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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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der Getreue. »Wir hassen nichts so sehr wie Gier, nicht wahr, Jungs?« Wieder wurde verhalten gelacht, aber die meisten sahen immer noch alles andere als glücklich darüber aus, dass ihre alte Generalin so plötzlich aus dem Land der Toten zurückgekehrt war. »In Ordnung, der zehnte Teil ist nur gerecht. Abgemacht.« Und damit stand der Getreue auf und schlug mit seiner Hand in Espes ein, während er ihm fest ins Gesicht sah. »Wenn wir Murcatto erwischen.«
    »Willst du sie tot oder lebendig?«
    »Ich muss leider sagen, mir selbst wäre tot wesentlich lieber.«
    »Gut, mir auch. Das Letzte, was ich will, ist eine offene Rechnung mit diesem verrückten Luder. Sie verzeiht nicht.«
    Der Getreue nickte. »So sieht’s aus. Ich würde sagen, wir beide kommen ins Geschäft. Swolle?«
    »General?« Ein Mann mit dichtem Bart trat auf ihn zu.
    »Rufe dreimal zwanzig Reiter zusammen, die mit den schnellsten Pferden, sie sollen sich bereit …«
    »Es wäre vielleicht besser, wenn es nicht ganz so viele wären«, wandte Espe ein.
    »Tatsächlich? Und wieso wären weniger Leute besser?«
    »Nach dem, was sie sagt, hat sie hier noch Freunde.« Espe ließ seinen Blick über die gefährlichen Gesichter im Zelt schweifen. »Nach dem, was sie sagt, gibt es im Lager viele, die nicht Nein sagen würden, wenn sie wieder den Befehl übernähme.
    Nach dem, was sie sagt, haben sie Siege mit ihr gewonnen, auf die man stolz sein kann, und mit dir hocken sie hier rum und übernehmen Kundschafterdienste, während Orsos Leute die ganze Beute abräumen.« Die Augen des Getreuen schweiften zur Seite und zurück. Gerade so viel, um Espe zu zeigen, dass er einen wunden Punkt berührt hatte. Es gibt keinen Häuptling auf der Welt, der sich seiner selbst so sicher ist, dass er sich überhaupt keine Sorgen macht. Jedenfalls keinen Häuptling von Kerlen wie diesen. »Nimm lieber ein paar weniger, aber dafür solche, bei denen du dir sicher bist. Ich hab kein Problem damit, Murcatto in den Rücken zu stechen; ich würd’ sagen, sie hat das verdient. Aber von einem von denen erstochen zu werden, das ist ’ne andere Sache.«
    »Insgesamt fünf Leute, und vier davon Frauen?« Swolle grinste. »Da sollten doch ein Dutzend Männer genügen.«
    Der Getreue hielt den Blick fest auf Espe gerichtet. »Trotzdem. Nimm dreimal zwanzig, wie ich gesagt habe, nur für den Fall, dass mehr zum Fest kommen als erwartet. Es wäre mir unangenehm, dort zu erscheinen und festzustellen, dass man ein paar mehr Jungs gut hätte gebrauchen können.«
    »In Ordnung, General.« Swolle drängte sich durch die Zelttür.
    Espe zuckte die Achseln. »Mach, wie du denkst.«
    »Keine Sorge, das werde ich. Darauf kannst du dich verlassen.« Der Getreue wandte sich seinen finster dreinblickenden Hauptmännern zu. »Will einer von euch alten Säcken mit auf die Jagd?«
    Sesaria schüttelte seinen großen Kopf, und das lange Haar flatterte. »Diesen Schweinkram hast du angerichtet, Getreuer. Da kannst du auch selbst wieder aufräumen.«
    »Ich habe für eine Nacht genug zusammengeraubt.« Andiche schob sich bereits durch die Zelttür, und ein paar Leute folgten ihm murmelnd – einige misstrauisch, andere unbesorgt und wieder andere lediglich betrunken.
    »Auch ich muss mich verabschieden, General Carpi.« Der Sprecher fiel zwischen diesen groben, vernarbten, dreckigen Kerlen auf, gerade weil gar nichts an ihm auffällig war. Er hatte einen Lockenkopf und trug, soweit Espe sehen konnte, keine Waffe, keine Narben, keinen hochfahrenden Gesichtsausdruck und nicht einmal den Hauch jener bedrohlichen Haltung, die einen Kämpfer verrät. Aber der Getreue buckelte trotzdem vor ihm, als sei er ein Mann, dem man Respekt entgegenbringen musste.
    »Meister Sulfur!« Mit seinen beiden großen Pranken packte Carpi die Hand des Lockigen und drückte sie fest. »Vielen Dank, dass Sie vorbeigeschaut haben. Sie sind hier stets willkommen.«
    »Oh, ich werde geliebt, wohin ich auch komme. Es ist immer leicht, mit dem Mann in gutem Einvernehmen zu bleiben, der das Geld mitbringt.«
    »Sagen Sie Herzog Orso und Ihren Leuten von der Bank, dass es hier nichts gibt, worüber sie sich Sorgen machen müssten. Wir kümmern uns um alles, genau wie abgesprochen. Sobald ich dieses kleine Problem aus der Welt geschafft habe.«
    »Das Leben wirft immer wieder zu gern Probleme auf, nicht wahr?« Sulfur zeigte Espe den Splitter eines Lächelns. Er hatte seltsam gefärbte Augen, eins blau, eins grün. »Dann wünsche

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