Rachedurst
erleichtert den Schweià abwischen.
»Ich hab sie wirklich gesehen.« Tommy ergriff Marybeths Arm und blickte sie flehentlich an. »Ich muss Joe davon erzählen! Ich muss der Welt berichten, dass sie lebt!«
»Sie können hier oder in seinem Büro auf ihn warten.« Marybeth hoffte, Tommy würde sich für drauÃen entscheiden. »Er dürfte jeden Moment nach Hause kommen. Ich rufe ihn an und sage ihm, dass Sie hier sind.«
»Erzählen Sie ihm, wen ich gesehen habe!«
Marybeth kehrte zum Haus zurück. Sie hasste solche Abenteuer mit betrunkenen Männern, die zu später Stunde mit Joe sprechen wollten. In Anbetracht der Tatsache, dass sie ohnehin von einem Unbekannten drangsaliert wurden, klang Missys Vorschlag, auf die Ranch zu ziehen, immer besser.
»Nimm dich vor dem in Acht«, hörte Marybeth Sheridan zu Missy sagen. »Der wirft alte Frauen in den Fluss.«
»Ich bin keine alte Frau«, erwiderte Missy eisig.
Als Marybeth an ihrer Tochter vorbeikam und sich mühte, über diesen Wortwechsel nicht zu lachen, beugte Sheridan sich zu ihr vor und flüsterte: »Nate, ja?«
Marybeth war froh um die Dunkelheit, denn sie merkte, dass sie rot wurde.
20. KAPITEL
»Sie wollen sie also wo genau gesehen haben?«, fragte Robey Hersig, während Tommy Wayman seinen zweiten Kaffee trank.
»Das hab ich Ihnen doch schon dreimal gesagt«, gab der Angelführer zurück. Obwohl er seinen Becher mit beiden Händen hielt, konnte er nicht verbergen, wie sehr sie zitterten. »An der groÃen Biegung des Flusses vor der alten Anlegestelle. Näher an Hanks Seite der Ranch als an der von Arlen. Sie stand einfach im Schilf und sah mich an, als ich mit meinem Boot vorbeitrieb. Das hat mich fast zu Tode erschreckt.«
Joe war seit einer Stunde daheim. Als er gehört hatte, was Tommy zu berichten wusste, hatte er Robey und McLanahan verständigt. Der Sheriff hatte erklärt, er brauche seinen »Schönheitsschlaf«, und Hilfssheriff Reed vorbeigeschickt, der ohnehin der Angenehmere war. Die drei hockten an Joes Küchentisch, weil sie nicht alle in sein Büro passten. Marybeth war zum Lesen nach oben gegangen, und die Mädchen lagen im Bett. Tommy saà am Kopfende des Tisches mit einem schwarzen Kaffee, von dem er ab und an nippte. Er hatte Joe gebeten, ihm einen Schuss Schnaps in die Tasse zu geben, »damit es nicht so bitter schmeckt«, doch Joe hatte ihm das abgeschlagen.
»Sie hat etwas zu Ihnen gesagt«, setzte Robey erneut an.
»Was war das?«
»Nein.« Tommy schüttelte den Kopf und wurde langsam ärgerlich, weil ihm immer wieder dieselben Fragen gestellt wurden. »Ich hab gesagt, ich hatte den Eindruck , sie wollte mir etwas mitteilen, aber ich habe ihre Worte durch das Rauschen nicht verstanden.«
Reed sah in sein Notizbuch. »Vorhin sagten Sie, sie hat Sie angelächelt. Ist das Ihr Ernst? Haben Sie das wirklich so gemeint? Dass sie Sie angelächelt hat, als Sie vorbeitrieben?«
Er sah erst Joe, dann Robey an und fasste danach wieder Tommy in den Blick. Er war offenkundig skeptisch. »Was für ein Lächeln war das? Ein âºHallo Tommy, schön dich wiederzusehenâ¹-Lächeln? Oder ein âºKomm her und zahl mir die Gebührâ¹-Lächeln?«
»Verdammt.« Tommy schlug mit der Handkante auf den Tisch. »Sie hat eben gelächelt. Und ja, ich schätze, es war ein freundliches Lächeln. Als wäre sie, tja, zufrieden.«
Reed verdrehte die Augen zur Decke.
Obwohl sich dauernd einige Kleinigkeiten änderten, was sehr befremdlich war, wenn man Waymans Geschichte glauben wollte, blieb die Schilderung im Grundsatz gleich: Der Jagdführer hatte mit seinem flachen, viereinhalb Meter langen Driftboot den Twelve Sleep River befahren, um ein wenig zu fischen, nachdem zwei Kunden ihre Buchung storniert hatten. In seiner Kühltasche war genug Bier für drei. Das Anglerglück war ihm hold. Das Bier war kalt. Tommy bekam beim Fliegenfischen doch glatt fünfundfünfzig Zentimeter lange Regenbogenforellen an den Haken. Nach dem elften Bier hatte er die Flaschen nicht mehr gezählt, und auch bei den Fischen hatte er bei zwanzig aufgehört. Möglich, dass er eingenickt war. Ja, er war eingenickt, und so etwas war grundsätzlich nicht gut.
Zum Glück hatte er daran gedacht, den Anker zu werfen, ehe er es sich zwischen den Sitzen auf einem Stapel
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