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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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er gewesen wäre.«
    »Mit weniger Umfang?«, raunte Cosca.
    »Kriegerischer, dachte ich eigentlich, aber wenn wir schon Wünsche äußern, wieso nicht auch weniger Umfang? Ich danke Ihnen für Ihren … beinahe unangenehm ehrlichen Rat, Generalin Murcatto. Vielleicht bleiben mir noch einige Tage, um meine Entscheidung zu fällen.« Um auf Kosten von vielen hundert Leben das Unvermeidliche noch ein wenig aufzuschieben. »In der Zwischenzeit hoffe ich, dass Sie uns Gesellschaft leisten werden. Sie beide und auch Ihre drei Freunde.«
    »Als Ihre Gäste«, fragte Monza, »oder als Ihre Gefangenen?«
    »Sie haben gesehen, wie meine Gefangenen behandelt werden. Was wäre Ihre Wahl?«
    Cosca holte tief Luft und kratzte sich langsam am Hals. Eine Wahl, die mehr oder weniger naheliegend war.

HART UND GEMEIN
    Espes Gesicht war beinahe völlig verheilt. Auf seiner Stirn war noch ein heller rosafarbener Streifen verblieben, der weiter durch seine Augenbraue und über seine Wange lief. Aber der würde in ein paar weiteren Tagen sicher verblassen. Sein Auge tat immer noch etwas weh, aber sein Aussehen hatte nicht gelitten. Monza lag auf dem Bett, die Decke um die Hüften, den mageren Rücken ihm zugewandt. Er stand einen Augenblick da, lächelte und beobachtete, wie sich ihre Rippen unter ihren leisen Atemzügen bewegten und die kleinen Schattennester dazwischen kleiner und größer wurden. Dann trat er leise vom Spiegel zum offenen Fenster und sah hinaus. Draußen brannte die Stadt, und die Feuer erhellten die Nacht. Seltsamerweise aber war er sich nicht sicher, um welche Stadt es sich eigentlich handelte oder wieso er dort war. Sein Verstand bewegte sich nur langsam. Er verzog gequält das Gesicht und rieb sich die Wange.
    »Tut weh«, knurrte er. »Bei den Toten, tut das weh.«
    »Oh,
das
tut weh?« Er fuhr herum und taumelte gegen die Wand. Fenris der Gefürchtete sah auf ihn herab, der kahle Kopf streifte die Decke, die Hälfte seines Körpers war mit winzigen Buchstaben bedeckt, der Rest in schwarzes Metall gehüllt, und sein Gesicht blubberte wie kochender Haferbrei.
    »Du … du bist verdammt noch mal tot!«
    Der Riese lachte. »Das würde ich auch sagen, ich bin verdammt tot.« Ein Schwert steckte in seinem Körper, der Griff ragte oberhalb der Hüfte heraus, während die Spitze direkt unter seiner Achsel auf der anderen Seite hervorsah. Er deutete ruckartig mit dem riesigen Daumen auf das Blut, das vom Knauf tropfte und den Teppich befleckte. »Ich meine, das hier, das tut
wirklich
weh. Hast du dir die Haare geschnitten? Vorher hast du mir besser gefallen.«
    Bethod deutete auf seinen eingeschlagenen Kopf, ein matschiges Etwas aus Blut, Hirn, Haaren, Knochen. »Haltet daff Maul, ihr beide.« Er konnte nicht richtig sprechen, weil auch sein Mund völlig zertrümmert war. »Daff hier ifft effter Ffmerpff!« Er gab dem Gefürchteten einen sinnlosen Schubs. »Wiewo hafft du nicht gewonnen, du blödeff Halbdämonen-Arffloch?«
    »Ich träume«, sagte Espe vor sich hin, versuchte, seine Gedanken zu ordnen, aber sein Gesicht pochte und pochte. »Das muss ein Traum sein.«
    Jemand sang. »Ich … bin aus … Tod gemacht!« Ein Hammer, der auf einen Nagel schlug. »Ich bin der große Gleichmacher!« Wamm, wamm, wamm, jeder Schlag ließ einen wilden Schmerz durch Espes Gesicht fahren. »Ich bin der Sturm der Hohen Höhen!« Der Blutige Neuner summte vor sich hin, während er den Leichnam von Espes Bruder in Streifen schnitt, und er war bis zu den Hüften nackt, Narben überzogen seinen Körper, die angespannten Muskeln waren blutbespritzt. »Du bist also ein guter Mensch, was?« Er deutete mit seinem Messer grinsend in Espes Richtung. »Verdammt noch eins, du musst härter werden, mein Junge. Du hättest mich umbringen sollen. Jetzt hilf mir mal dabei, seine Arme herunterzusäbeln, du Optimist.«
    »Die Toten wissen, dass ich diesen Drecksack noch nie leiden konnte, aber er hat da tatsächlich Recht.« Der Kopf von Espes Bruder sah von Bethods Standarte herab, an die man ihn genagelt hatte. »Du musst härter werden. Erbarmen und Feigheit sind dasselbe. Meinst du, du bekommst diesen Nagel hier raus?«
    »Du bist eine verdammte Schande!« Sein Vater, das schlaffe Gesicht tränenüberströmt, schwenkte seinen Krug. »Wieso bist nicht du gestorben, und dein Bruder hat überlebt? Du nutzloser kleiner Arsch! Du nutzloses, rückgratloses, enttäuschendes Stück Scheiße!«
    »Das ist doch Quatsch«, fauchte Espe durch die

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