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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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abblitzen.
    Echte Freundschaft zeigt sich nur in den ganz schlechten Zeiten. Das ist ein Fakt. Traurig, aber wahr.
    Kaum hatte Jana ihr Wasser aufgetrunken, da begab sie sich ins Wohnzimmer, wo das Telefon nach wie vor klingelte. Sie linste auf das Display, doch die Nummer war ihr unbekannt.
    Dann gehe ich erst recht nicht dran. Es ist sicherlich wieder ein Call-Center, das mir haufenweise Schund andrehen möchte. Ich kann schon gar nicht mehr mitzählen, wie oft diese Leute bei mir anrufen. Geht das eigentlich nur mir so?
    Sie ignorierte das Klingeln und schaltete den Fernseher ein. Auf keinen Fall konnte sie auf ihre Lieblingstalkshow verzichten. Es bereitete ihr immer wieder eine enorme Genugtuung, von den Problemen anderer Menschen zu hören. Wenngleich viele ihrer Bekannten dieses Verhalten als herzlos und arrogant bezeichneten, diente es Jana dazu, ihr Leben richtig zu schätzen zu wissen. Sobald sie auch nur für einen Tag der Versuchung erlag, ihr Hab und Gut als selbstverständlich hinzunehmen, lief sie Gefahr, das Geld mit beiden Händen auszugeben. Ich habe es doch! , könnte ihr Motto dann lauten. Doch sie wusste genau, dass dieses Verhalten unverzeihlich dumm wäre. Immerhin hatte sie in der Presse schon von mehreren Leuten gelesen, die nach einem Millionengewinn das gesamte Geld innerhalb eines Jahres verprasst hatten und anschließend an der Armutsgrenze leben mussten.
    Das wird mir nicht passieren, weil mir durch die Probleme anderer Menschen jeden Tag vor Augen geführt wird, wie dankbar ich für alles sein muss, was ich habe. Und das werde ich niemals aufs Spiel setzen. Für nichts und niemanden. Das Leid anderer Leute ist mir Warnung genug.
    Ausgelaugt setzte sie sich auf ihr Sofa, streckte die Arme aus und starrte auf den Fernsehbildschirm. Allerdings strapazierte das Telefonklingeln allmählich ihre Nerven. Sie konnte sich kaum auf die Gäste der Talkshow konzentrieren. Daher pendelte ihr Blick verärgert zwischen dem Telefon und dem Fernseher hin und her.
    Das gibt es nicht! Welcher Idiot lässt bei einem einzigen Anruf so oft klingeln? Merkt der nicht, dass ich keine Lust auf ein Gespräch habe? Ich hätte mir schon längst einen Anrufbeantworter zulegen sollen!
    Da Jana sich in ihre Gedanken vertiefte, bemerkte sie nicht, dass sich am Fenster hinter ihr eine Gestalt erhob. Diese trug einen schwarzen Pullover und eine blaue Jeans. In der Hand hielt sie eine Pistole, deren Mündung sie auf Janas Hinterkopf richtete.
    Die 45-Jährige beugte sich vor und fixierte das Telefon. Sie hoffte, es mithilfe ihrer Gedankenkraft zum Schweigen bringen zu können. Doch so viel Macht besaß sie nicht. Das Klingeln riss nicht ab. Daher griff Jana zur Fernbedienung, um die Flimmerkiste lauter zu stellen. Dabei nahm sie plötzlich eine Bewegung in der Spiegelung einer Glasvitrine wahr. Weil es sich dabei nicht um ihre eigene Bewegung handelte, wirbelte sie erschrocken zur Seite. Gleichzeitig fiel ein erster Schuss. Eine Kugel durchschlug die Fensterscheibe, flog quer durch das Wohnzimmer und zerstörte den Fernsehbildschirm.
    Jana schrie panisch auf. Sie warf sich von der Couch und hob die Hände über den Kopf.
    Wer zum Teufel ist das?! Was ist hier los?!
    Schon ertönten zwei weitere Schüsse. Beide Projektile drangen in die Couchlehne über Jana ein. Im Bruchteil einer Sekunde überkam die Millionärin eine Todesangst. Sie spürte, dass die Person auf der Terrasse zu allem entschlossen war. Denn im nächsten Augenblick dröhnte bereits ein vierter Schuss durch den Raum. Die Kugel schlug neben Jana im Teppich ein.
    „So eine dämliche Scheiße!“, hörte sie einen Mann fluchen. „Steh auf, du Miststück! Wird’s bald! Mach es mir nicht so schwer! Du stirbst sowieso! Ich werde dich erwischen!“
    Janas Herz pochte wie wild. Sie schnappte nach Luft und sah sich ängstlich um. Dabei fasste sie kurzerhand einen Entschluss. Ohne wirklich über ihre nächste Handlung nachzudenken, sprang sie auf und spurtete zur Zimmertür. Auf ihrem Weg schaute sie weder nach links noch nach rechts. Sie fixierte ausschließlich die Tür und rannte um ihr Leben.
    Als sie die Tür erreichte, feuerte der Mörder einen weiteren Schuss auf sie ab. Wieder ertönte ein lauter Knall. Wieder flog eine Kugel durch das Wohnzimmer.
    Und diesmal traf sie in ihr Ziel.
    Jana fühlte einen brennenden Schmerz in ihrem rechten Oberarm. Blut schoss hervor. Knochen splitterte. Dennoch gelang es der 45-Jährigen, sich in den Flur zu retten, wo der

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