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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zwischenfälle.«
    »Das ist wohl wahr.« Tatsächlich blickte er auf nur wenige schöne Erlebnisse zurück. Und die meisten davon, erkannte Cosca, als er Monza von der Seite ansah, hatten mit dieser Frau zu tun. Viele der schönsten Augenblicke seines Lebens, aber auch die allerschlimmsten. Er zog scharf die Luft ein und beschattete die Augen mit einer Hand, dann sah er über die graue Linie der Stadtmauer nach Westen zu dem Flickenteppich der Felder vor den Toren. »Noch kein Zeichen von unseren Freunden aus Talins?«
    »Sie werden bald kommen. General Ganmark ist kein Mann, der zu spät zu einer Verabredung erscheint.« Sie hielt kurz inne, runzelte dann, wie so oft, die Stirn. »Wann wirst du endlich damit kommen, du hättest es mir ja gleich gesagt?«
    »Dir was gesagt?«
    »Wegen Orso.«
    »Du weißt, was ich dir immer gesagt habe.«
    »Traue niemals deinem Dienstherrn.« Eine Lektion, die ihm die Herzogin Sefeline von Ospria beigebracht und für die er teuer bezahlt hatte. »Und nun bekommst du dein Geld von mir.«
    Cosca versuchte zu grinsen, obwohl seine aufgesprungenen Lippen dabei schmerzten. »Aber wir sind doch angemessen misstrauisch, was unseren Umgang miteinander angeht.«
    »Natürlich. Ich würde dir nicht einmal mein Nachtgeschirr anvertrauen, damit du meine Kacke zum Fluss trägst.«
    »Wie schade. Deine Kacke riecht bestimmt nach Rosen.« Er lehnte sich gegen die Brustwehr und blinzelte in die Sonne. »Weißt du noch, wie wir uns früher immer duelliert haben, früh am Morgen? Bevor du zu gut wurdest.«
    »Bevor du zu viel gesoffen hast.«
    »Nun, betrunken konnte ich ja wohl nicht mehr gegen dich antreten, oder? Kein Mann sollte sich über einen gewissen Punkt hinaus erniedrigen, schon gar nicht vor dem Frühstück. Ist das ein Calvez, den du da trägst?«
    Sie hob den Degen, und die Sonnenstrahlen liefen über die Schneide. »Ich hatte ihn für Benna anfertigen lassen.«
    »Für Benna? Was, zur Hölle, sollte denn der mit einem Calvez? Ihn als Spieß benutzen und Äpfel dran braten?«
    »Er hat nicht einmal das damit gemacht, wie sich dann herausstellte.«
    »Ich hatte früher mal einen, weißt du. Ein verdammt guter Degen. Habe ich dann leider beim Kartenspielen verloren. Auch einen Schluck?« Er hielt ihr den Krug hin.
    Sie streckte die Hand aus. »Ich könnte …«
    »Ha!« Er kippte ihr das Wasser ins Gesicht, und sie schrie überrascht auf, stolperte zurück, und die Tropfen flogen durch die Luft. Er riss den Degen aus der Scheide, und als der Krug aufs Dach prallte, hatte er bereits ausgeholt. Es gelang ihr, den ersten Streich zu parieren, unter dem zweiten duckte sie sich verzweifelt weg, rutschte aus, fiel hin, rollte zur Seite, als Coscas Klinge an Bleischindeln des Daches entlangkratzte, vor dem sie gerade noch gestanden hatte. Sie kam geduckt wieder auf die Beine, den Degen bereit.
    »Du wirst weich, Murcatto.« Er lachte leise, als er zur Mitte des Daches tänzelte. »Auf den alten Trick mit dem Wasser im Gesicht wärst du vor zehn Jahren nicht hereingefallen.«
    »Ich bin jetzt auch nicht drauf reingefallen, du Idiot.« Sie wischte sich mit der behandschuhten Hand über die Augenbrauen, und Wasser rann von den nassen Haarspitzen, aber sie ließ ihn jetzt nicht mehr aus den Augen. »Hast du noch was anderes auf der Pfanne als den Wassertrick, oder ist das alles, was von deiner Fechtkunst übrig ist?«
    Viel mehr war da nicht mehr, wenn er ehrlich war. »Wieso finden wir das nicht einfach heraus?«
    Sie sprang vor, und ihre Klingen schlugen federnd aneinander. Das Metall schabte und sang. Sie hatte eine lange Narbe an ihrer nackten rechten Schulter, und eine weitere ringelte sich über ihren Unterarm und verschwand in dem schwarzen Handschuh.
    Er deutete mit seinem Degen darauf. »Kämpfst du jetzt mit links? Ich hoffe, du machst das nicht aus Mitleid mit einem alten Mann.«
    »Mitleid? Du solltest mich besser kennen.« Er wehrte einen Stoß ab, aber der nächste folgte so schnell, dass er nur knapp aus dem Weg springen konnte und die Klinge ein gezacktes Loch in sein Hemd riss, bevor sie wieder zurückschnellte.
    Er hob die Brauen. »Wie gut, dass ich bei meiner letzten Sauftour einiges an Gewicht verloren habe.«
    »Du könntest noch mehr verlieren, wenn du mich fragst.« Sie umkreiste ihn, die Zunge zwischen den Zähnen.«
    »Versuchst du, die Sonne in den Rücken zu bekommen?«
    »Du hättest mir diese dreckigen Tricks gar nicht erst beibringen sollen. Hättest du vielleicht

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