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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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hatte heute Morgen für Sergeant Connolly Unterlagen herausgesucht, die Verhaftungsprotokolle über diesen Litauer, der letzte Nacht getötet wurde.«
    Lennon setzte sich auf. »Und?«
    »Einmal sind Sam Mawhinney und sein Bruder zusammen mit einem Mr. Tomas Strazdas verhaftet worden. Tätlicher Angriff in dem kleinen Park in der Dublin Road, gleich neben dem Kino.«
    »Nicht zu glauben«, rief Lennon aus.
    »Ziemlicher Zufall, was?«
    »Allerdings«, bestätigte Lennon. »Hat schon jemand die zweite Leiche identifiziert?«
    »Noch nicht.«
    »Wer ist in dieser Sache der leitende Ermittlungsbeamte?«
    »Das dürfte wohl Detective Chief Inspector Keith Ferguson sein. Soll er Sie mal anrufen?«
    »Ja.« Lennon legte auf.
    Susan setzte sich ihm gegenüber hin. »Probleme?«
    Lennon nickte über den Kaffeebecher hinweg.
    »Hat die Sache Zeit, bis du ein bisschen geschlafen hast?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Eine Bewegung am Fenster erregte seine Aufmerksamkeit. Schneeflocken tanzten langsam und träge hinter der Scheibe. Susan wandte den Kopf und folgte seinem starren Blick.
    »Glaubst du, er bleibt liegen?«, fragte sie.
    »Müsste er eigentlich. Es ist trocken da draußen.«
    Obwohl Tomas Strazdas’ Leiche ja unter einem transparenten Zeltdach der Spurensicherung lag, stellte Lennon sich vor, wie die dicken Flocken sich auf dessen kaltes, himmelwärts gerichtetes Gesicht legten.
    Susan beugte sich über den Tisch und legte ihre Hand auf seine.
    »Leg dich doch erst mal eine Weile auf mein Bett. Ruh ein bisschen deine Augen aus.«
    »In Ordnung«, sagte Lennon. Er drückte ihre Hand, dann verließ er sie.
    Er hatte schon öfter in ihrem Bett geschlafen und wusste, wohin er musste.
    »Achte einfach nicht auf die Höschen am Boden«, rief Susan ihm nach.
    Lennon streifte seine Schuhe ab und fiel auf das ungemachte Bett. Es roch nach Parfüm und Weichspüler. Er schloss die Augen und ließ sich auf die Matratze sinken. Schon bald darauf übermannte ihn der Schlaf und brachte Träume von einem Mann mit, der mit hasserfüllten Augen aus einem Flammenmeer trat. Kurze Zeit später wurde er von einem anderen Körper gestört, der sich neben ihn legte. Er spürte, wie sich Susans Schulter gegen seine drückte, und wehrte sich nicht.
    Als Lennon aufwachte, war Susan weg. Er befühlte die Matratze neben sich: noch warm.
    In körperlicher Hinsicht hatten er und Susan sich über Küsseund Berührungen nie hinausgewagt, obwohl sie schon oft versucht hatte, seine Hände an die Stellen zu führen, wo er sie am liebsten gehabt hätte. Aber er hatte widerstanden, denn tief in seinem Herzen war er sich sicher, dass er sie am Ende nur verletzen und ihre Freundschaft zerstören würde, wenn er diese Grenze überschritt. Doch immerhin hatten sie beide Trost darin gefunden, neben einem warmen Körper schlafen zu können, wenn ihnen danach war.
    Ein kaltes blaues Licht drang durch das Fenster. In der Stille draußen war der Schneefall dichter geworden. Lennon setzte sich im Bett auf und fragte sich, wie lange er geschlafen hatte. Sein Handy lag auf dem Nachttisch. Gerade, als er danach griff, um zu sehen, wie spät es war, klingelte es.
    »DCI Ferguson für Sie«, meldete sich der Diensthabende Moffat.
    »Danke.«
    »Jack Lennon?«, fragte eine Stimme.
    »Am Apparat«, sagte Lennon und versuchte, wach zu klingen.
    »Keith Ferguson hier. Wir sind uns vor einiger Zeit mal auf Roger Gordons Beerdigung begegnet.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Lennon, obwohl er sich gewünscht hätte, er täte es nicht. Gordons Witwe hatte ihn über das Grab hinweg angefunkelt. Er wusste, dass sie ihm die Schuld am Tod ihres Mannes gab.
    »Dieser Mawhinney da draußen in Newtownabbey«, sagte Ferguson, »das war ein übler Bursche. Diesmal ist er offenbar an die Falschen geraten. Wir wissen noch nicht, wer der andere Tote ist, er sieht aber aus wie ein Ausländer. Sergeant Moffat hat mir gesagt, es könnte eine Verbindung zu dem Kerl bestehen, den Sie drüben an den Docks gefunden haben.«
    »Kann sein«, sagte Lennon. »Der und die Mawhinney-Brüder sind mal zusammen wegen tätlichen Angriffs verhaftet worden.«
    »Hmm. Hört sich ganz nach unserem Burschen an.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Oh, nur zu gut«, sagte Ferguson. »Den und auch seinen Bruder. Seit dem Tag, als sie aufgehört haben, an der Zitze ihrer Mutter zu nuckeln, stecken sie bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
    Lennon verzog angewidert das Gesicht.
    »Drogen, Zigarettenschmuggel, raubkopierte DVDs,

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