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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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steht man eine Ewigkeit im Wind und ah … ah … ah … na endlich, geht doch!« Er lehnte sich leicht zurück und zeigte dabei die große kahle Stelle auf seinem Kopf. Ein kurzes Plätschern, dann noch eins und noch eins, dann bewegte er die Schultern, als würde er die Tropfen abschütteln, und knöpfte sich wieder zu.
    »Mehr war nicht?«, fragte Swolle.
    »Was geht es dich an?«, fragte der General barsch. »Wolltest du es auf Flaschen ziehen? Das Alter macht sich bei mir bemerkbar, das ist alles.« Leicht vornübergebeugt mühte er sich den Hang hinauf, hielt dabei den schweren roten Mantel mit einer Hand hoch, damit er nicht im Dreck schleifte, und hockte sich schließlich neben Espe. »Also dann. Das ist das Haus?«
    »Das ist es.« Der Hof lag am Ende einer offenen Koppel inmitten eines Meers aus grauem Weizen und unter dem grauen Himmel, dessen Wolken allmählich von der wässrigen Morgendämmerung erhellt wurden. Schwaches Licht drang durch die schmalen Fenster der Scheune, aber andere Anzeichen von Leben gab es nicht. Espe rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Bisher hatte er sich kaum jemals in Verrat geübt.
    Jedenfalls noch nie in derart offensichtlichem, und das machte ihn nervös.
    »Sieht doch ganz friedlich aus.« Der Getreue ließ die Hand langsam über seine weißen Bartstoppeln gleiten. »Swolle, du nimmst dir ein Dutzend Männer und verziehst dich außer Sicht in das kleine Wäldchen dort hinten, du übernimmst die Flanke. Wenn sie uns sehen und flüchten wollen, kannst du ihnen den Rest geben.«
    »In Ordnung, General. Schlicht und einfach, was?«
    »Es gibt nichts Schlimmeres, als zu ausführlich zu planen. Je mehr man im Kopf behalten muss, desto größer ist die Möglichkeit, dass was danebengeht. Ich muss dir ja wohl nicht sagen, dass du die Sache auf keinen Fall versauen solltest, oder, Swolle?«
    »Ich? Auf keinen Fall, General. Wir verschanzen uns in den Bäumen, und wenn jemand auf uns zugerannt kommt, dann greifen wir an. Genau wie am Hohen Ufer.«
    »Nur mit dem Unterschied, dass Murcatto jetzt auf der anderen Seite ist, klar?«
    »Klar. Diese verdammte, bösartige Schlampe.«
    »Na, na«, brummte der Getreue. »Zeig mal ein wenig mehr Respekt. Du warst damals gern bereit, sie zu bejubeln, als sie dir Siege geschenkt hat, da solltest du auch jetzt ein wenig Achtung für sie übrighaben. Es ist eine Schande, dass es zu all dem kommen musste. Sonst nichts. Das heißt nicht, dass man keinen Respekt haben sollte.«
    »In Ordnung. Entschuldigung.« Swolle hielt kurz inne. »Wäre es nicht besser, wenn wir versuchten, uns zu Fuß dort hinzuschleichen? Ich meine, wir können ja wohl schlecht ins Bauernhaus hineinreiten, oder?«
    Der Getreue warf ihm einen langen Blick zu. »Hat man vielleicht einen neuen Generalhauptmann gewählt, als ich gerade nicht da war, und ist dabei auf dich gekommen?«
    »Nein, natürlich nicht, ich dachte nur …«
    »Anschleichen ist nicht mein Stil, Swolle. Und da ich weiß, wie oft du dich wäschst, wäre es äußerst wahrscheinlich, dass Murcatto dich verdammt noch mal riechen würde, bevor wir auch nur auf hundert Schritte herangekommen und bereit zum Angriff wären. Nein, wir reiten hinunter und ersparen meinen Knien den langen Weg. Wir können immer noch absteigen, wenn wir die Gebäude in Augenschein genommen haben. Und falls sie ein paar Überraschungen für uns bereithält, dann begegne ich denen lieber im Sattel.« Er warf Espe einen Seitenblick zu. »Siehst du da ein Problem, mein Junge?«
    »Ich nicht.« Nach dem, was Espe bisher gesehen hatte, hielt er den Getreuen für einen dieser Männer, die einen guten Stellvertreter, aber keinen guten Häuptling abgaben. Viel Mumm, aber keine Fantasie. Es sah ganz so aus, als hätte er sich über die Jahre an eine Vorgehensweise gewöhnt und wandte sie nun überall an, ob sie sich nun für die bevorstehende Aufgabe eignete oder nicht. Aber er hütete sich, so etwas zu äußern. Starke Anführer sind gelegentlich erfreut, wenn jemand ihnen eine bessere Idee vorschlägt, schwache sind es nie. »Wie sieht’s denn aus, bekomme ich jetzt meine Axt zurück?«
    Der Getreue grinste. »Na klar. Sobald ich Murcattos Leiche gesehen habe. Und jetzt los.« Beinahe fiel er über seinen Mantel, als er sich zu den Pferden umwandte, zerrte den Stoff verärgert hoch und warf ihn sich über die Schulter. »Verdammtes Ding. Ich wusste, ich hätte mir einen kürzeren besorgen sollen.«
    Espe warf einen letzten Blick auf

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