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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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schminken. Das war sicher Britts Werk gewesen. Und es hatte funktioniert. Sie hatte sich so erschreckt, dass sie Lilou verletzt hatte. Sie fuhr mit der Hand durch Lilous weiche Haare und schloss die Augen. Das wird nie wieder passieren. Nie wieder.
    Lilou bewegte sich. Hanna öffnete die Augen. Schrie auf.
    Steve starrte sie an. Von seiner rechten Gesichtshälfte war kaum noch etwas übrig. Das Auge fehlte, die Haut am Jochbein hing in Fetzen herunter. Wo früher seine Wange gewesen war, klaffte ein großes Loch, durch das eine Reihe Backenzähne sichtbar war. Sie kniff die Augen zu, doch Steves Anblick hatte sich bereits in ihr Gedächtnis gebrannt.
    Das Blut rauschte in Hannas Ohren. Was war das gewesen? Niemand wusste, dass sie hier war. Keiner konnte ihr einen üblen Trick spielen. Oder hatte Britt auf dem Jasmintee bestanden, weil ein Halluzinogen beigemischt war?
    Sie öffnete die Augen einen winzigen Spalt. Er war weg. Nur sie selbst war im Spiegel zu sehen. Sie atmete auf. Dann wurde ihr übel. Sie sprang auf und rannte zur Toilette. Riss den Deckel hoch und übergab sich. Keuchend hing sie über der Toilettenschüssel, dann überkam sie die nächste Welle von Übelkeit so heftig, dass ihr Magen sich zusammenzog. Sie erbrach sich, bis es nichts mehr gab, was sie hätte erbrechen können, und sie nur noch bittere Galle schmeckte.
    Endlich verschwand das Bild in ihrem Kopf. Der Magen beruhigte sich. Mühsam erhob sie sich, spülte den Mund aus und wusch ihr Gesicht. Sie wagte nicht, in den Spiegel über dem Waschbecken zu blicken, und löschte das Licht, bevor sie sich im Dunkeln ihre Zähne putzte. Dann setzte sie sich auf den Rand der Badewanne.
    Ich glaube nicht, dass Steve noch lebt.
    Arianes Worte waren so präsent, als würde sie vor ihr stehen.
    Ich bin mir sicher, ich spüre ihren Vater. Es ist wie eine Koexistenz.
    Es traf sie wie ein Schlag. War es doch möglich? War Steve tot?
    Koexistenz. Steve beeinflusst Lilou. Wir müssen erfahren, wozu er diese Koexistenz braucht …
    Wieder würgte es sie.
    Nein! Unsinn. So etwas gibt es nicht.
    Es war nur eine Pseudohalluzination. Es hat nichts mit Lilou zu tun. Du bist übermüdet. Gestresst. Du musst schlafen.
    Morgen sieht alles ganz anders aus.
    Doch Arianes Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.
    Tot. Koexistenz.
    Die Worte der Betreuerin sprangen ihr in den Sinn .
    … alles einbuddeln, was sie finden kann … wirkt beinahe wie ein Zwang …
    Koexistenz.
    Sie glaubte das Geräusch von Lilous Schaufel zu hören, wenn sie sich in den Sand grub und der feuchte Sand danach vom Blatt rutschte.
    Tschk-Schschsch.
    Versuchte Steve über Lilou zu zeigen, dass er vergraben worden war?
    Wie in einem Film liefen die letzten Monate vor ihr ab. Lilous Eigenheiten. Die Spinnen. Die Albträume. Die Erscheinungen.
    Oder wurde sie doch verrückt? Hatte ihr Vater es all die Jahre geahnt?
    Wir sollten Hanna zu einem Spezialisten bringen.
    Vater klingt besorgt.
    Das ist doch nicht normal, diese Schnüffelei.
    Einen Spezialisten?
    Mutter stellt ihre Kaffeetasse klirrend ab.
    Wenn du einen Psychiater meinst, dann sag das.
    Ja, ich meine einen Psychiater. Einen verdammten Psychiater.
    Unsere Tochter braucht keinen Psychiater.
    Mutter wird schrill.
    Sie ist völlig normal.
    Ach? So wie meine Mutter?
    Jetzt klirrt auch Vaters Tasse. Ich ziehe die Beine näher an meinen Oberkörper, um mich hinter dem schweren Vorhang noch kleiner zu machen.
    Da hast du auch immer abgewiegelt. Bis es zu spät war.
    Er ahmt Mutter nach.
    Was werden die Leute sagen? Denk an die Presse …
    Das war etwas anderes.
    Ja. Sie hat all diese unmöglichen Dinge getan, weil Vater durch den Wasserhahn zu ihr gesprochen hat.
    Er lacht hart.
    Hanna braucht nicht mal einen Geist im Wasserrohr, um jede Nacht durch das Haus zu spuken.
    Du weißt genau, was sie sucht. Wenn du damals mit dem Kopf anstatt mit dem Penis gedacht hättest …
    Jetzt mach aber einen Punkt. Das hat doch nichts mit Hanna zu tun! Ich habe für diesen Ausrutscher mehr als genug bezahlt.
    Vater erhebt sich.
    Ich will, dass Hanna zu einem Psychiater geht. Basta. Die können viel bewirken. Wenn man nicht so verdammt borniert ist wie du, sondern früh genug eingreift.
    Hanna stand auf. Ihr linker Fuß war eingeschlafen. Die Fußsohle war taub, der Fuß fühlte sich an wie ein formloser, harter Klumpen. Ob ihr Leben anders verlaufen wäre, wenn ihr Vater sich durchgesetzt und sie zum Psychiater geschickt hätte, anstatt in ein Internat? Sie

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