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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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sollte, und drapierte ihn schließlich über die Lehne. »Ich muss noch was erledigen. In zwei Stunden hole ich Sie ab. Bis dahin sollten die Koffer gepackt und ein Ferienziel gewählt sein.« Er erhob sich.
    Lilou löste sich von Hanna und lief zu ihm zurück. Sie zog den Schal von der Lehne und hielt ihm ihn wieder hin.
    » DA !«, sagte sie nachdrücklich und presste ihre Faust gegen sein Bein. Stein sah hilflos zu Hanna.
    »Sie sollen ihn nehmen. Vielleicht will sie Ihnen den Schal schenken.«
    Stein ging in die Hocke und nahm Lilou den Schal ab. »Der ist für mich? Das ist sehr lieb von dir. Aber der gehört sicher deinem Papi.«
    »Da!«, wiederholte Lilou und schob Steins Hand mit dem Schal weg.
    Hanna erhob sich ebenfalls. Sie musste ein Lachen unterdrücken, obwohl die Situation eigentlich viel zu ernst war. Wenn Stein recht hatte, waren sie in Lebensgefahr. Wenn er recht hatte, war Lilou bereits Opfer eines Mordanschlags gewesen. Wenn er recht hatte, wurden sie belauscht und belauert. Und dennoch – wie unsicher Stein plötzlich aussah. Eben noch Herr der Situation, einen Schlachtplan zur Hand und Befehle erteilend, kapitulierte er nun vor einem einjährigen Mädchen, das ihm einen Schal schenken wollte. Ausgerechnet Steves Fanschal. Immer und überall tauchte er auf. Vielleicht war es das Beste, wenn Stein ihn aus der Wohnung schaffte.

21
    24. Februar 1991
    Wenn man sich gibt wie ein Opfer, wird man auch eins. Wenn du das mal kapiert hast, kommst du hier ganz gut zurecht, sowohl mit dem Alten als auch mit den anderen. Steve peilt das nicht. Letzte Woche hab ich versucht, bei Luke ein gutes Wort für ihn einzulegen. Er wollte sogar mal drüber nachdenken, aber als Steve dann wieder wie das Leiden Christi persönlich angedackelt kam, war es vorbei. Ich glaube, der Luke kann dann einfach nicht anders. Das ist, als würde man einen Schalter bei ihm umlegen. Lukes Sprüche sind fies, aber auch ziemlich gut. Ich hab Steve gesagt, er soll auf Durchzug schalten. Angefasst hat er ihn aber nicht mehr seit der ersten Prügel, die er ihm verpasst hat. Ist auch schon was. Dafür hat ihn sich der Alte gekrallt. War klar. Schon viermal hat er ihn nachts geholt. Seitdem weint Steve wieder. Ist echt scheiße, wenn du zu den Auserwählten gehörst. Wundert mich nicht bei Steve, so schüchtern wie der ist. Opfer eben, das sieht der Alte auf den ersten Blick. Ich hab Steve gestern darauf angesprochen, obwohl hier niemand darüber spricht. Jeder tut so, als würde nichts passieren, und die, die es erwischt, die nachts geholt werden, die sagen eh nichts, die tun einfach so, als wäre nichts geschehen. Wir wissen aber alle, was der Alte mit seinen Auserwählten macht, und mir wird ganz schlecht, wenn ich nur daran denke. Ich verstehe schon, warum die nichts sagen. Ich würde eher sterben, als jemand anders zu erzählen, dass irgendein schmieriger, alter Sack seinen Schwanz irgendwo in mich reinsteckt.
    Steve hat jedenfalls so getan, als hätte er meine Frage nicht gehört, als ich ihn darauf angesprochen hab. Er hat an mir vorbeigeschaut. Das macht er sonst nie, er ist immer froh, wenn ich mit ihm rede. Ich bin mir ziemlich blöd vorgekommen und wollte gehen, da hat er angefangen zu erzählen. Von seinem Zuhause. Und da musste ich bleiben und zuhören und wollte immer mehr hören, weil ich so was überhaupt nicht kenne. Ich hab mir dann vorgestellt, wie das aussieht, und hab mir geschworen, in so einem Haus will ich auch mal wohnen. Nix sozialer Wohnungsbau mit verpissten Fluren und kaputten Fenstern. Er hat in einem Cottage gewohnt und hatte ein eigenes Zimmer, mit schwarzen Balken an der Decke und einem echten Bärenfell auf dem Boden. Und sein Bett steht unter einer Schräge, die er mit Postern vom Arsenalteam beklebt hat. Am meisten hat er aber von den Rosen erzählt. Seine Mutter hat ganz viele gepflanzt, vor allem Kletterrosen. Die ganze vordere Hauswand ist voll, und sie sollen samtig riechen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie samtig riechen soll. Und dann hat er noch von diesem Brunnen erzählt. Er sagt, sein Vater hat den für ihn gebaut. Zwei Frösche, die sich anspucken. Der eine sitzt an einem Ende vom Teich, der andere am anderen Ende, und sie spucken sich gegenseitig in hohem Bogen das Teichwasser an den Kopf. Muss auch komisch sein, erst baut ihm sein Alter so einen Brunnen, und dann drischt er ihn so windelweich, dass er gleich ins Heim kommt. Aber vielleicht hat Steve das mit dem Brunnen und dem

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