Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
Vom Netzwerk:
als müsste sie die Hand dehnen, und legte ihren Kopf schief. »Willst du damit sagen, Lilou bereitet dir Albträume?«
    »Nein.« Hanna nickte Lilou zu und hob beide Daumen in die Höhe, als sie die nächsten Steingräber fertig hatte. Sie sah ihr zu, wie sie im Sandkasten herumliegende Blätter einsammelte und sorgsam auf die kleinen Sandhügel legte. »Ich habe Albträume, wenn Lilou in meinem Bett liegt. In England hatte ich nur in dem Bed and Breakfast einen Albtraum. Das war das einzige Mal, dass Lilou in meinem Bett geschlafen hatte. Ich werde jetzt bewusst darauf achten. Und morgen gehe ich mit Lilou zu einer Auraleserin. Angeblich kann die feststellen, ob Lilou belastet ist.«
    Britt schüttelte verständnislos den Kopf. »Belastet? Was soll das denn bedeuten?«
    »Naja, genau kann ich das nicht erklären. Marten meinte, durch ihre Nahtoderfahrung könnte sie mit jemandem Verbindung aufgenommen haben, der bereits tot ist und der sie jetzt beeinflusst.«
    Britt zog die Augenbrauen nach oben. »Und das glaubst du?«
    Hanna seufzte. »Nein, eigentlich nicht. Das ist ein bisschen, als würde man an Geister glauben und so was, und das tue ich ganz bestimmt nicht.« Geister sehen. Du weißt, wo das endet.
    »Warum lässt du dich dann darauf ein?«
    Hannas Brust wurde eng. »Weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll! Ich habe Angst. Eine richtige Scheißangst. Lilou war fast tot. Sie hat überlebt, und jetzt entwickelt sie sich zum Freak. Und ich kann es mir nicht erklären. Verdammt! Sie kann nicht mal reden, aber kennt die lateinischen Bezeichnungen für irgendwelche exotischen Vogelspinnen. Wie willst du das erklären?«
    »Jetzt komm, Hanna, so wie du mir das vorhin erzählt hast, hat sie was gebrabbelt, in das ihr die lateinischen Begriffe hineininterpretiert habt.« Britt ahmte Lilou nach. »Gulli olli.« Sie tippte mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Das kann doch alles heißen!«
    »Gulaia eolli«, verbessert Hanna sie. »Das ist ziemlich nah an Avicularia geroldi.«
    »Sorry, aber du und dieser Marten dreht für mich gerade völlig durch.«
    »Vorhin hat sie ein Spinnenbild geküsst.« Ein Kloß setzte sich in Hannas Kehle fest. »Ich habe mich geekelt. Vor meiner eigenen Tochter.«
    »Kinder machen die ganze Zeit eklige Sachen«, warf Britt ein. »Ich sage nur Nasenpopel.«
    Hanna kniff die Augen fest zusammen und drängte die Tränen zurück, doch die Enge in ihrer Brust blieb. »Denk mal an die Spinnen in dem Walbauch. Welches Kind sammelt denn Spinnen und versteckt sie in einem Stofftier? Das ist gruselig. Das ist nicht normal. Du bist total ausgetickt an dem Abend.«
    »Ich habe eine Spinnenphobie. Mich würde eine einzige Spinne schon zum Schwitzen bringen.«
    Hanna beobachtete, wie Lilou immer mehr Blätter auf die Steingrabhügel häufte, bis sie komplett bedeckt waren. War Martens Interpretation von Lilous Verhalten Unsinn?
    »Weißt du«, brach Britt das Schweigen, »als ich zu dir gesagt habe, du sollst Lilou mal untersuchen lassen, da habe ich nicht an Gespenster und so Kram gedacht. Ich mache mir Sorgen, ob Lilou aus dem Trauma heraus autistische Züge entwickelt. Ich weiß nicht, ob das sein kann, aber ich glaube, ich hab so was mal gehört.«
    »Aber der Kinderpsychologe hat …«
    »Der hat dich so geärgert, dass du gleich zu mir gefahren bist, um dich abzuregen. Der hat sich Lilou doch gar nicht richtig angesehen!« Britt streckte ihre Hand nach Hanna aus und legte sie auf ihren Arm. »Geh zu einem anderen Arzt. Hol dir eine zweite Meinung. Ich lese jede Woche mein Horoskop, und manchmal lege ich sogar Tarotkarten. Aber wenn ich krank bin, gehe ich zum Arzt.«
    Die Enge in Hannas Brust nahm zu. Autismus. Fixierung auf bestimmte Objekte. Autistische Kinder zogen sich oft in sich selbst zurück und bewiesen häufig phänomenale Fähigkeiten in einem Mikrobereich des Lebens.
    »Ja, du hast recht. Ich hole eine weitere Arztmeinung ein.« Sie sah zu Lilou. Geduldig arrangierte sie die Blätter auf den Steingräbern neu. »Und morgen gehe ich zu dieser Auraleserin.«
    Britt verzog skeptisch das Gesicht.
    »Ich habe mich gestern stundenlang im Internet in die Themen Nahtod und Aura eingelesen. Ich mag meine Schwierigkeiten damit haben, aber es gibt sehr viele Menschen, die sich ernsthaft damit beschäftigen. Auch Wissenschaftler. Das kann ich nicht ignorieren. Das schulde ich meiner Tochter. Ich darf mich vor nichts verschließen, was ihr helfen könnte«, verteidigte sich Hanna. »Außerdem

Weitere Kostenlose Bücher