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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schweren Stiefel und stieß die Tür mit lautem Krachen auf. Auf der anderen Seite fiel klappernd Holz zu Boden, als dort irgendetwas wegrutschte. Monza schoss ins Haus, die linke Hand am Schwertknauf. In der Küche befanden sich keinerlei Möbel, aber viele Menschen. Sie sahen verdreckt und müde aus, und sie alle starrten sie entsetzt und ängstlich im Licht einer einzelnen Kerze an. Der gedrungene Mann, der den Arm in einer Schlinge trug und ihr am nächsten stand, erhob sich ungelenk von einem leeren Fass und packte einen Holzknüppel.
    »Zurück mit dir!«, schrie er sie an. Ein Mann in dreckigem Bauernkittel machte einen Schritt auf sie zu und schwang ein Beil.
    Espe drängte sich an Monza vorbei, duckte sich unter der Tür hindurch und richtete sich auf. Sein großer Schatten zuckte an der Wand hinter ihm hin und her, und sein gezogenes Schwert schimmerte bedrohlich an seiner Seite. »Zurück mit euch.«
    Der Bauer tat, wie ihm geheißen, die furchtsamen Augen auf die lange, helle Klinge gerichtet. »Wer, zur Hölle, seid ihr?«
    »Ich?«, fauchte Monza. »Das ist mein Haus, du Drecksack.«
    »Es sind elf«, sagte Freundlich, der sich durch die Tür auf der anderen Seite schob.
    Außer den beiden Männern gab es zwei alte Frauen und einen noch älteren Mann, gebeugt und mit herabhängenden, knotigen Händen. Auch eine Frau in Monzas Alter war dabei, mit einem Säugling auf dem Arm und zwei kleinen Mädchen, die an ihrer Seite saßen und alles mit großen Augen beobachteten, einander ähnlich genug, um Zwillinge zu sein. Ein Mädchen von vielleicht sechzehn Jahren stand am kalten Kamin. Sie hatte ein roh geschmiedetes Messer gezogen, mit dem sie gerade Fische ausgenommen hatte; den anderen Arm hatte sie schützend vor einen vielleicht zehnjährigen Jungen gestreckt, um ihn hinter sich in Deckung zu schubsen.
    Nur ein Mädchen, das auf seinen kleinen Bruder aufpasste.
    »Tu dein Schwert weg«, sagte Monza.
    »Hä?«
    »Heute Nacht wird niemand getötet.«
    Espe hob eine seiner schweren Brauen und sah sie an. »Na, und wer ist jetzt der Optimist?«
    »Ihr habt Glück, dass ich ein großes Haus gekauft habe.« Der Kerl mit dem Arm in der Schlinge sah nach dem Oberhaupt der Familie aus, und daher richtete sie den Blick auf ihn. »Es ist für uns alle Platz.«
    Er ließ seine Keule sinken. »Wir sind Bauern aus dem Tal und nur auf der Suche nach einem sicheren Ort. Das Haus war schon so, als wir es entdeckten, wir haben nichts geklaut. Wir werden keinen Ärger machen …«
    »Das wäre auch besser für euch. Sind das hier alle?«
    »Ich heiße Furli. Das ist meine Frau …«
    »Ich muss eure Namen nicht wissen. Ihr bleibt hier unten und kommt uns nicht in die Quere. Wir werden oben sein, im Turm. Dort kommt ihr nicht hinauf, verstanden? Dann wird auch keinem was passieren.«
    Er nickte, und die Angst mischte sich mit Erleichterung. »Ich verstehe.«
    »Freundlich, bring die Pferde in den Stall und hol den Wagen von der Straße.« Die hungrigen Gesichter der Bauernfamilie – hilflos, schwach, bedürftig – lösten Übelkeit in Monza aus. Mit einem Tritt schubste sie einen kaputten Stuhl aus dem Weg und stieg dann die Treppe empor, die sich in die Dunkelheit hinaufwand, die Beine noch steif von dem langen Tag im Sattel. Morveer holte sie auf dem vierten Absatz ein, gefolgt von Cosca und Vitari, und dahinter kam Day, die eine Kiste im Arm trug. Morveer hatte eine Lampe bei sich, und das Licht sammelte sich auf der Unterseite seines unzufriedenen Gesichts.
    »Diese Bauern sind eine klare Gefahr für uns«, raunte er. »Ein Problem, das sich allerdings leicht beseitigen ließe. Es wird kaum nötig sein, den König der Gifte zu bemühen. Eine milde Gabe Brot, natürlich mit Leopardenblume bestäubt, und sie würden uns keine …«
    »Nein.«
    Er blinzelte. »Wenn es Ihre Absicht ist, sie nach Belieben dort unten herumlaufen zu lassen, dann muss ich schärfstens protestieren.«
    »Protestieren Sie, wenn Sie wollen. Sie werden ja merken, ob mich das einen Scheiß kümmert. Sie und Day können dieses Zimmer nehmen.« Als er sich umdrehte und in die Dunkelheit spähte, riss ihm Monza die Lampe aus der Hand. »Cosca, du gehst mit Freundlich in den zweiten Stock. Vitari, so, wie’s aussieht, kannst du nebenan allein schlafen.«
    »Allein schlafen.« Vitari kickte ein paar Stuckbruchstücke über die Dielen. »Die Tragik meines Lebens.«
    »Dann gehe ich noch einmal zum Wagen und bringe meine Ausrüstung in die Herberge der

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