Rachegott: Thriller
Lottomillionärin?“
„Genau. Auf der Rückseite von einem der Fotos stehen wieder diese Stichwörter: Schneidbrenner. Mord. Samstag. 18. August. Aber es steht eine andere Zeitangabe drauf.“
„Welche?“
„12 Uhr.“
„Mein Gott!“ Thomas erschauderte. Es war 11 Uhr 56.
„Ich sagte doch, dass dir meine Nachricht nicht gefallen wird. Vielbusch hat schon Jana Schneidbrenners Telefonnummer in Erfahrung gebracht. Jetzt versucht er sie zu erreichen, aber sie nimmt nicht ab. Daher solltet ihr so schnell wie möglich zu ihr fahren. Sie wohnt in der Pächterstraße .“
Thomas stutzte. Pächterstraße? Dort wohnt doch auch dieser Hutmann! Wenn das kein Zufall ist!
„Okay, Dorm, wir machen uns sofort auf den Weg! Versucht es weiter telefonisch! Vielleicht geht die Frau doch noch ran!“
„Wird erledigt!“
Tommy legte auf und setzte Nora über die neue Information in Kenntnis. Zur selben Zeit stürmte Waldemar in das Wohnzimmer und rief: „Ich habe von meinen Kollegen gerade erfahren, dass sie weitere Fotos in Junkers Keller gefunden haben! Sie zeigen vermutlich das nächste Opfer! Es handelt sich um Jana Schneidbrenner!“
„Das wissen wir bereits!“, erwiderte Thomas hektisch. Dann verabschiedete er sich von Lutz und verließ mit Nora das Haus. Sie liefen zu ihrem Ford, sprangen hinein und fuhren los.
Waldemar blieb tatenlos am Tatort zurück. Er sah den Ermittlern hinterher und murmelte vor sich hin: „Viel Glück bei der Jagd. Sie schaffen das bestimmt. Ich zähle auf Sie.“
12
Jana Schneidbrenner war noch vollkommen erledigt, als sie um 12 Uhr mit dem Auto bei sich zuhause eintraf. Sie kam gerade von einem zweistündigen Training im Fitnessstudio wieder und ahnte schon jetzt, dass sie am folgenden Tag von einem unerträglichen Muskelkater geplagt werden würde.
Das passiert eben, wenn man seinen Körper nicht regelmäßig fordert. Dann darf man sich nicht wundern, sondern muss mit den Konsequenzen leben. Allerdings fühle ich momentan in erster Linie eine Befreiung. Das Training hat mir gut getan. Der Großteil meiner Anspannung ist von mir abgefallen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich!
Die 45-jährige Singlefrau stellte den Wagen in ihrer Garage ab und stieg aus. Dann schnappte sie sich ihre Sporttasche vom Rücksitz, ließ das Garagentor herunter und begab sich hinüber zur Haustür. Ihr Anwesen stand in der Pächterstraße im Südosten Göttingens. Es umfasste fast eintausend Quadratmeter und entsprach ziemlich genau Janas Traumvorstellung. Das Haus war riesig, aber nicht protzig. Es wirkte beeindruckend, aber auch atmosphärisch.
So habe ich es mir immer gewünscht. Dass ich nun tatsächlich in einem solchen Schloss wohnen darf, ist für mich das Größte. Ich bin vom Glück gesegnet. Anders kann man es nicht ausdrücken.
Jana öffnete ihre Tür und stapfte in den dunklen Flur. Sie schaltete das Licht ein, stellte die Tasche ab und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser einzuschütten. Im selben Moment hörte sie das Klingeln ihres Telefons.
Nein, nicht jetzt. Ich habe momentan wirklich keinen Nerv, um mit jemandem zu sprechen. Lasst mich einfach alle in Ruhe. Ich muss erst einmal verschnaufen und wieder zu Kräften kommen. Danach sehen wir weiter.
Jana ignorierte das Telefonklingeln und dachte an den 4. Februar dieses Jahres zurück. An diesem Tag hatte sie 2,7 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Bis dato war sie eine einfache Sekretärin bei einer Baufirma gewesen. Doch das hatte sich schlagartig geändert. Sie hatte sich immer gesagt: Wenn ich eines Tages eine enorme Summe im Lotto gewinnen sollte, dann werde ich keinen Tag mehr arbeiten. Nie wieder! Ich werde mich auf die faule Haut legen und das Leben in vollen Zügen genießen.
Dieses Vorhaben hatte sie ohne zu zögern in die Tat umgesetzt. Niemand hatte sie von ihren Plänen abbringen können. Niemand hatte ihr ein schlechtes Gewissen einreden können. Nachdem sie sich ihr Haus und ihren teuren Wagen geleistet hatte, war sie zur Bank gefahren, um das restliche Geld gut und sicher anzulegen. Fortan würde sie sorgenfrei von den Zinsen leben können. Tief in ihrem Inneren war sie nämlich eine bescheidene Frau geblieben. Sie gönnte sich keinen weiteren Luxus, ging nicht auf exklusive Reisen und kaufte keine Markenklamotten. Zudem ließ sie all ihre sogenannten ‚Freunde’, die plötzlich wieder auf der Bildfläche erschienen waren und sich von ihr Geld borgen wollten, bereits an der Haustür
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