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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handschlag begrüßte und ihnen zuflüsterte: »Sind Sie auf Arlens oder auf Hanks Seite?«, saßen Hanks Anhänger – vom Podium aus gesehen – alle links, Arlens dagegen rechts.
    Auf dem Podest selbst thronte Arlen gemütlich auf einem Stuhl, musterte das Publikum und winkte seinen Freunden zu. Am anderen Ende der Bühne stand ein weiterer Stuhl, der für Hank vorgesehen war, da beide Brüder auf der Veranstaltung reden sollten. Der Anbau würde um Punkt zehn seiner Bestimmung übergeben werden, und je näher die volle Stunde heranrückte, desto leerer wirkte Hanks Platz.
    ***
    Joe war schlecht gelaunt erwacht, und seine Stimmung hatte sich im Laufe des Vormittags weiter verdüstert. Es hatte damit begonnen, dass er im Bett die Augen geöffnet und sich umgesehen hatte, um einmal mehr zu realisieren, dass seine Familie nicht im eigenen Zuhause, sondern auf der Longbrake Ranch war. Beim Frühstück hatte es sich dann fortgesetzt, als Missy eine Predigt gehalten und seine Töchter wiederholt darauf hingewiesen hatte, wie viel Fett sie mit jedem Bissen zu sich nahmen. Seine Niedergeschlagenheit nahm zusätzlich Fahrt auf und wechselte auf die Überholspur, als er darüber nachzudenken begann, wie wenig er bewirken konnte, wie nutzlos er war – und dass er kein Stück besser war als die Bürokraten, mit denen er arbeitete.
    Dann hatte er folgende Nachricht von Randy Pope auf seinem Handy vorgefunden: »Sie haben Ihr Haus verlassen? Ist Ihnen denn nicht klar, dass es sich dabei um Eigentum des Staates Wyoming handelt? Was ist, wenn es in Ihrer Abwesenheit wieder mutwillig und womöglich noch stärker beschädigt wird? Beabsichtigen Sie, dafür die Verantwortung zu übernehmen?«
    Joe kochte auf der Fahrt vor Wut.
    Er war es leid, Dienst nach Vorschrift zu schieben, immerfort Genehmigungen einzuholen, Durchsuchungsbeschlüsse vergeblich zu beantragen, auf Instruktionen zu warten und auf Unterstützung zu hoffen.
    Um sich aus dieser Lage zu befreien, konnte er sich einzig und allein auf sich selbst verlassen.
    Während Joe seine Familie zur feierlichen Eröffnung des Museumsanbaus chauffierte, erstellte er im Geiste eine Liste der Dinge, die ihn rasend machten. Zugleich lauschte er mit einem Ohr auf das, was Sheridan ihrer Schwester über den unfassbar öden Englischunterricht erzählte. Sie würden jetzt Shakespeare lesen, sagte sie. Plötzlich schoss ihm derart unvermittelt ein Gedanke in den Kopf, dass seine Hände am Lenkrad zuckten, und Marybeth fragte: »War ein Kaninchen auf der Straße?«
    Â»Nein. Mir ist gerade etwas eingefallen.«
    Â»Was?«
    Â»Wegen Opal. Etwas, das ich nicht bedacht hatte.«
    Â»Nämlich … ?«
    Â»Sheridan«, Joe blickte in den Rückspiegel, um ihr Gesicht zu sehen, »wiederholst du bitte, was du Lucy über das Stück erzählt hast, das ihr lest? Das über den König?«
    ***
    Während sie auf den Beginn der Feier warteten, sagte Marybeth: »Ich hab über deine neue Theorie nachgedacht.«
    Â»Und?«
    Â»Ich weiß nicht recht. Ob Opal wirklich zu etwas so Schäbigem fähig ist? Den eigenen Söhnen gegenüber?«
    Joe nickte. »Opal ist zu allem fähig. Denk daran: Sie hatte nicht die geringsten Skrupel, einen Draht in Kopfhöhe über den Fluss zu spannen. Und du hast ja das Wirrwarr ihrer Buchhaltung gesehen, weißt also, wie geheimniskrämerisch sie sein konnte.«
    Marybeth schüttelte langsam den Kopf. »Joe, falls du recht hast … «
    Â»Ich weiß.«
    Sie wollte noch etwas hinzusetzen, doch da drehten sich die meisten Menschen auf ihren Plätzen um, reckten die Hälse und zeigten sogar mit dem Finger.
    Â»Schau mal, wer da kommt«, sagte Marybeth.
    Â»Wer denn?«
    Sie wies auf den neuen schwarzen Yukon, der auf den Parkplatz gebogen war und auf dessen Nummernschild eine einsame »1« prangte.
    Ein dicker Mann mit hängenden Schultern und lässigem Lächeln stieg aus der Fahrertür und fing an, den Menschen um ihn herum die Hand zu schütteln und auf den Rücken zu klopfen. Er bewegte sich routiniert durch die Menge, blieb nie lange genug stehen, um in ein Gespräch verwickelt zu werden, sondern achtete auf Augenkontakt und nannte die meisten Personen beim Namen.
    Marybeth sagte: »Sieht aus, als käme er auf uns zu.«
    Kurz darauf stand er direkt vor ihnen.
    Â»Joe

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