zu bekommen, vernahm er das leise Knirschen von Kies, mit dem Monroe davonging, und Hanks Stimme aus dunkler Ferne: »Gut, das reicht.«
    ***
    Jemand half ihm beim Aufsetzen, und Joe lehnte sich an einen Reifen seines Pick-ups. Sein Wohltäter war Hank.
    Â»Hier.« Er zog ein Halstuch aus der Tasche. »Säubern Sie sich damit Mund und Nase.«
    Joe nahm das Tuch.
    Â»Ich hab den Sheriff verständigt. Jeden Moment müsste jemand auftauchen.«
    Â»Sie haben angerufen?«, fragte Joe.
    Â»Das ist ja wohl das Mindeste.« Hank kauerte sich neben ihn. »Als ich sah, was Bill da tat, hab ich ihm befohlen, aufzuhören, und er ist abgehauen. Ich weiß nicht, wohin.«
    Â»Sie haben gesagt: › Gut, das reicht ‹«, erwiderte Joe.
    Â»Stimmt.«
    Â»Das klang, als hätten Sie den Angriff befohlen und wären damit vorläufig zufrieden.«
    Hank neigte den Kopf übertrieben zur Seite. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Joe. Bill hat selbstständig gehandelt. Wenn ich den verdammten Kerl auftreiben kann, bin ich der Erste, der vor Gericht bezeugt, dass er grundlos auf Sie losgegangen ist.«
    Â»Hmmm«, machte Joe. Er glaubte Hank zwar nicht, aber das Gegenteil konnte er auch nicht beweisen.
    Â»Hmmm«, äffte Hank ihn nach. »Vielleicht hätten Sie ihn nicht Mietcowboy

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