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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgestoßen und seine Serviette so heftig auf den Teller geworfen hatte, als würde er einen Football in den Boden rammen. Dann hatte er mit lauter, näselnder Stimme gefragt: »Warum verpisst ihr Jungs euch nicht und meckert woanders herum?«
    Danach waren sie ruhig gewesen.
    Â»Du nicht, Bill«, hatte Hank gesagt, und Monroe hatte sich wieder gesetzt.
    Weil die Stromversorgung schon wieder unterbrochen war, brannten im Esszimmer drei zischende Gaslaternen. Das Licht spielte auf Hanks Miene und ließ die dunklen Mulden unter seinen Wangenknochen wie totenkopfähnliche Hohlräume wirken. In den Glasaugen der präparierten Geweihköpfe an den Wänden spiegelten sich die Flammen.
    Inzwischen begann Hank ihm auf die Nerven zu gehen. Er redete mit seiner hohen Stimme auf ihn ein, wobei jedes Wort klang wie das platschende Geräusch eines in einen Teich geworfenen Steins.
    Â»Sie müssen sich von diesem Jagdaufseher fernhalten«, sagte Hank.
    Keeley hatte ihm und den Jungs beim Essen erzählt, wie er die Antilope vor den Augen des Jagdaufsehers abgeknallt und zugesehen hatte, wie dessen Wagen mitten in der Verfolgung verreckt war. Die Jungs hatten gelacht, zwei sogar so laut, dass er kurz überlegt hatte, auch die anderen Dinge auszuplaudern, die er getan hatte, um dem Jagdaufseher richtig zuzusetzen. Zum Glück hatte er den Mund gehalten, denn das hätte zu viele Fragen aufgeworfen. Hank hatte, so schien es, gelächelt, doch nun begriff Keeley, dass es sich ganz und gar nicht um ein Lächeln gehandelt hatte. Es war fast unmöglich zu erkennen, ob Hank tatsächlich lächelte. Und das war nicht das Einzige, was mit diesem Mann nicht stimmte.
    Keeley funkelte ihn an. »Das ist meine Sache. Das geht Sie gar nichts an.«
    Â»Von wegen!«, bellte Hank. »Ich hab Sie nicht zu meinem Vorarbeiter gemacht, damit Sie mir die Polizei auf den Hals hetzen wegen Ihrer Mätzchen mit dem Jagdaufseher. Joe Pickett weiß jetzt genau, dass Sie hier sind, und hat das vermutlich dem Sheriff gemeldet.«
    Keeley wies zur Decke, wo der Regen unaufhörlich aufs Dach eintrommelte. »Der Sheriff kann im Moment unmöglich hierherkommen, selbst wenn er wollte. Haben Sie den Jungs nicht eben gesagt, die Straßen sind überschwemmt?«
    Hank nickte. »Bis auf einen kleinen Feldweg, der etwas erhöht an Arlens Haus entlangführt, dürfte es keine Zufahrt geben.«
    Â»Wo ist das genau?«
    Â»Anderthalb Kilometer flussabwärts. Ich vermute, der Weg ist noch immer trocken. Aber wenn das Wasser weiter steigt, wird auch der bald überflutet sein.«
    Keeley speicherte diese Information in seinem Gedächtnis ab.
    Â»Welches Problem haben Sie eigentlich mit dem Mann?«, fragte Hank.
    Â»Das ist eine persönliche Sache.«
    Â»Das sagen Sie jedes Mal. Aber da das, was Sie tun, mir den Zorn Gottes auf den Hals hetzen kann, müssen Sie mir sagen, was zwischen ihm und Ihnen ist.«
    Â»Den Zorn Gottes?« Nach allem, was er bisher gesehen hatte, hielt Keeley das für eine recht seltsame Beschreibung von Joe Pickett.
    Â»Und den seines Kumpels Nate Romanowski. Habe ich Ihnen von dem nie erzählt?«
    Â»Doch.«
    Â»Holen Sie den Bourbon aus der Küche«, bat Hank. »Ich mag einen Verdauungsschnaps. Trinken Sie einen mit, wenn Sie wollen.«
    Keeley zögerte kurz – wie immer, wenn Hank ihm etwas auftrug, das unter seiner Würde war. Er war schließlich keine Küchenhilfe, sondern der neue Vorarbeiter. Doch er seufzte, stand auf und tastete im Spirituosenschrank herum, bis sich seine Hand um den dicken Hals der Zwei-Liter-Flasche Maker’s Mark schloss. Eine 65-Dollar-Flasche. Nicht schlecht.
    Hank schenkte zwei Wassergläser halb voll, ohne Keeley Eis oder Soda anzubieten. Der nahm einen Schluck, schloss die Augen und ließ den guten Bourbon auf der Zunge brennen.
    Â»Diese Sache zwischen Ihnen und dem Jagdaufseher«, begann Hank erneut, »sollten Sie endlich auf sich beruhen lassen.«
    Â»Das tu ich nicht«, erwiderte Keeley womöglich etwas zu schnell. Hank, der gerade das Glas zum Mund hatte führen wollen, hielt mitten in der Bewegung inne und musterte ihn.
    Â»Das tun Sie nicht? Was soll das heißen?«
    Â»Wie ich gesagt habe«, gab Keeley achselzuckend zurück. »Es ist was Persönliches.«
    Hanks Miene blieb unverändert, doch Keeley konnte sehen, wie die Farbe aus seinem

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