Rachedurst
Ausrüstung, die er zum Wildern verwendet hat, also seines Flugzeugs, seiner Autos und seiner Waffen. Schlimmer noch: Seine Jagdführerlizenz und sein Jagdschein könnten eingezogen werden. Da er ein groÃes Jagdunternehmen betreibt, das an mindestens drei verschiedenen Orten geführte Jagden im groÃen Stil anbietet, würde ihn das sein Geschäft kosten.«
Robey schüttelte den Kopf. »Das wird ja noch garstiger, als ich dachte.«
Joe schnaubte. »Ehe ich dem Hinweis auf Hank nachgehen kann, brauche ich natürlich die Genehmigung meines Vorgesetzten, und auf die warte ich noch immer.«
»Das ist doch wohl ein Witz«, erwiderte Robey matt.
Joe sah ihn bloà an. Er hasste dieses Gefühl: Wie Pope mit ihm umsprang, nahm ihm seine Unabhängigkeit und sein Selbstvertrauen. Aber das war sein Problem, nicht Robeys.
»Und wissen Sie was?« Er wies mit dem Flaschenhals auf Robey. »Ich glaube, was wir bisher in Sachen Scarlett gegen Scarlett gesehen haben, war erst der Anfang.«
Robey nickte. »Die nächste Stufe dieses Krieges wird die Richtung einschlagen, die Arlen vorgab, als er es auf Hanks Stellvertreter abzielte, auf den Bilanzprüfer etwa.«
»Im Gegenzug«, überlegte Joe, »könnte Hank Arlens künftige Unternehmensberatung aufs Korn nehmen, MBP Management.«
Robey setzte sich auf. »Damit rechnen Sie?«
»Es würde passen.«
In diesem Moment ging die Tür auf, und Hank Scarlett kam mit einem Rancharbeiter rein. Joe beobachtete, wie Hank einige Männer an der Bar murmelnd begrüÃte und sich auf den Hocker am Ende der Bar setzte, den Ex-Sheriff O. R. »Bud« Barnum bis zu seinem Verschwinden für sich beansprucht hatte. Hanks kleine, eng beieinanderstehenden Augen brannten wie glühende Kohlen in seinem schmalen Gesicht, als er seinen Blick durch den Raum schweifen lieÃ, blieben kurz auf Joe ruhen und wanderten weiter. Der macht Inventur, dachte Joe â der prüft, wer von den anwesenden Gästen auf seiner Seite ist und wer nicht.
»Wenn man vom Teufel spricht.« Joe bekam schmale Augen. Während er Hank musterte, schien plötzlich alles einen Sinn zu ergeben. Sechs Jahre zuvor hatte Hank nach der Entdeckung des Miller-Wiesels mit am lautesten dagegen protestiert, Bundesbehörden mit dem Schutz der Tiere zu befassen, und er hatte Joe öffentlich die Schuld am anschlieÃenden Ansturm von Biologen, Umweltgruppen und Kämpfern für den Erhalt gefährdeter Arten gegeben. Er war der Ansicht, die Sache wäre besser vor Ort gelöst worden, und meinte damit, dass alle Wiesel heimlich getötet werden sollten. So war er bisher immer bei gefährdeten Arten vorgegangen.
AuÃerdem kannte kaum jemand in Wyoming die Bighorns so gut wie Hank, besser sogar als Joe, weil er dort gejagt und jeden Quadratzentimeter erkundet hatte. Wenn einer wusste, wo inmitten dieser Wildnis sich die Miller-Wiesel-Kolonie befand, dann er. Weil Marybeth sich entschieden hatte, für Arlen zu arbeiten, ordnete Hank auch Joe dem Lager seines Bruders zu, obwohl dem gar nicht so war.
»Ihr Gesichtsausdruck gefällt mir nicht«, sagte Robey.
Joe hatte unwillkürlich das Gesicht verzogen.
»Wenn Sie glauben, Hank hat etwas mit dem Miller-Wiesel von neulich zu tun, sollten Sie das für sich behalten, solange Sie es nicht beweisen können«, setzte Robey hinzu.
Joe dachte an das von einem Steakmesser durchbohrte Tier an seiner Haustür, an den einsamen Streifen dunkelroten Bluts, der das Holz heruntergelaufen war und sich in einer Ritze gesammelt hatte, und an Sheridans tief erschrockenes Gesicht, als sie begriff, worum es sich handelte und was das bedeutete.
»Bin gleich wieder da.« Er glitt aus der Nische.
»Joe«, sagte Robey streng, doch der drehte sich nicht um, sondern näherte sich der Theke.
Hank hatte ihm den Rücken zugewandt, doch der Mann, mit dem er die Bar betreten hatte, beobachtete ihn aufmerksam. Joe musterte den Begleiter und sah ihm in die Augen. Das ist ein Schläger, dachte er. Der Mann hatte nichts von einem Cowboy. Sein Hemd spannte um den muskulösen Brustkorb, und unter den hochgekrempelten Ãrmeln kamen durchtrainierte Unterarme zum Vorschein, deren drahtige Muskelstränge unter der tätowierten Haut wirkten, als wären sie jederzeit zum Angriff bereit. Sein Gesicht war schmal und verkniffen, der Mund aber breit und die Lippen wulstig. Er
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