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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ich als ein Ja.«
    »Wir brauchen dieses Arschloch nicht.« Der, dem Schenkt geraten hatte zu beten, zog mit großer Geste ein gebogenes Messer. Offenbar ein wenig geduldiger Mann. »Ich würde sagen, wir schneiden ihm die Kehle durch, dann müssen wir mit einem weniger teilen.«
    Malt drückte ihm sanft das Messer herunter. »Komm schon, es gibt keinen Grund, gierig zu werden. Ich habe schon öfter Aufträge erledigt, bei denen jeder auf das Geld scharf war, aber nicht auf die Arbeit, so dass man ständig hinter sich blicken musste. Ist schlecht für die eigene Gesundheit, und auch schlecht fürs Geschäft. Wir gehen zivilisiert an diese Sache heran oder gar nicht. Was meint ihr?«
    »Ich wäre auch für die zivilisierte Art«, nickte Schenkt. »Wir sollten wie ehrliche Männer morden.«
    »Ganz genau. Bei dem, was Orso zahlt, ist für jeden genug übrig. Jeder bekommt den gleichen Anteil, dann werden wir alle reich.«
    »Reich?« Schenkt lächelte bedauernd, als er den Kopf schüttelte. »Die Toten sind weder reich noch arm.« Ein leicht überraschter Ausdruck malte sich auf Malts Gesicht ab, als Schenkts ausgestreckter Finger es sauber in zwei Teile spaltete.
     
    Espe saß auf dem schmierigen Bett, den Rücken an die dreckige Wand gelehnt, und Monza hatte sich über ihm ausgestreckt. Ihr Kopf lag in seinem Schoß, ihr Atem zischte flach ein und aus. Die Pfeife hing noch immer in ihrer verbundenen linken Hand, und braune Rauchkringel stiegen aus der Asche. Er runzelte die Stirn, als er dem dünnen Rauchfaden durch die Lichtbalken folgte, wie er sich krümmte, ausbreitete und den Raum mit süßem Nebel füllte.
    Spreu war gut gegen den Schmerz. Zu gut, nach Espes Ansicht. So gut, dass man immer mehr brauchte. So gut, dass es nach einer Weile schon reichte, wenn man sich den Zeh stieß, um sich eine Pfeife anzustecken. Es nahm einem die Härte, diese Qualmerei, und machte einen weich. Vielleicht hatte Monza mehr Härte, als sie wollte, aber er traute der Sache nicht. Der Rauch kitzelte seine Nase und erregte in ihm gleichzeitig Übelkeit und Verlangen. Sein Auge juckte unter dem Verband. Es wäre ganz leicht. Was schadete es schon …?
    Ganz plötzlich wallte Panik in ihm auf, und er arbeitete sich unter ihr hervor, als sei er lebendig begraben. Monza stieß ein gereiztes Gurgeln aus und fiel dann wieder aufs Bett zurück, die Augenlider zuckten, und das Haar klebte an ihrem klammen Gesicht. Espe riss den Riegel des Fensters beiseite und zog die wackligen Läden auf, bis er einen schönen Ausblick auf die heruntergekommene Gasse hinter dem Haus hatte und er einen Schwall kalter, nach Pisse riechender Luft ins Gesicht bekam. Zumindest war das ein ehrlicher Geruch.
    An einer Hintertür lungerten zwei Männer herum, und eine Frau hob eine Hand. Von einem hohen Uhrenturm eine Straße weiter erklang eine Glocke. Die Frau nickte, und dann zogen die Männer einen schimmernden Degen und einen schweren Streitkolben hervor. Sie öffnete die Tür, und sie huschten herein.
    »Scheiße«, zischte Espe, der kaum glauben wollte, was er gerade gesehen hatte. Drei Mann, und nach der Art zu urteilen, wie sie draußen gewartet hatten, kamen höchstwahrscheinlich einige weitere durch die Vordertür. Zum Abhauen war es zu spät. Aber Espe hatte ohnehin keine Lust mehr zum Abhauen. Er hatte schließlich noch seinen Stolz, oder nicht? Dass er aus dem Norden hierher ins verdammte Styrien abgehauen war, hatte ihn ja überhaupt erst in diese beschissene einäugige Lage gebracht.
    Er streckte die Hand nach Monza aus, hielt aber inne. In dem Zustand, in dem sie sich befand, war sie zu nichts nütze. Also ließ er sie in Ruhe, zog das schwere Messer hervor, das sie ihm am ersten Tag, als sie sich kennenlernten, gegeben hatte. Der Griff lag sicher in seiner Hand, und er drückte ihn fest. Die anderen mochten besser bewaffnet sein, aber große Waffen und kleine Räume passen schlecht zueinander. Die Überraschung war zudem auf seiner Seite, und das war die beste Waffe, die ein Mann haben konnte. Er drängte sich in den Schatten hinter der Tür, fühlte sein Herz klopfen und seinen Atem in der Kehle brennen. Keine Angst, kein Zweifel, nur wütende Bereitschaft.
    Er hörte ihre leisen Schritte auf der Treppe und musste sich das Lachen verbeißen. Ein leichtes Kichern entschlüpfte ihm dennoch, und er wusste nicht warum, weil es eigentlich gar nichts zu lachen gab. Ein Knarren, ein unterdrückter Fluch. Nicht die schlausten Meuchelmörder im ganzen

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