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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Eindrucksvolle Glasverschläge, in denen tropische Pflanzen wucherten, deren Farben durch das grüne Licht noch intensiver wirkten. Entsetzt realisierte Hanna, dass sie im Spinnenzoo gelandet sein musste. Bei dem Gedanken an die fetten Vogelspinnen, die unter der dichten Flora auf ihre Opfer lauerten, musste Hanna würgen. Die Bilder ihres Traums wurden übermächtig. Der Gang, durch den sie gekommen war, musste der Gang gewesen sein, durch den die Kinder geflüchtet waren. Wovor geflüchtet? Sie dachte an die Spinnen aus ihrem Traum. Die Spinnen auf ihrem Körper.
    Instinktiv trat sie einen Schritt zurück. Dann hörte sie lautes Fluchen durch den Gang hinter ihr schallen. Linus war ihr gefolgt! Hastig trat sie in den Spinnenzoo und schloss die Tür hinter sich. Sie suchte den Raum nach einem Ausgang ab. Er musste auf der anderen Seite der Terrarien-Insel liegen. Sie lief zu der Insel, als der Aufzug zu rattern begann.
    Der Alte.
    Es konnte nur der Alte sein. Sie lief um die Insel herum. Fand den Ausgang mit einem massiven Schrank versperrt. Realisierte, dass der Aufzug der einzige Zugang zu dem Raum war. Hektisch blickte sie sich nach einem Versteck um. Unter den Glaskästen fielen ihr die Holzverschläge auf. Sie waren so breit wie die Terrarien darüber. Breit genug, um einen Menschen zu beherbergen. Das Fluchen wurde lauter. Der Lift ratterte.
    Sie saß in der Falle.

74
    8. April 1991
    Ich bin an ihm drangeblieben. Ich bin nicht mal mehr in mein Zimmer zurück. Ich bin ihm gefolgt, in meinem Pyjama mit den Blutspuren und den Pissflecken von dem Eimer. Die Nacht war dunkler als sonst. Vielleicht wegen dem Regen. Das war gut für mich. Selbst wenn jemand aus dem Fenster geschaut hätte, hätte mich keiner gesehen. Es war aber auch schlecht. Ich konnte nicht sehen, wie er ihn vergraben hat. Ich hab nur gehört, wie die Schaufel sich in den Boden bohrt und die lehmige Erde vom Eisen rutscht und mit einem leisen Platschen auf den Lehmhaufen aufschlägt.
    Ich habe lange dagestanden, ich weiß gar nicht, wie lange, aber irgendwann hab ich vor Kälte zu zittern angefangen, und trotzdem konnte ich nicht weg. Ich musste dem Geräusch zuhören.
    Tschk-Schschsch.
    Tschk-Schschsch.
    Tschk-Schschsch.
    Das war wie ein Zwang. Irgendwann hat es dann aufgehört zu regnen, sogar der Wind hat sich gelegt. Das war komisch. Als ob der Regen und der Wind Steve eine letzte Ehre erweisen wollten.
    Er wird tief graben müssen, damit nicht ein Hund die Leiche ausbuddelt.
    Ich wollte zu ihm hinlaufen und ihm die Schaufel aus der Hand schlagen und ihn in das Grab stoßen, das er für Steve ausgehoben hat. Ich wollte ihn lebendig begraben. Ich wollte, dass er leidet und langsam erstickt, und ich hab das so sehr gewollt, dass meine Beine richtig gekribbelt haben. Aber ich hab’s nicht gemacht. Er hätte mich einfach mit der Schaufel erschlagen und mit ins Grab gelegt. Und dann wäre der einzige Zeuge seines Verbrechens beseitigt gewesen. Ich kann jetzt nichts machen, nur sein beschissenes Spiel mitspielen und so tun, als wüsste ich von nichts.
    Aber eines Tages wird er büßen. Das hab ich Steve versprochen. Bei jedem Tschk-Schsch hab ich ihm geschworen, dass der Alte und Linus nicht ungestraft davonkommen. Bei meiner Seele hab ich das geschworen. Wenn ich erst mal draußen bin und mir keiner mehr was kann. Dass ich zurückkomme und den Alten fertigmache und Steve ein richtiges Begräbnis organisiere. Deshalb muss ich dieses Tagebuch jetzt in dem Versteck zurücklassen. Wenn der Alte es bei mir findet, haben wir nie eine Chance auf Gerechtigkeit. Hier steht alles drin. So wie es passiert ist. Das darf einfach nicht verloren gehen. Und wer sucht schon hier nach dir? Die Avicularia geroldi werden das Geheimnis jedenfalls nicht ausplaudern.
    Ich komme zurück. Bei allem, was mir heilig ist.

75
    Hanna brauchte nicht länger als einen Herzschlag, um den Verschlag unter der Terrarien-Insel in der Mitte des Raumes zu öffnen. Mit einem unterdrückten Keuchen wich sie zurück. Marten lag vor ihr, seltsam verdreht, Arme und Beine gefesselt, die Augen geschlossen. Sie streckte ihre Hand aus und berührte seinen Hals. Atmete erleichtert auf, als sie einen schwachen Puls fühlte. Plötzlich schlug er die Augen auf. Er blickte sie an, als erkenne er sie nicht, dann fielen ihm die Augen wieder zu. Hanna legte Lilou behutsam auf den Boden und versuchte seine Handfesseln zu lösen. Es war ein grobes Hanfseil, das sich tief in seine Haut geschnitten

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