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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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alles Mögliche. Als Letztes habe ich gehört, dass sie es mit Prostitution versucht haben. Sie haben ein paar Wohnungen gemietet, zwei in Carrick und eine in Bangor, die schauen wir uns nachher noch an.«
    »Bangor«, wiederholte Lennon. »Das ist auf derselben Seite des Lough, auf der wir Strazdas’ Leiche gefunden haben.«
    »Stimmt«, sagte Ferguson. »Wenn Sie die übernehmen wollen, nur zu. Aber klären Sie es mit dem Distrikt D ab.«
    »Mache ich«, sagte Lennon.
    »Sagen Sie mal, Sie gehören doch zu DCI Thompsons Leuten, oder?«
    »Das ist richtig.«
    Und wie kommt es, dass ich dann mit Ihnen rede?«, fragte Ferguson. »Eigentlich müsste doch Thompson der leitende Ermittlungsbeamte sein.«
    »Er hält viel vom Delegieren.«
    »Hmm. Na schön, lassen Sie uns bei dieser Sache in Verbindung bleiben. Und ich hoffe nur, dass es jetzt nicht erst richtig losgeht.«

17
    Herkus nahm sich einen Wodka aus der Minibar. Den hatte er sich nach so einer langen Nacht verdient, fand er. Nur Schwule verdünnten ihre Drinks mit Cola und solchem Zeug, deshalb nuckelte er ihn einfach gleich aus dem Fläschchen. Er rann hinab und wärmte ihm die Kehle und die Brust.
    Arturas umkreiste ihn rastlos. Herkus hatte daran gedacht, ihn anzurufen und zu fragen, ob er Darius persönlich vernehmen wolle, aber er wusste, dass das ohnehin sinnlos war. Der Boss würde seine Suite nicht verlassen. Wenn es sich vermeiden ließ, ging er überhaupt nie nach draußen. Bei Herkus’ Ankunft hatte er blass und fahrig gewirkt.
    Weißes Puder bestäubte die gläserne Tischplatte.
    Herkus wog jedes Wort und jede Geste sorgsam ab.
    »Was zu trinken, Boss?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Arturas.
    »Willst du dich nicht hinsetzen?«, fragte Herkus. »Vielleicht ein Frühstück bestellen?«
    »Nein. Nichts zu essen. Hast du noch mehr von …?«
    Er zeigte auf seine geröteten Nasenlöcher.
    Herkus schüttelte den Kopf. »Später, Boss. Setz dich mal einen Moment hin, ja?«
    Seufzend setzte Arturas sich auf die Couch. »Also schön, ich sitze.«
    Herkus durchquerte das Zimmer und setzte sich dem Boss gegenüber hin. »Darius hat mir alles verraten«, sagte er.
    »Ich will jedes Wort hören.«
    »Bist du sicher?«, fragte Herkus.
    »Ich bin mir sicher«, sagte Arturas.
    Seufzend nickte Herkus. Er fing an zu erzählen.
    Darius plauderte alles aus, mit zitternder Stimme kämpfte er gegen seine Todesangst an. Unterdessen weinte er und betrauerte sich schon selbst. Darius war schwerfällig und langsam, aber dumm war er nicht. Er wusste, dass er sterben würde. Die Frage war nur noch, wie qualvoll.
    Darius sagte, er und Tomas hätten seit dem frühen Nachmittag getrunken. Daran war nichts Ungewöhnliches. Tomas war bester Laune, er redete und redete. Er begutachtete die Frauen, begrabschte sie. Dreimal musste Darius seinen schmächtigen Körper ungestüm umarmen und ihn lachend auf die Wange küssen, nur um ihn aus irgendeiner brenzligen Situation herauszuholen.
    Für Darius war Tomas wie ein Bruder, was bedeutete, dass er ihn gleichermaßen liebte und hasste. Manchmal hätte er diesem kleinen Mistkerl am liebsten den Kopf abgerissen, und dann brachte der dürre Scheißer ihn so sehr zum Lachen, dass ihm der Bauch wehtat.
    Heute hatte es hauptsächlich Gelächter gegeben. Aber kaum hatten sie die Bar neben dem Belfaster Rathaus betreten, lief die Sache auch schon aus dem Ruder. Sie hatten dort schon oft einen gehoben. Ein paar der Kellnerinnen stammten aus Litauen, und sie hatten sich beide einen Spaß daraus gemacht, mit ihnen zu flirten. Aber an diesem Abend war es anders. Mehr Männer als normal, nur ein paar schnatternde Frauen hatten sich bei irgendwelchen verweichlichten männlichen Freunden eingehängt, die einander zujohlten und miteinander gurrten.
    Darius verstand sofort und versuchte, Tomas wieder auf die Straße hinauszubugsieren. Aber der ließ sich absolut nicht bremsen und drängte sich zum Tresen vor. Erst als er dort ankam, das Geld schon in der ausgestreckten Hand, begriff Tomas, dass hier irgendetwas faul war. Er blieb stehen und drehte sich mit weit aufgerissenen Augen einmal im Kreis.
    »Der Laden ist ja voll mit Schwulen«, sagte er.
    »Wirklich?«, fragte Darius und tat überrascht. »Dann lass uns lieber gehen, bevor eine von diesen Schwuchteln dich noch ins Herz schließt.«
    »Nein.« Tomas schlug Darius’ Hand weg. »Wir waren schon oft genug hier, immer war alles in Ordnung. Und jetzt plötzlich lauter Schwule.«
    Darius legte

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