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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Scheißgefühl. Steve auch. Er wollte mich vorhin dazu überreden, mit ihm abzuhauen. Zu seinen alten Nachbarn. Die sind wie Tante und Onkel für ihn. Ich hab ihm erklärt, dass das kein guter Plan ist. Der Alte lässt ihn doch zuallererst dort suchen, und dann sind wir voll am Arsch. Er meint, die verstecken ihn, bis er zu seinen Eltern zurückkann. Das ist natürlich Blödsinn. Ich hab ihm gesagt, dass die sich strafbar machen, weil er in die Schule muss, und dass das wie Kidnapping ist, wenn die ihn behalten. Wer will schon in den Knast, nur weil er zwei Heimis beim Türmen hilft?
    Auf jeden Fall ist Steve voll nervös und denkt, dass Shem was weiß, weil der schon zweimal irgendwelche komischen Bemerkungen und gleichzeitig seine blöde Rübe-ab-Geste mit den Fingern am Hals gemacht hat.
    Und ich?
    Ich weiß nicht, was ich denken soll.
    Abhauen ist Schwachsinn. Wohin denn? Luke hockt bei seiner Tusse, da bin ich mir ziemlich sicher. Der hat einen Unterschlupf und ist sowieso eine ganz andere Liga. Der sieht locker wie 19 aus, 20, wenn er sich nicht rasiert. Der kann jobben und bekommt keine lästigen Fragen, so wie, he, musst du nicht in die Schule und so. Und der stinkt auch nicht, weil er sich verstecken muss und sich nicht waschen kann und keine sauberen Klamotten hat und dann von dem ersten Schwein, dem man begegnet, verpfiffen wird. Wenn’s so ausgeht, kann man auch gleich dableiben.

Devon, Combe Martin

Montag, 26. September

49
    Hanna parkte den grauen Nissan vor dem niedrigen Zaun, der von prachtvollen Hortensien mit handballgroßen, pinkfarbenen Blütenköpfen regelrecht erdrückt wurde. Noch während sie Lilou aus dem Kindersitz schnallte, begann diese zu zappeln, als könnte sie ihre Ungeduld nicht mehr bezähmen. Kaum hatte Hanna sie auf dem Gehweg abgestellt, rannte sie ohne zu zögern zum Gartentor und rüttelte daran.
    Schmunzelnd hängte Hanna ihre Handtasche um und zog ihren Koffer vom Rücksitz. Sie hatte ihn in aller Eile gepackt, nachdem sie Lilou für zwei Stunden in der Krippe abgegeben und sich vergewissert hatte, dass niemand in die Wohnung eingedrungen war. Sie fröstelte. Obwohl die Sonne strahlend am Himmel stand, blies der kühle Herbstwind durch ihre Kleidung hindurch, als stünde sie nackt vor dem Auto. Sie drehte sich zu Lilou um und bemerkte einen Schatten, der sich vom Fenster löste. Stumm begann sie zu zählen. Bei fünf wurde die Haustür aufgerissen, und George stürzte heraus. Kaum hatte Hanna die Klinke hinuntergedrückt, stieß Lilou das Gartentor auf und lief George entgegen.
    »Lilou!« Er hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. Lilou quietschte vor Vergnügen. Hanna lächelte. Es war fast wie nach Hause kommen. Ein Gefühl der Ruhe durchflutete sie, und ihre Schultern sackten nach unten, als hätte jemand den Strom abgeschaltet, der die Anspannung nährte, die sie seit dem Besuch bei Ariane am Tag zuvor nicht mehr abschütteln konnte. Jetzt sah sie auch Mary. Freude spiegelte sich so deutlich auf ihrem lieben Gesicht, dass Hanna Mühe hatte, ihre Tränen zurückzudrängen. Es war besser, als nach Hause zu kommen.
    »Hi, George, pass auf, dass ihr nicht abhebt!« Hanna duckte sich, um nicht von Lilous fliegenden Beinen getroffen zu werden, und ging lachend an dem fröhlichen Gespann vorbei zu Mary.
    »Guten Tag, Mary.«
    »Hanna!« Mary nahm Hannas Hand. »Was für eine wunderbare Überraschung!«
    Mary fuhr ihren Rollstuhl rückwärts den Gang entlang und drehte ihn dann geschickt in die Küche hinein. »Ich habe gerade einen Tee aufgebrüht.« Sie nahm ein paar Topfhandschuhe von der Arbeitsfläche, rollte zum Ofen und öffnete ihn. Dann zog sie ein Backblech mit Muffins heraus. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich mich euer Besuch macht.«
    Spontan beugte Hanna sich zu ihr herunter und umarmte sie. Wie gut, dass sie sich doch noch dazu entschieden hatte, zu ihnen zu fahren, anstatt in einer Pension abzusteigen. »Ich bin auch sehr froh, euch zu sehen«, sagte sie leise und ließ ihren Tränen endlich freien Lauf. Sie setzte sich auf ihren Stuhl und sah zu, wie Mary die Muffins auf einem handbemalten Teller arrangierte. Mary sagte nichts. Nur einmal rollte sie zu ihr, legte ein großes, weiches Stofftaschentuch vor sie und strich zart über ihren Handrücken.
    »Guck mal, ein kleiner Muffinfrosch!« Lilou wie ein Päckchen unter den Arm geklemmt, betrat George die Küche und übergab sie behutsam Marys ausgestreckten Armen.
    »Mi! Mi!« Lilou

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