Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
Vom Netzwerk:
in ihre Richtung.
    »Mama!« Lilous Stimme war kaum noch ein Flüstern.
    Sie musste das Kind unbedingt aus der Kälte bringen. Ihr eine Pause von diesem infernalischen Ritt durch Nässe und Dunkelheit verschaffen. Kurz entschlossen nahm sie den Dietrich. Das Schloss ließ sich problemlos öffnen. Es fühlte sich geschmeidig an, als sei es erst vor Kurzem geölt worden.
    Hanna riss die Tür auf und trat ein. Die Hütte war stockdunkel. Sie verschloss die Tür hinter sich. Als hätte sie auf einen Knopf gedrückt, erschienen dieselben Bilder wie am Nachmittag. Kinder, die panisch durch einen dunklen Gang trampelten und verängstigt brüllten. Erschrocken ließ sie die Klinke los, und die Bilder verschwanden abrupt. Hanna zitterte unkontrollierbar. Sie wusste nicht, ob vor Erschöpfung oder weil ihr die Bilder Angst einjagten. Vorsichtig tastete sie sich mehrere Schritte durch die undurchdringbare Dunkelheit und ging auf die Knie, wickelte Lilou behutsam aus der Decke und fühlte ihre Stirn. Sie glühte. Hanna schluchzte auf, presste sich sogleich die Hand vor den Mund. Werd jetzt nicht panisch! Du schaffst das. Von hier ist es nicht weit zum Hotel. Also ist es auch nicht weit bis zur Straße. Du wirst Lilou rechtzeitig zum Arzt bringen. Gib ihr eine Pause. Such ein Versteck. Eine Waffe. Wenn Linus hier nach dir sucht, hast du den Überraschungsmoment auf deiner Seite. Sie atmete tief durch, sog ihre gepeinigten Lungen voll mit Sauerstoff und spürte neue Energie ihren Körper durchfluten. Sie nahm Lilou wieder hoch und verbarg sie unter ihrer Jacke. Die tropfnasse Decke ließ sie am Boden liegen. Dann drehte sie sich nach rechts und tastete sich zur Wand vor. Sie musste den Raum auskundschaften. Schnell. Nach zwei Schritten erreichte sie die Wand. Kein Möbelstück hatte sich ihr in den Weg gestellt. Mit einer Hand fuhr sie die Wand hinauf und hinunter, um nach einem Fenster oder Lichtschalter zu suchen. Nach vier Schritten hatte sie die Tür wieder erreicht. Sie ließ sie hinter sich und tastete sich weiter. Zwei Schritte von der Tür entfernt begann die Seitenwand. Sie arbeitete sich weiter vor. Auch dort störte nichts ihren Weg. Nach mehreren Minuten begriff Hanna, dass sie sich nicht in einer Hütte, sondern in einem Gang befand. Sie hätte die Rückwand des Raumes schon längst erreichen müssen. Ihre Schritte hallten unnatürlich von den Wänden wider. Hanna verlangsamte ihren Schritt. Die Bilder der panisch flüchtenden Kinder gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Was war hier passiert? Wohin führte dieser Weg? Ins Hotel? Das war am wahrscheinlichsten. Die Richtung passte und die Entfernung auch. Willst du wirklich ins Hotel zurück? Dort wartet der Alte auf dich!
    Als hätte sie ihre eigenen Bedenken nicht wahrgenommen, setzte sie ihren Weg fort. Schritt für Schritt, wie sie es gelernt hatte. Der Alte ist allein. Er weiß nicht, dass du diesen Weg gefunden hast. Du kannst ihm entkommen. Er kann keine Treppen steigen. Du bist im Vorteil. Es ist deine Chance. Dort ist ein Telefon. Der Haupteingang. Ein Parkplatz mit Autos. Du kannst nicht zurück. Du kannst dich hier nicht vor Linus in Sicherheit bringen. Sie hangelte sich mit einer Hand an der Wand entlang. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass Linus sie im Nu einholen würden, sobald er den Gang betrat. Mit seiner Taschenlampe war er im Vorteil. Er konnte diesen Gang entlanglaufen. Vor allem, wenn er ihn kannte. Hanna beschleunigte ihre Schritte, eine Hand an der Wand schleifend, und kurz darauf stieß sie auf eine Tür.
    Sie legte ihren Kopf an das Holz und lauschte. Außer einem gedämpften Surren konnte sie keine Geräusche vernehmen. Sie entriegelte fast lautlos das Schloss und öffnete die Tür wenige Zentimeter, gerade genug, um in den angrenzenden Raum blicken zu können. Die Tür blieb mit einem lauten Knarzen stehen. Hanna fuhr zusammen. Dann steckte sie ihren Kopf in den Spalt und sah sich um. Gespenstisch grünliches Licht erhellte den Raum. Das Surren war jetzt deutlicher zu hören. Es war ein monotones Geräusch, das nur ab und zu durch ein Knacken unterbrochen wurde. Die Wände waren mit Glaskästen bestückt, unterbrochen von den Schiebetüren eines Aufzugs. Keine Fenster. Der Gang musste direkt durch die leichte Anhöhe vor dem Hotel in den Keller geführt haben. In den Glaskästen befanden sich exotische Pflanzen, beschriftete Tafeln klebten an den Fenstern. In der Mitte des Raumes thronte eine Insel, die ebenfalls aus Terrarien bestand.

Weitere Kostenlose Bücher