Rachedurst
ich auf der Hut sein, dachte Joe.
Hank kicherte trocken. »Das klang gewaltig nach einer Drohung, Joe. Für einen Staatsangestellten nehmen Sie den Mund ganz schön voll. Vor allem für einen, der sich auf die Seite meines Bruders geschlagen hat. Oder dessen Frau das zumindest getan hat. Ich an Ihrer Stelle würde meine Zunge hüten, Jagdaufseher.«
»Ich habe mich auf niemandes Seite geschlagen. Und Marybeth auch nicht.« Joe konnte noch immer nicht glauben, dass er Monroe derart angefahren hatte. »Aber falls Sie das gewesen sind, dann ist jetzt Schluss damit. Kommen Sie nie wieder zu meinem Haus, und schicken Sie mir nie mehr einen Ihrer ⦠« â Joe dachte kurz nach und preschte dann weiter â »⦠Cowboys vorbei. Sollten Sie es aber doch tun, wird es verdammt ungemütlich, Hank.«
Hank wollte schon antworten, doch dann überlegte er es sich anders. Er sah weg, wandte sich an Monroe und sagte: »Ruhig bleiben.«
Monroe schien kurz vor der Explosion zu stehen. Er ballte die Fäuste und starrte Joe so wütend an, als müsste er nur noch entscheiden, mit welcher Hand er zuerst zuschlagen wollte. Wenn der wirklich zuhaut, dachte Joe, gibtâs Ãrger â und ich ziehe vermutlich den Kürzeren.
Hank sagte: »Sie haben schon einige Bier intus, das seh ich doch. Und ich habe mitbekommen, dass Sie Robey Hersig dort drüben zugehört haben, der Ihnen sicher erzählt hat, Arlen sollte die Ranch bekommen, nicht ich. Darum lasse ich das vorläufig auf sich beruhen und tue so, als wüssten Sie nicht, was Sie da eben geredet haben. Und das wissen Sie ja wirklich nicht. Aber lassen Sie mich Ihnen etwas sagen, Jagdaufseher.«
Hank machte eine Kunstpause. SchlieÃlich wandte Monroe den Kopf, um zu hören, was er mitzuteilen hatte. Joe war beeindruckt.
»Die Thunderhead Ranch wird mir gehören, daran können weder Sie noch Ihre bezaubernde Frau noch sonst wer etwas ändern. Also gewöhnen Sie sich daran.«
Dann beugte Hank sich auf seinem Hocker vor, sah unter seinen vernarbten Brauen zu Joe hoch und ergänzte: »Meine Familie war hier schon hundert Jahre ansässig, da waren Sie nicht mal ein Schimmern in den Augen Ihres Vaters. Uns gehört das hier. Und wir gehen hier nicht weg. Ihr Ãbrigen kommt und geht wie Staubflusen . Wie gottverdammte Staubflusen . Also stecken Sie Ihre Nase nicht in Dinge, die Sie nichts angehen. Das ist nicht Ihr Kampf.«
Er drehte sich auf dem Hocker herum, wandte Joe den Rücken zu und nahm einen Schluck Bourbon.
Joe spürte Robey an seinem Ãrmel zupfen und hörte ihn sagen: »Setzen wir uns wieder.«
Doch er stierte unverwandt auf Hanks schweiÃgetränkten Stetson und dachte daran, wie seine Tochter das an die Haustür geheftete Tier angestarrt hatte. »Besser, Sie sind das nicht gewesen, Hank. Ãbrigens gabâs einen Anruf wegen Ihnen. Ich komme demnächst vorbei.«
Erstmals sah er in Hanks Gesicht, das ihn aus dem Spiegel hinter der Bar ansah, ein schwaches Flackern der Angst.
***
Während sie ihr Bier austranken, redete Robey Joe zu, sich nicht provozieren zu lassen und nicht zornig zu werden, sondern sich zu beruhigen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen. Joe hörte ihm allenfalls mit halbem Ohr zu. Er war wütend darüber, dass Hank sich als stärker erwiesen hatte als er, und noch mehr ärgerte ihn, sich durch sein eigenes Verhalten so verwundbar gemacht zu haben. Normalerweise hütete er sich, Auseinandersetzungen herbeizuführen, auf die er nicht wirklich vorbereitet war. Aber etwas in Hanks Blick und an seinem Verhalten hatte ihm verraten, dass er mehr wusste, als er vorgab. Also war es die Sache wert gewesen â und sei es nur, um sich darüber klar zu werden.
Der Abend war noch nicht zu Ende. Robey war betrunken und begann immer wieder mit dem Fluch der dritten Generation. Joe meldete sich per Handy bei Marybeth, riss sie aus dem Schlaf und sagte, er sei bald zu Hause. Sie klang ziemlich erschöpft und war nicht gerade erfreut über seinen Anruf.
Hank verlieà die Bar, ohne sich umzudrehen, doch Monroe blieb auf der Schwelle stehen, funkelte Joe an und lieà kalte Luft herein, was die Gäste normalerweise laut protestieren lieÃ. Aber weil Monroe mit Hank Scarlett unterwegs war, sagte keiner ein Wort.
***
Joe und Robey verlieÃen gemeinsam das Lokal, und beide staunten über den Abend, darüber,
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