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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hinter jenen ergeben mögen, die ich nun öffnen muss.«
    »Für einen Soldaten eine große Schwäche«, sagte Monza.
    »Ich weiß. Ich bin vielleicht ein schwacher Mensch und ein schlechter Soldat. Bisher habe ich auf gute Absichten, schöne Worte und die gute Sache vertraut, und so, wie es aussieht, werden mein Volk und ich dafür bezahlen.« Und vielleicht auch für seinen Geiz, seinen Betrug und seine endlose Kriegstreiberei. Salier betrachtete die Statue eines muskulösen Fährmanns. Vielleicht der Tod, der die Seelen zur Hölle hinüberfuhr. »Ich könnte mit einem kleinen Boot im Schutze der Dunkelheit aus der Stadt fliehen. Den Fluss hinab und hinaus aus der Stadt, um mich dann der Barmherzigkeit meines Verbündeten, Großherzog Rogonts, anheimzustellen.«
    »Es wäre nur ein kurzer Aufschub«, brummte Monza. »Rogont wird der Nächste sein.«
    »Das ist wahr. Und ein Mann von meiner Körperfülle auf der Flucht? Das ist doch schrecklich würdelos. Vielleicht sollte ich mich Ihrem guten Freund General Ganmark ergeben?«
    »Sie wissen, was dann geschehen würde.«
    Saliers weiches Gesicht wurde plötzlich hart. »Vielleicht steckt in Ganmark noch ein Fünkchen Erbarmen, im Gegensatz zu Orsos anderen Spürhunden?« Dann schien er wieder in sich zusammenzusinken, und sein Gesicht schmiegte sich auf die Fettrollen unter seinem Kinn. »Aber ich vermute, Sie haben recht.« Er warf einen bedeutungsvollen Seitenblick auf eine Statue, die irgendwann im Laufe der Jahrhunderte ihren Kopf verloren hatte. »Mein dicker Kopf auf einer Pike, das wäre wohl das Beste, worauf ich hoffen könnte. Genau wie der gute Herzog Cantain und seine Söhne, nicht wahr, Murcatto?«
    Sie sah ihm geradeheraus ins Gesicht. »Genau wie Cantain und seine Söhne.« Köpfe auf Piken, überlegte Cosca, waren immer noch genauso in Mode wie früher.
    Sie bogen um eine Ecke und kamen in einen weiteren Saal, noch länger als der erste, an dessen Wänden sich wieder Gemälde drängten. Salier klatschte in die Hände. »Hier hängen die Styrer! Die größten unserer Landsmänner. Wenn wir schon tot und vergessen sein werden, wird man sich ihrer noch erinnern.« Er blieb vor einem Bild stehen, das einen belebten Marktplatz zeigte. »Vielleicht sollte ich mit Orso handeln? Ihn mir verpflichten, indem ich einen seiner Todfeinde an ihn ausliefere? Jene Frau vielleicht, die seinen ältesten Sohn und Erben ermordet hat?«
    Monza zuckte nicht einmal zusammen. Sie war noch nie jemand gewesen, der zusammenzuckte. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Pah. Das Glück hat Visserine verlassen. Orso würde niemals verhandeln, nicht einmal, wenn ich ihm seinen Sohn lebend zurückbringen könnte, und Sie haben dafür gesorgt, dass diese Möglichkeit nicht mehr besteht. Bleibt uns also nur noch Selbstmord.« Er deutete auf ein riesiges Gemälde in einem dunklen Rahmen, auf dem ein halbnackter Soldat seinem besiegten General seinen Degen hinhielt, offenbar in der Absicht, ihn jenes letzte Opfer vollbringen zu lassen, das die Ehre verlangte. Das war es, wohin Ehre einen Mann brachte. »Die mächtige Klinge in meine entblößte Brust zu stoßen, so wie die gefällten Helden der Vergangenheit es taten!«
    Das nächste Bild zeigte einen selbstzufrieden lächelnden Weinhändler, der sich auf ein Fass stützte und ein Glas ans Licht hielt. Oh, ein Schnaps, ein Schnaps, ein Schnaps. »Oder Gift? Ein tödliches Pulver in einem Glas Wein? Ein Skorpion zwischen den Laken? Eine Natter in der Unterwäsche?« Salier grinste sie an. »Nein? Mich aufhängen? Soweit ich gehört habe, schießen Männer, wenn sie gehängt werden, noch eine letzte Ladung ab.« Er machte eine Bewegung weg von seinem Unterleib, als ob es am Sinn seiner Worte ansonsten einen Zweifel gegeben hätte. »Klingt zumindest lustiger als Gift.« Der Herzog seufzte und sah trübsinnig auf das Bildnis einer Frau, die im Bade überrascht wurde. »Tun wir aber nicht so, als hätte ich den Mut für eine solche Tat. Selbstmord, meine ich, nicht den Abschuss. Das bekomme ich trotz meines Umfangs noch immer einmal am Tag fertig. Sie auch, Cosca?«
    »Wie eine verdammte Fontäne«, erwiderte Cosca affektiert, um sich nicht an Vulgarität übertreffen zu lassen.
    »Aber was tun?«, überlegte Salier. »Was …«
    Monza trat vor ihn. »Helfen Sie mir, Ganmark zu töten.« Cosca fühlte, wie seine Augenbrauen sich hoben. Selbst zerschlagen, verwundet und mit dem Feind vor den Toren konnte sie es nicht erwarten, wieder

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