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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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setzte sie wieder auf ihren Schoß. Ohne dagegen aufzubegehren, lehnte Lilou sich an Hanna und spielte mit ihren Fingern.
    »Das ist aber ein braves Kind.«
    »Ja, das ist Teil des Problems.«
    Der Fahrer sah sie fragend an, doch Hanna winkte ab.
    »Das erzähle ich Ihnen später. Würden Sie mich bitte in ein Hotel fahren und dann aus meiner Wohnung ein paar Sachen holen? Ich sage Ihnen gleich, ich habe kein Geld bei mir, nur meinen Hausschlüssel. Alles andere ist in der Wohnung.«
    »Ist das alles?«
    »Es könnte sein, dass eine Frau in der Wohnung ist, oder auch ein Mann, und Sie nach mir fragt. Sie dürfen auf keinen Fall sagen, wo ich abgestiegen bin, und Sie müssen absolut sicherstellen, dass Ihnen niemand folgt, wenn Sie zum Hotel zurückfahren. Am besten fahren Sie Umwege. Halten Sie mal hier und mal dort, bis Sie sicher sind, dass Sie ganz alleine hier ankommen.«
    »Werden Sie von der Polizei gesucht?«
    »Nein. Keine Angst. Jemand ist hinter mir her, und der will mir nichts Gutes.«
    »Wie im Film«, sagte er ehrfürchtig.
    »Viel schlimmer.« Hanna schlang ihre Arme um Lilou. »Im Film ist nach eineinhalb Stunden alles ausgestanden.«

47
    Das Hotelzimmer lag mit dem Fenster zum ruhigen Innenhof. Hanna atmete erleichtert auf, als sie die Tür hinter sich geschlossen und abgesperrt hatte. Sie ließ die Schlichtheit der Einrichtung auf sich wirken. Ein Doppelbett, gegenüber ein Schrank mit einer verspiegelten Tür, ein Schreibtisch, ein Fernseher, eine Tür zum Badezimmer. Sie zwang sich, in den Spiegel zu schauen. Hier kann nichts passieren. Hier bist du sicher. Sie griff zum Telefon und bestellte einen Teller Nudeln mit Sahnesoße für Lilou und ein Glas Rioja für sich selbst, dazu ein extra Gedeck für Om. Dann setzte sie sich mit Lilou aufs Bett und bemühte sich, ein paar fröhliche Kinderlieder zu singen, während sie gleichzeitig zu verstehen versuchte, wie man sie so hatte täuschen können. Sie hatte allen vier vertraut. Steve. Simon. Britt. Marten. Der Gedanke an Britt und Steve hob ihren Magen. Die ganze Zeit hatte Britt sie angelogen, während sie selbst dankbar für ihre Freundschaft gewesen war. Sie dachte daran, wie Britt bei ihr gewesen war, als sie den Skarabäus gefunden hatte, und die Übelkeit schlug in rasende Wut um. Sie unterdrückte ihr Verlangen loszubrüllen und krächzte verkrampft die letzte Strophe der »Vogelhochzeit«. Was sollte sie tun? Sie hatte keinerlei Beweise. Egal wie Marten und Britt diese Bilder im Spiegel entstehen lassen hatten, spätestens jetzt würde Britt dafür sorgen, dass alle Spuren beseitigt wurden. Und sie würde die anderen darüber informieren, dass Hanna Steves Plan durchschaut hatte. Dass sie handeln mussten. Schnell handeln, wenn sie ihr Vorhaben noch in die Tat umsetzen wollten.
    Noch nie hatte Hanna sich so einsam gefühlt. Sie ließ ihre Finger über Lilous Beine krabbeln und murmelte mit erstickter Stimme: »Kommt ein Mäuschen …«, als sie ein zaghaftes Klopfen hörte. Hanna stand auf. Jetzt pochte es dreimal schnell hintereinander an der Tür, als verwende jemand einen geheimen Code, um Einlass gewährt zu bekommen.
    »Hallo?« Hanna legte den Kopf an die Tür.
    »Ich bin’s«, raunte eine kratzige Stimme, und Hanna öffnete die Tür.
    Der Taxifahrer drehte den Kopf nach links und rechts, als wollte er sich vergewissern, dass ihm niemand gefolgt war, und trat dann ins Zimmer, in einer Hand ihren Koffer, über der Schulter ihre Handtasche.
    »Ich hoffe, ich habe nichts vergessen«, flüsterte er verschwörerisch.
    »War jemand …«
    »Niemand. Ich habe den Alarm wieder eingeschaltet.« Er machte ein entschuldigendes Gesicht. »Ich muss gleich weiter. Ist gerade eine Fahrt reingekommen. Soll ich später noch mal vorbeischauen?«
    Hanna kramte in der Handtasche nach ihrem Geldbeutel und zog zwei Fünfzigeuroscheine heraus. »Besser nicht. Ich lege meine Tochter gleich schlafen.«
    Sie reichte ihm das Geld. »Tausend Dank. Ich melde mich.«
    Hanna lauschte auf Lilous regelmäßige Atemzüge in der Stille des Hotelzimmers. Wie eine Flutwelle schlug plötzlich die Ausweglosigkeit der Situation über ihr zusammen, zog sie in einen Strudel zerstörerischer Gedanken und entfachte in ihr eine Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit, so drängend und übermächtig, dass sie wünschte, alles hinter sich zu lassen, einzuschlafen und nie wieder zu erwachen.
    Steve und Britt. Sie dachte an Britts liebevollen Umgang mit Lilou und begriff, dass er

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