Rachekind: Thriller (German Edition)

hat Marten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um diesen Termin zu bekommen. Die Frau ist auf Monate ausgebucht, und sie nimmt uns morgen nur rein, weil sie eine gute Freundin seiner Mutter ist.«
    Britts Blick verfinsterte sich. »Noch so ein Thema. Marten. Ich weiß noch immer nicht, wie ich den einordnen soll. Findest du nicht, dass der ein wenig zu eifrig ist? Der hat doch gar keinen Auftrag mehr. Sei mir nicht böse, aber mir kommt das schon ziemlich seltsam vor. Also, entweder der ist in dich verknallt, oder er hat einen anderen Beweggrund, den er dir verheimlicht.«
    Hanna spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. »Ich glaube, der mag uns einfach.«
    »Mag euch …« Britt lachte laut auf. »Du hast echt nichts dazugelernt. Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich jetzt glatt glauben, dass du dich in ihn verguckt hast.«
    »Unsinn.« Hanna stand abrupt auf und ging neben Lilou in die Knie. »Wir müssen die Blätter wieder aus dem Sandkasten nehmen, Püppchen. Komm, ich helfe dir.«
    Lilou schüttelte energisch den Kopf und lief zum Gebüsch, um neue Blätter zu holen.
    »Hat Marten sich nicht bei dir zuerst gemeldet?«
    »Er ist Privatdetektiv. Und ich war eine potenzielle Kundin. Ich finde es legitim, dass er mich angeschrieben hat.«
    »Und wenn deine Eltern dahinterstecken? Das hast du doch mal vermutet, oder? Was, wenn sie Steve ausbezahlt haben und Marten jetzt den Auftrag hat, dich zu ihnen zurückzuscheuchen?« Britt stand auf und ging neben Hanna in die Hocke. »Es würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn morgen was passiert, das dich näher zu deinen Eltern bringt.« Sie sah sie eindringlich an. »Denk an meine Worte morgen. Sei auf der Hut.«

Sonntag, 25. September

42
    Hanna betrachtete sich von allen Seiten im Spiegel. Die Bluse passte perfekt zu ihrer neuen Frisur und der eng geschnittenen Hose. Zehn vor zwei. Um zwei wollte Marten sie abholen. Sie sollte sich beeilen. Martens Blick, als er ihr sagte, dass sie ihm endlich vertrauen sollte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. War sie dabei, sich in ihn zu verlieben? Sie schob den Gedanken an Marten beiseite und verließ das Schlafzimmer. An der Garderobe nahm sie das Telefon und wählte Simons Nummer. Er meldete sich sofort.
    »Hallo, Simon. Du hast vorhin angerufen?«
    »Ja. Wie heißt noch mal das Restaurant, das du mir letztens empfohlen hast?«
    »Red. Ist es endlich so weit? Ich würde einen Tisch reservieren.«
    »Mach ich. Danke.«
    »Viel Spaß heute Abend.«
    »Werde ich haben. Bis morgen.«
    Sie legte auf und lächelte. Wen er wohl beeindrucken wollte?
    Es läutete.
    Sie öffnete die Wohnungstür, bediente den Summer und hörte, wie unten die Haustür aufging. Zwei Uhr. Marten war auf die Minute pünktlich. Sie ging in Lilous Zimmer und hob sie aus dem Bett.
    »Zeit zum Aufstehen!«
    Lilou reckte sich, gähnte und klammerte sich dann an Hanna. An der Garderobe zog Hanna ihr Jacke und Schuhe an. »Wir fahren jetzt zu einer ganz besonderen Frau. Du, Mama und Marten.«
    Lilou drehte sich zu Hanna und zeigte neben sich.
    »Und Om natürlich.«
    Marten fuhr zügig die fast leere Landstraße entlang. Die Bäume begannen sich herbstlich zu färben und boten eine prächtige Kulisse. Sie waren bereits kurz vor der niederländischen Grenze, als er die Bundesstraße verließ und die Fahrt auf einer unbefestigten Straße fortsetzte. Hanna saß auf dem Rücksitz neben Lilou und fütterte sie mit einem Sojajoghurt. »Kannst du mir noch mal genau erklären, was diese Frau macht?«
    »Ariane liest die Aura eines Menschen.«
    »Ja, das hast du gestern gesagt, und ich habe mich auch noch über das Thema informiert, aber ich kann mir trotzdem irgendwie nichts darunter vorstellen.« Hanna führte den nächsten Löffel zu Lilous Mund.
    »Nach der Auralehre umgibt jeden Menschen ein Energiefeld. Das wird Aura genannt und besteht genau genommen aus sieben Aurakörpern, die jeweils einen Bereich abdecken. Wenn einer dieser Körper durch eine Fremdenergie gestört ist, wirkt sich das auf den Menschen aus. Ariane liest in Lilous Aura, ob es eine Störung gibt.«
    »Und dann?« Hanna runzelte die Stirn. Auralesen. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, mit Marten zu dieser Frau zu fahren. Was, wenn sie behauptete, dass Lilous Aura gestört war? Musste sie sich dann auf irgendeinen Hokuspokus einlassen? Mit Aspirin war so etwas wohl kaum zu heilen. Britt hatte es auf den Punkt gebracht: Wenn ich krank bin, gehe ich