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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas, das wie ein alter Hühnerstall aussah. Die Fenster des Baus allerdings waren verglast, das Dach neu gedeckt. Er staunte, dass die Scarletts noch einen Hühnerstall besaßen, und wollte gerade etwas sagen, als Sheridan meinte: »Da wohnt Onkel Wyatt.«
    Joe hielt an.
    Â»Wyatt lebt in einem Hühnerstall ?«
    Â»So hat Julie es mir erzählt. Er hat einen seltsamen Tagesrhythmus, und um nicht ständig alle aufzuwecken, wohnt er dort. Ich schätze, das stört ihn nicht weiter.«
    Joe sah seine Tochter an. »Bist du sicher, dass du hier übernachten willst?«
    Sheridan nickte grimmig. Sie war in einem Alter, in dem sie um nichts in der Welt zugeben würde, dass ihre Eltern womöglich recht haben könnten.
    Â»Julie ist meine Freundin«, sagte sie.
    Â»Wir können das Ganze immer noch abblasen.«
    Â»Nein, das werde ich nicht tun.«
    ***
    Arlen begrüßte die beiden auf dem Ranchhof. Er trug eine Schürze und säuberte sich die Hände mit einem Tuch. Auf seiner Stirn prangte ein weißer Mehlfleck. Er kam mit großen Schritten auf sie zu und streckte Joe, der gerade aus seinem Wagen stieg, die Hand entgegen. Julie folgte Arlen, strahlte Sheridan an und lief auf ihre Seite des Pick-ups.
    Â»Ihr Gesicht sieht ja schlimm aus«, dröhnte Arlen.
    Joe blickte sich zu den Mädchen um. Sheridan und Julie brachten plaudernd Reisetasche und Schlafsack ins Haus. Er wollte mit Arlen reden, ohne dass die Kinder davon etwas mitbekamen.
    Für kurze Zeit hatte Joe seine Verletzungen beinahe vergessen. Nachdem er Arlen die Hand geschüttelt hatte, berührte er das geschwollene Auge vorsichtig mit den Fingerspitzen. Nun, da Arlen es erwähnt hatte, tat sein Gesicht wieder weh.
    Â»Das war Bill, ja?« Arlen umfasste mit seiner großen Hand Joes Kinn, um den Schaden genauer unter die Lupe zu nehmen. Joe mochte es nicht, wenn ein Mann ihn so berührte, und drehte sich weg, als wollte er sehen, was Sheridan gerade machte. Das war etwas, das ihm an den Scarletts auf die Nerven ging: Sie dachten, ihnen gehörte alles im Tal, sogar das Gesicht des Jagdaufsehers.
    Â»Ich schätze, man hat ihn noch nicht ausfindig gemacht, was?«, fragte Arlen. »Weiß Sheridan, wer das getan hat?«
    Â»Nein. Namentlich nicht.«
    Â»Als Bill Monroe vor ein paar Wochen hier auftauchte«, so Arlen, »hat er erst mich um Arbeit gefragt. Ich hatte gleich den Eindruck, er bedeutet Ärger, mächtigen Ärger. Offenbar hatte ich recht. Nachdem ich ihn fortgeschickt habe, ist er wohl weiter zu Hank, und der hat ihn eingestellt.«
    Joe nickte.
    Â»Ich bin ein guter Menschenkenner«, fuhr Arlen fort. »Hank hat noch ein paar neue Männer drüben bei sich, die ich unbedingt der Kategorie ›Schläger und Mörder‹ zuordnen würde. Falls ich Bill um die Ranch schleichen sehe, gebe ich Ihnen sofort Bescheid.«
    Â»Arlen, ich möchte Sie was fragen«, erwiderte Joe. »Wie sicher ist es hier gegenwärtig? Ich meine wegen der Probleme zwischen Ihnen und Hank und angesichts der Männer, die er angeheuert hat. Haben Sie das Gefühl, alles ist im Lot?«
    Â»Joe, es ist hier völlig sicher«, sagte Arlen leise. »Ich möchte wetten, es ist sicherer als fast überall sonst. Sicherer als bei Ihnen zu Hause, wenn ich das mal so sagen darf. Ich habe von dem kleinen Präsent an Ihrer Tür gehört … «
    Joe spürte sich bei diesen Worten erröten. Andeutungen, er könne seine Familie nicht schützen, hatte er nie gemocht, und genau das schien Arlen ihm zu verstehen zu geben, wenn auch nur indirekt.
    Â»Sicher, Hank würde mir kein Seil zuwerfen, wenn ich am Ertrinken wäre«, fuhr Arlen fort. »Aber trotz allem, was mit diesem Kerl nicht stimmt – und das ist einiges – , liebt er seine Tochter heiß und innig. Ich kann es ihm nicht verdenken: Das Mädchen ist ein Juwel. Hank sehnt sich noch immer nach Doris, seiner Ex-Frau. Sie ist in der Küche und hilft mir Brot backen.« Arlen wies mit dem Kopf zum Haupthaus. »Hank würde nicht zulassen, dass seiner Frau oder seiner Tochter irgendetwas zustößt, und das umfasst logischerweise auch die Freundinnen seiner Tochter. Er möchte schließlich für einen anständigen Menschen gehalten werden. Er braucht Verbündete. Er glaubt, eines Tages kommen die beiden zur Besinnung und ziehen zu ihm zurück.« Arlen

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