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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mit mir fliegen«, sagte Ryan.
    »Ich halte es für angemessener, wenn die beiden Ihren Learjet nicht benutzen. Wir haben unsere eigenen Transportmittel. Außerdem müssen sie mindestens ein paar Stunden Vorsprung haben, falls sie Termine für Sie zu machen und Vorbereitungen zu treffen haben.«
    »Ja, das wäre angemessener, in Ordnung. Das letzte Mal hatte ich, wenn Sie sich erinnern, zwei Termine.«
    »Ich habe Ihre Akte vor mir liegen«, sagte Mott. »Sie hatten mit zwei Personen an unterschiedlichen Orten Angelegenheiten zu regeln.«
    »Es geht um den Herrn. Da wäre eine Wiederholung erforderlich«, sagte Ryan. »Und es ist ziemlich dringend.«
    »Wir werden unser Bestes tun«, sagte Mott.
    Ryan legte auf.
    Er steckte die Fotos der beiden toten Frauen in den braunen Umschlag.
    Unwillkürlich tauchte ein Bild in seinem Kopf auf: das Krankenhauszimmer, in dem er die Nacht vor der Transplantation verbracht hatte, der Fußboden und die Wände und die Einrichtungsgegenstände nicht durch Menschenhand, sondern durch die Wirkung der Beruhigungsmittel, die man ihm gegeben hatte, auf Hochglanz poliert und sogar die Schatten glänzend, Wally Dunnaman am Fenster, die chromgelbe Nacht der Großstadt draußen und die Luft, die der Lärm der Glocken hatte beben lassen.

    Als er in dem warmen Alkoven seiner Suite neben dem eleganten Schreibtisch aus Amboinaholz stand, begann Ryan Perry erst zu zittern und dann zu beben. Grauen erfasste ihn. Er fragte sich, wovor ihm graute, und er wusste es nicht, hatte jedoch den Verdacht, bald würde er eine Antwort darauf bekommen.

TEIL III
    Beklaget sie, die zweifach Tote,
denn sie starb ja so jung.
    - Edgar Allan Poe: »Lenore«

44
    Am späten Sonntagnachmittag war der bedeckte Himmel über Las Vegas so grau wie das Gesicht eines degenerierten Spielers, der von einem Baccara-Tisch aufsteht, nachdem er in den Bankrott getrieben worden ist.
    Über die Höhenzüge der Mojave-Wüste war eisige Kälte hereingebrochen. Von den kahlen Berghängen herab, von den aufgegebenen Eisen- und Bleiminen, die längst in Vergessenheit geraten waren, von den zerklüfteten Hängen der Pyritcanyons und Feldspatschluchten, über ausgedörrte Wüstenniederungen, durch die hell erleuchteten Ödländer der Casinos kam ein feuchtkalter Wind, der noch nicht kräftig genug war, um Staubwolken von vertrockneten und unbebauten Parzellen zu peitschen oder Ratten aus den üppigen Kronen der Phönixpalmen zu schütteln, in denen sie nisteten. Aber mit Sicherheit würde der Wind mit dem ausklingenden Tag noch anschwellen.
    Am Terminal für Privatflugzeuge wartete George Zane mit einer zwölfzylindrigen schwarzen Mercedes-Limousine. Der Mann sah sogar noch kräftiger aus als der Wagen mit dem starken Motor.
    Als er Ryan die hintere Tür aufhielt, sagte er: »Guten Abend, Mr Perry.«
    »Schön, Sie wiederzusehen, George. Schlechtes Wetter im Anzug.«
    »Ob wir es brauchen können oder nicht«, erwiderte der kräftige Kerl.

    Als sie auf die Straße einbogen, die vom Flughafengelände wegführte, sagte Ryan: »Wissen Sie, ob Barghest heute Abend ausgehen wird? Werden wir in sein Haus hineinkönnen?«
    »Wir fahren gleich von hier aus hin«, sagte Zane. »Es hat sich herausgestellt, dass er zu einer Spinnerkonferenz nach Reno gefahren ist und nicht vor Mittwoch zurückkommt.«
    »Spinnerkonferenz?«
    »So nenne ich das. Eine Horde unserer besten und klügsten Köpfe kommt zusammen, um über die Vorteile zu reden, die es mit sich brächte, die menschliche Bevölkerung auf fünfhundert Millionen zu reduzieren.«
    »Was wäre das dann - sechs Milliarden Menschen weniger? Wie glauben diese Leute, das bewerkstelligen zu können?«
    »Ach«, sagte Zane, »nach allem, was ich lese, haben sie einen Haufen Ideen, wie sich das machen ließe. Ihr Problem besteht darin, uns Übrigen das Programm schmackhaft zu machen.«
    An einer Kreuzung hatten sich ein paar Blätter einer Zeitung in die Luft erhoben und trieben ausgebreitet in der Brise; zu ihrer vollen Spannweite aufgebläht, glitten sie träge in einem weiten Bogen, ihr Flug so schwerfällig wie der von Albatrossen, die auf der Suche nach Schiffen, die dem Untergang geweiht waren, ihre Kreise zogen.
    »Sollten wir nicht besser noch ein oder zwei Stunden warten, bis es dunkel ist?«, fragte Ryan nachdenklich.
    »Es wirkt weniger verdächtig, wenn man bei Tag reingeht, sofern es sich machen lässt«, sagte Zane. »Kühn drauflos, das ist immer besser.«
    Die Wohngegend wirkte bei

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