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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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verstößt nicht einfach sein einziges Kind.« Erneut suchte er ihre Augen. Sie versuchte auszuweichen, doch er fing ihren Blick immer wieder ein.
    »Ich komme aus einer alten Familie, Stammbaum bis Adam und Eva, Würdenträger noch und noch.« Hanna schnaubte. »Meine erste große Liebe war ihnen schon ein Dorn im Auge. Sie haben es geschafft, ihn zu vergraulen.«
    »Haben sie es bei Steve auch versucht?«
    »Ja. Aber ich hatte Steve von meinem Ex erzählt, und er hat meinen Eltern klargemacht, dass er zurückschießen würde.«
    »Er hat ihnen gedroht?« Stein hob verwundert die linke Augenbraue.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, er hat meinem Vater gedroht, sein kleines Geheimnis der Zeitung zu verkaufen. Ich habe doch ein Geschwister. Aber ich kenne es nicht. Ein uneheliches Kind meines Vaters, das seit über fünfundzwanzig Jahren totgeschwiegen wird. Ich habe Steve davon erzählt.«
    »Sie haben nie nachgefragt, was zwischen Steve und Ihren Eltern passiert ist?«
    »Doch. Aber Sie kennen Steve nicht. Wenn er über etwas nicht reden will, dann tut er es auch nicht. Und über seinen Besuch bei meinen Eltern hat er nur gesagt, er hätte die Fronten geklärt. Und meine Eltern haben danach kein Wort mehr mit mir gewechselt.« Sie seufzte. »Ich habe einen Brief von unserem Familienanwalt bekommen, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich enterbt bin und meine Eltern keinerlei Kontakt zu mir oder meinem zukünftigen Mann wünschen.«
    »Ich nehme an, Steve hat nicht zum Familienimage gepasst?«
    »Ein einfacher Handwerker?« Hanna lachte bitter auf. »Machen Sie Witze? Bei uns hat man mindestens einen Magister, lieber einen Doktor.«
    »Und Sie?«
    »Ich habe mein Jurastudium nach dem Desaster mit meinem Ex kurz vor dem zweiten Staatsexamen hingeschmissen. Ich habe es gehasst. Dann bin ich hierhergezogen und habe das als Beruf gewählt, was ich schon als Kind am liebsten gemacht habe. Schlösser knacken.«
    »Sie haben als Kind Schlösser geknackt?«
    »Ich wollte wissen, wer mein Bruder oder meine Schwester ist. Falsch«, korrigierte sie sich, »ich will es immer noch wissen, aber als Kind war ich deswegen richtig fixiert darauf, in den Sachen meiner Eltern herumzuschnüffeln. Das wurde irgendwann zu einem Selbstläufer. Ich bin nachts aufgestanden und habe ihre Schubladen und Schränke durchsucht. Nicht sehr erfolgreich. Das, wonach ich gesucht habe, wurde nicht zu Hause aufbewahrt. Ich glaube, das lag nicht so sehr an meiner Schnüffelei, als vielmehr daran, dass meine Mutter nichts, was mit dem Fehltritt zu tun hatte, bei uns im Haus haben wollte. Sie dachte wohl, aus den Augen, aus dem Sinn. Auf jeden Fall stammt aus der Zeit meine Affinität zu Schlössern.«
    »Wie weit würden Ihre Eltern gehen, um an ihr Enkelkind zu kommen? Immerhin ist da viel Vermögen und kein direkter Erbe.«
    Hanna zögerte. Die Geburtsanzeige, die sie ihnen geschickt hatte, war genauso ungeöffnet zurückgekommen wie all die anderen Briefe, mit denen sie versucht hatte, wieder Kontakt zu knüpfen. »Sie wissen nicht, dass sie eines haben.«
    Stein pfiff leise durch die Zähne. »Interessant. Die Frage ist, ob sie es wirklich nicht wissen oder ob Sie nicht wissen, dass sie es wissen.«
    Was wollte Stein damit sagen? Dass ihre Eltern Steve Geld gegeben hatten, unter der Bedingung, dass er sie verließe? Aber wozu dann die Scharade mit Lilous versuchter Entführung?
    Hanna schüttelte den Kopf. Nein, so weit würden sie nicht gehen. Sie zog ihre Beine an, legte die Arme um ihre Knie und sah ihn abwartend an.
    »Und Steves Eltern? Wie ist der Kontakt zu ihnen?«
    »Genauso wenig vorhanden wie der zu meinen Eltern. Noch weniger. Ich hatte zumindest bis vor nicht allzu langer Zeit noch Kontakt, und wenn sie Steve tolerieren würden, hätte ich kein Problem damit, sie wieder in mein Leben zu lassen. Steve hat, seit er nach Deutschland gezogen ist, kein Wort mehr mit seinen Eltern gewechselt. Und das sind jetzt über zehn Jahre. Keine Geburtstagskarte, kein Gruß zu Weihnachten, nichts.«
    »Kennen Sie den Grund für den Bruch?«
    »Nein.« Sie zog die Beine näher an ihren Körper. »Das Thema war eine Tabuzone. Entweder die Eltern haben etwas getan, das ihn unglaublich tief getroffen hat, oder er hat etwas getan, wofür er sich unendlich schämt.«
    »Interessant«, sagte Stein und zog eine Kamera aus seiner Tasche. »Und ungewöhnlich. Ich hätte angenommen, dass spätestens ab dem Bruch mit Ihren Eltern Steve sich Ihnen geöffnet

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