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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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das ist meine Aufgabe, Robey. Und die nehme ich ernst, weil ich gelernt habe: Falls jemand im Gelände etwas Gesetz- oder Sittenwidriges tut, wenn keiner hinsieht, dann ist er zu allem fähig – egal, wer er zu sein behauptet und ob er hier im Bezirk ein hohes Tier ist.«
    Robey seufzte und legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Joe, manchmal denke ich, Sie sind ein bisschen zu streng. Anscheinend halten Sie einen schlechten Charakter für ein Verbrechen. Noch mal: Es geht hier um ein paar Hirsche, die womöglich gewildert wurden.«
    Â»Nein. Wir reden darüber wegzuschauen, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, als ergriffen wir in einem Streit Partei. Nun, ich ergreife keine Partei, aber ich schaue auch nicht weg. Ich mache meine Arbeit.«
    Robey schüttelte den Kopf. Das Schweigen wurde unbehaglich.
    Â»Ich werde den Antrag Tucker Fagan vorlegen, dem neuen Richter in Park County«, seufzte Robey schließlich. »Das Gebiet der Thunderhead Ranch ist schließlich so groß, dass es bis in den Nachbarbezirk hineinreicht.«
    Â»Gut.«
    Â»Ich versuche mein Möglichstes.«
    Â»Danke, Robey.«
    Â»Gute Nacht, Joe. Manchmal treiben Sie mich zur Weißglut.«
    ***
    Joe und Marybeth lagen einander zugewandt im Bett. Sie sprachen leise, damit die Mädchen sie nicht hörten. Marybeth hatte ihre Leselampe heruntergedimmt; die Birne warf einen buttergelben Schimmer auf eine Hälfte ihres Gesichts und ließ ihr blondes Haar sanft leuchten. Während sie redeten, fuhr sie zärtlich mit dem Daumen über Joes Unterarm.
    Sie hatte das Gespräch darauf gebracht, die Mädchen vorläufig auf der Ranch einzuquartieren. Joe hatte dazu nur geächzt.
    Â»Ich weiß, das gefällt dir nicht«, sagte Marybeth. »Mir auch nicht. Aber wenn das so weitergeht … «
    Joe wollte schon Einwände erheben, ließ es dann aber. Es gab keinen Grund anzunehmen, es ginge nicht so weiter. Und würde nicht schlimmer. Das Sheriffbüro hatte, soweit er wusste, nichts unternommen, um die Vorfälle zu untersuchen. Und Pope hatte ihm die Hände gebunden, sodass Joe nicht auf eigene Faust ermitteln konnte. Doch nun war das Maß voll. Das hier war seine Familie – und seine Frau redete davon umzuziehen .
    ***
    Sie hatte ihr Licht ausgeschaltet und war im Dunkeln auf seine Bettseite gerutscht. Nun streichelten ihn ihre Hände, und ihre Lippen streiften Hals und Ohr. Joe mochte das. Er lächelte im Dunkeln. Beide erstarrten, als sie die Geräusche hörten.
    Ein scharfes Knacken und gleich darauf das Geräusch von klirrenden Scherben unten im Haus.
    Â»Was war das?«, flüsterte Marybeth.
    Dann raste ein Wagen auf der Bighorn Road davon.
    Joe sprang nackt zum Fenster und riss den Vorhang auf. Draußen brannte kein Licht, und wegen der dichten Wolken waren weder Mond noch Sterne zu sehen.
    Er sah nach rechts die Straße hinauf, Richtung Stadt. Nichts. Dann nach links. Auch nichts. Aber er hörte den Motor – wie konnte das sein?
    Dann sah er in der Ferne Bremslichter aufleuchten. Wer auch immer da draußen gewesen war, floh ohne Licht und hatte sich verraten, als er dort, wo die Straße eine scharfe Kurve in Richtung der Berge machte, bremsen musste.
    Doch abgesehen vom kurzen Aufleuchten der Bremslichter hatte er nichts von dem Auto erkennen können – nicht mal, ob es ein normaler Pkw, ein Pick-up oder ein Geländewagen gewesen war.
    Er fluchte, und das aus zweierlei Gründen: Weil er jedes Mal zu spät kam, wenn sich da draußen wer herumtrieb. Und weil dieser jemand die romantische Stimmung zwischen ihm und Marybeth zerstört hatte.
    Â»Was glaubst du, war das für ein Geräusch?«, fragte sie.
    Â»Ich geh nachsehen.«
    Â»Zieh dir was an … «
    ***
    Joe schaltete das Licht im Wohnzimmer ein. Er hatte seinen Morgenmantel angezogen und seine .40er Glock in der Hand. Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung zu sein. Vielleicht sollte ich Marybeth bitten runterzukommen, dachte er, denn auch hier schien es sich um eine Sache zu handeln, bei der sich die Wahrnehmung von Männern und Frauen klar unterschied. Ihm zum Beispiel fiel ein neues Sofa oder die veränderte Frisur seiner Töchter nicht auf, wenn er nicht direkt darauf hingewiesen wurde. Umgekehrt vermochte er in großer Entfernung einen Elch auf einer Wiese am Wolf Mountain zu erkennen, obwohl er nicht viel mehr als ein

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