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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ungeduld. Während andere, die auf eine Transplantation warteten, ein Herz erhielten oder starben, rückte er auf der Liste weiter vor, aber eben nicht schnell genug.
    Er war sich dessen bewusst, dass Samar Gupta ihm maximal
ein Jahr gegeben hatte. Ein Sechstel davon war nun bereits vergangen.
    Wenn er in den Fernsehnachrichten Berichte über Verkehrsunfälle mit Toten sah, fragte er sich, ob die Verstorbenen wohl Organspenderausweise unterschrieben hatten, als man ihnen ihre Führerscheine ausgehändigt hatte. Manchmal forderte ihn die Tatsache, dass die meisten Leute ihre Organe nicht spendeten, zu Schimpftiraden an. Das war nicht fair gegenüber denjenigen, gegen die er wetterte, denn in all den Jahren, in denen er bei guter Gesundheit gewesen war, hatte auch er nie einen Spenderausweis unterschrieben.
    Da er jetzt verständiger war, hatte er durch seinen Anwalt festlegen lassen, dass seine Organe, soweit sie noch für andere zu gebrauchen waren, als Spenden zur Verfügung stehen würden, nachdem sein Körper der Kardiomyopathie erlag und auch wenn er ein Spenderherz bekäme und trotzdem starb.

    Im Dezember musste Dr. Gupta Ryans Medikation neu einstellen und ihm zwei weitere Präparate verschreiben, um zu verhindern, dass die gefürchteten Symptome, die ihn völlig fertiggemacht hatten, erneut auftraten.
    Der Kardiologe benutzte geheimnisvolle medizinische Fachbegriffe, um Wörter wie Verschlechterung zu vermeiden. Aber Ryan zweifelte nicht daran, dass sich sein Zustand verschlechterte.
    Er fühlte sich nicht allzu anders als im September, wenn man davon absah, dass er jetzt leichter ermüdete und länger schlief, als er es noch vor wenigen Monaten getan hatte.
    Wenn er in den Spiegel blickte, fielen ihm nur kleine Veränderungen
auf. Er wirkte ein wenig aufgedunsen. Manchmal zeigten seine Wangen eine anhaltende ungesunde Röte und zu anderen Zeiten hatte er leicht bläuliche Ringe unter den Augen.
    Nicht nur sein zähes Vorrücken auf der Warteliste machte ihn ungeduldig, sondern auch Samantha stellte seine Geduld manchmal auf die Probe.
    Zum einen hatte er das Gefühl, sie setze zu viel Vertrauen in die Organisation, die die Liste zusammenstellte und die Empfänger auswählte.
    Wenn Ryan seine Geschäfte auf der Basis von so vielen unverbürgten Annahmen und der Toleranz gegenüber bürokratischer Trägheit getätigt hätte, wie er sie an dieser speziellen Organisation erlebte, dann hätte er es nie zu Reichtum gebracht. Da hier Menschenleben auf dem Spiel standen, vertrat er den Standpunkt, niedergelassene Ärzte sollten mehr - und nicht weniger - Effizienz an den Tag legen, als er es getan hatte, während er im Internet ein Imperium für soziales Networking aufgebaut hatte.
    Sam wollte keine Klagen zu diesem Thema hören, sondern rief ihm sogleich ins Gedächtnis zurück, dass er versprochen hatte, diese Wartezeit gelassen hinzunehmen. Er hatte gelobt, er würde gar nicht erst versuchen, das in die Hand zu nehmen, worauf er in Wahrheit ohnehin keinen Einfluss hatte, sondern alles sich von selbst entwickeln zu lassen und es so zu akzeptieren, wie es sich ergab.
    »Dotcom, du machst mir Sorgen«, sagte sie jetzt zu ihm. »Diese innere Unruhe, diese Wutanfälle. Das ist nicht gut. Damit schadest du dir. Du bist zu angespannt.«

    Von Woche zu Woche entwickelte Ryan exotischere Überlebensstrategien und erforschte alle Arten von Behandlungsmethoden der alternativen Medizin, die das, was ein Kardiologe für ihn zu tun vermochte, ergänzen konnten - von seltenen Substanzen, die aus Sporen von Farnen im Regenwald gewonnen wurden, bis hin zu Geistheilern.
    Voller Mitgefühl, Vernunft und Humor unterzog Samantha jede Behandlungsmethode, die er in Betracht zog, einem Realitäts-Check. Obwohl er wusste, dass sie Recht hatte, erschien ihm ihr bitterer Humor manchmal als kalter Sarkasmus, ihre Vernunft als reiner Pessimismus und ihr liebevolles Mitgefühl unaufrichtig.
    Ryan hatte den Verdacht, seine Übellaunigkeit und seine häufigen Anfälle von Rastlosigkeit und innerer Unruhe würden durch die Medikamente hervorgerufen. Eine erneute Beschäftigung mit den Nebenwirkungen jedes Medikaments bestätigte seine Vermutung.
    »Es tut mir leid, Sam«, sagte er mehr als einmal zu ihr. »Das sind diese verdammten Medikamente. Ich bin nicht ich selbst. Wenn das so weitergeht, wachsen mir bald Haare auf den Handflächen und ich heule den Mond an.«
    Er wusste, dass er sie strapazierte und dass ihre Arbeit an dem Roman beinah zum

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