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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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zum Arzt.
    »Dann gibt sie dir Empfehlungen, wie du diese Störung angehen kannst.« Marten drehte den Kopf kurz nach hinten und warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Auraarbeit soll die Selbstheilungskräfte im Körper anregen.«
    Er verlangsamte das Tempo und bog dann von der unbefestigten Landstraße in einen schmalen Weg ein. »Es gibt alle möglichen Begriffe dazu. Chakrenarbeit, Lichtarbeit. Man muss sich natürlich darauf einlassen, sonst funktioniert das alles nicht.«
    Fremdenergie. Störung. Sie erinnerte sich an eine der Webseiten, die sie studiert hatte. Die Aura war als elektromagnetisches Energiefeld durch Farben dargestellt worden. Leuchtende Farben, grün, gelb, blau, rot, violett, die sich immer wieder veränderten. Die Frau in dem Video hatte zum Schluss angeboten, gestörte Auren durch Übertragung ihrer Energie zu heilen. Hanna konnte sich nicht vorstellen, wie man Energie übertragen wollte. Sie beobachtete, wie Lilou ihren Wal an sich drückte, und nahm Oms Stoffhund aus der Tasche und legte ihn auf Oms Platz.
    Lilou nickte zufrieden. »Dake.«
    »Bitte schön.« Hanna wandte sich wieder an Marten. »Und du glaubst daran?«, fragte Hanna skeptisch.
    Marten zuckte mit den Schultern. »Ich bin in einem Haus groß geworden, in dem Aura und Seelenwanderung alltägliche Begriffe waren. Außerdem versuche ich, offen zu sein für Dinge, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Das bringt die Arbeit mit verzweifelten Menschen mit sich. Wobei das mit der Seelenwanderung nicht so ungewöhnlich ist. Nimm den Buddhismus zum Beispiel.« Er tippte an die Gebetskette aus hellbraunen Holzkugeln, die vom Rückspiegel baumelte. »Der endlose Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Seelenwanderung ist für Millionen von Menschen etwas ganz Selbstverständliches. Vergiss nicht, Lilou war klinisch tot. Nur ein paar Sekunden, aber sie war tot. Weißt du, was ihre Seele in diesen Sekunden erlebt hat?«
    Hanna schwieg. So hatte sie es noch nie betrachtet, bisher hatte sie die aberwitzigen Geschichten über Reinkarnation immer belächelt. Trotzdem sah sie keinen Zusammenhang. Lilou war nicht gestorben und als anderer Mensch wiedergeboren worden. »Du hast sicher schon einmal eine Situation erlebt«, fuhr Marten fort, »in der jemand einen Raum betritt und die Atmosphäre oder Stimmung sich schlagartig verändert. Das macht die Aura eines Menschen aus.«
    Hanna lehnte sich wieder zurück. Der Notarzt, der Lilou als Erster versorgt hatte, kam ihr in den Sinn. Kaum hatte er die Wohnung betreten, war Ruhe und Zuversicht eingekehrt, und sie hatte instinktiv gewusst, dass Lilou bei ihm in guten Händen war. Sie musste lernen, offen zu sein für Dinge, die ihr fremd waren. Es war die richtige Entscheidung, zu dieser Ariane zu fahren.
    Marten setzte den Blinker und bog in einen Feldweg ab, der so versteckt lag, dass Hanna ihn zunächst überhaupt nicht bemerkt hatte. Er führte an einem Waldstück entlang zu einem rostfarben verputzten Haus. Marten parkte das Auto davor und stieg aus. Das Haus wirkte alt und verfallen, an den Wänden zogen sich Beete entlang, ein wildes Durcheinander an Blumen und Kräutern, von denen Hanna viele noch nie zuvor gesehen hatte. Marten öffnete Hanna die Tür und ging dann zur anderen Seite, um Lilou aus dem Kindersitz zu heben.
    In der Haustür erschien eine platinblonde Frau auf der Schwelle. Sie trug ein eng anliegendes Leoprint-Top und lilafarbene Leggings, darüber ein luftiges Cape. Hanna schnappte ihre Tasche und folgte Marten, der mit Lilou auf dem Arm auf die Frau zueilte. Wie immer sie sich Ariane vorgestellt hatte, so nicht.

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    »Na, Junge, du hast dich lange nicht blicken lassen.« Ariane hielt Marten ihre Wangen zum Kuss hin. Dann strich sie Lilou übers Haar, ließ ihre Hand einen Moment auf ihrem Kopf liegen und sagte dann: »Und das ist unser kleiner Schatz, eine Süße bist du, nicht?«
    Hanna stieg die drei Stufen zur Haustür nach oben. Ariane reichte ihr die Hand. »Ich bin Ariane, ich darf doch Hanna zu dir sagen?«
    Jetzt erst sah Hanna, dass Ariane mindestens Mitte sechzig sein musste, sorgfältig geschminkt, die Wimpern dicht und schwarz von Mascara, die Lippen in einem zarten Pastellton, der sich auf ihren Lidern wiederholte.
    »Natürlich, gerne.«
    Sie folgten Ariane ins Haus. Der Geruch nach Räucherstäbchen und Vanille katapultierte Hanna für einen kurzen Moment in ihre Jugend zurück.
    Ariane ging durch eine gemütliche Wohnküche mit Dutzenden von

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