Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
über seine Ufer trat.
    ***
    Die Lampen gingen flackernd an. Keeley wusste nicht, wie lange der Strom diesmal bleiben würde, doch er nutzte die Gelegenheit, durchs Esszimmer zu gehen und den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Dabei hinterließ er blutige Fußspuren auf dem Navajo-Teppich.
    Als das Freizeichen ertönte, tippte Keeley eine Nummer ein.
    Arlen nahm ab.
    Â»Jetzt schulden Sie mir wirklich was, Kumpel … «
    Â»Wer spricht da?«
    Â»Sie wissen, wer dran ist.«
    Â»Bill? Wovon reden Sie?«
    Â»Sie wissen, wer dran ist. Das Problem ist gelöst.«
    Â»Noch mal: Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Â»Lassen Sie das, Arlen. Sie wissen, was wir besprochen haben. Sie sagten, Sie würden mich für meine Mühen reich belohnen, wenn ich Ihnen Ihr Problem vom Hals schaffe. Damals nachts in Ihrer Küche – wissen Sie noch? Genau das haben Sie gesagt.«
    Â»Wer, meinten Sie, sind Sie?«
    Keeley nahm den Hörer vom Ohr. Was für ein Mensch war dieser Arlen eigentlich wirklich, wenn er plötzlich dieses gefährliche Spiel mit ihm spielte?
    Â»Verdammt«, begann er heiser, »Sie wissen, wer spricht, und Sie wissen verdammt noch mal ganz genau, wovon ich rede, wenn ich sage: Ihr Problem ist gelöst … «
    Â»Bill«, erwiderte Arlen ungerührt, »Sie müssen schlecht geträumt haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, mit Ihnen jemals etwas besprochen zu haben, das von Belang gewesen wäre … «
    Dann fiel der Strom wieder aus, und das Zimmer lag bis auf den Schein der Laternen im Dunkeln.
    ***
    Â»Man hat mich verraten«, sagte Keeley zu Hanks leblosem Leib und schenkte sich erneut ein Glas Bourbon ein. »Was das angeht, hattest du recht: Dein Bruder hat kein Gewissen.«
    Keeley trank einen Schluck. Der Bourbon brannte schon lange nicht mehr. Es fühlte sich inzwischen an, als tränke er einfach nur eine warme Flüssigkeit. Der Alkoholdunst überlagerte den Kupfergeruch des frischen Bluts. Das war gut so.
    Zerleg die Leiche, dachte er. Verstreu die Teile auf der Ranch. Was die Aasfresser übrig lassen, spült der Fluss davon.
    Doch er brauchte noch mehr Alkohol, bevor er sich an diese Arbeit machen konnte. Im Laufe der Jahre hatte Keeley Hunderte Tiere zerlegt. Er wusste, wie das ging. Aber nun hatte er es zum ersten Mal mit dem Körper eines Menschen zu tun.
    Er hatte die Abbalgmesser und Knochensägen, mit denen er die Stadt-Wapitis enthauptet hatte, bereits aus dem Schuppen geholt. Er musste jetzt einfach nur die Nerven bewahren.
    Keeley leerte sein Glas und wuchtete Hanks Leiche auf den Küchentresen, sodass sie über beiden großen Edelstahl-Spülbecken lag. Er staunte, wie leicht Hank war. All das Gewicht, das er ihm beigemessen hatte, resultierte offenbar aus seinem Auftreten, nicht aus seiner Körperfülle.
    Keeley zog den Ausbeiner aus dem Messerblock, schärfte die Klinge routiniert am Wetzstahl und brachte den deutschen Stahl zum Singen, sodass er beinahe überhört hätte, wie die Haustür aufging.
    Das war der Wind, dachte er. Oder ein Rancharbeiter, der den ganzen Weg hergelaufen ist, um sich über irgendwas zu beschweren. Wer oder was es auch war: Er musste dafür sorgen, dass niemand ins Esszimmer kam …
    Als er ins Wohnzimmer eilte, sah er die Haustür offen stehen und den Regen in die Pfützen klatschen. Keeley langte nach dem Griff, um sie zu schließen, doch ein Arm packte ihn am Hals und nahm ihn in den Würgegriff.
    Â»Sie hätten ihm fast das Gesicht ruiniert«, war das Letzte, was er hörte.
    ***
    Keeley wälzte sich herum und öffnete morgens um halb fünf die Augen. Von grauen Wolken gedämpftes Dämmerlicht drang durch die Haustür und die vorderen Fenster.
    Ihn fror. Die Wange, auf der er gelegen hatte, war nass – sowohl vom Regen, der durch die offene Tür gedrungen war als auch vom Blut aus dem Esszimmer.
    Mühsam rappelte er sich hoch. Alles tat ihm weh, auch der Kopf. Er erhob sich, und die Ereignisse der Nacht standen ihm plötzlich wieder vor Augen.
    Hanks Leiche war verschwunden.
    Arlen hatte ihn betrogen.
    Die Familie Scarlett war noch kranker als angenommen.
    Aber es gab kein Zurück. Er konnte nicht ungeschehen machen, was er getan hatte und was danach passiert war.
    Keeley entwickelte einen Plan. Er flog ihm förmlich zu, und seine Einfachheit verblüffte ihn. Es gab eine Möglichkeit, es

Weitere Kostenlose Bücher