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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schrie auf, als er ihren Finger noch stärker in die falsche Richtung bog, dann ließ, er ihn wieder los, und sie riss die Hand zurück, drückte sie an die Brust und schob die Unterlippe vor. »Das war nicht nötig.«
    »Vielleicht hat es mir Spaß gemacht. Weiter.«
    »Als Murcatto mich zwang, Orso zu verraten … zwang sie mich auch, den Krüppel zu betrügen. Mit Orsos Feindschaft kann ich leben, wenn es sein muss …«
    »Aber nicht mit der dieses Krüppels?«
    Sie schluckte. »Nein. Damit nicht.«
    »Ein schlimmerer Feind also als der große Herzog Orso, ja?«
    »Viel schlimmer. Murcatto ist sein Preis. Sie droht, all seine sorgsam geschmiedeten Pläne zu ruinieren, mit denen er Talins in die Union holen will. Er verlangt ihren Tod.« Sie hatte die glatte Maske fallen lassen, und nun hatte sie diesen eigenwilligen Gesichtsausdruck, als sie mit hängenden Schultern dasaß und mit großen Augen auf das Bettlaken starrte. Hungrig und elend und sehr, sehr verängstigt. Espe gefiel das gut. Es war vielleicht der erste ehrliche Anblick, den er zu sehen bekam, seit er in Styrien gelandet war. »Wenn ich eine Möglichkeit finde, sie zu töten, dann schenkt er mir das Leben«, flüsterte sie.
    »Und ich bin diese Möglichkeit.«
    Sie sah wieder zu ihm empor, die Augen hart. »Kannst du es tun?«
    »Ich hätte es heute tun können.« Er hatte darüber nachgedacht, ihr mit seiner Axt den Schädel zu zertrümmern. Er hatte darüber nachgedacht, ihr den Stiefel aufs Gesicht zu setzen und sie unter Wasser zu drücken. Dann hätte sie ihn respektieren müssen. Aber stattdessen hatte er sie gerettet. Weil er Hoffnungen gehabt hatte. Vielleicht hoffte er immer noch … aber diese Hoffnung hatte einen Narren aus ihm gemacht. Und Espe war es ein für alle Mal leid, zum Narren gehalten zu werden.
    Wie viele Männer hatte er getötet? In all den Schlachten, Scharmützeln, verzweifelten Kämpfen oben im Norden? Und allein in dem halben Jahr, seit er in Styrien war? Bei Cardotti in dem Rauch und dem Durcheinander? Unter den Statuen in Herzog Saliers Palast? In der Schlacht vor nur ein paar Stunden? Vielleicht um die zwanzig. Mehr. Und darunter auch Frauen. Er war in Blut getaucht, ebenso tief wie der Blutige Neuner. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er seinen Platz unter den Rechtschaffenen einbüßte, wenn er noch ein paar mehr auf die Rechnung schrieb. Sein Mund verzog sich.
    »Ich könnte es.« Es war so deutlich sichtbar wie die Narbe in seinem Gesicht, dass Monza nichts für ihn empfand. Wieso sollte er etwas für sie übrighaben? »Ich könnte es leicht tun.«
    »Dann tu es.« Sie kroch ihm auf allen vieren entgegen, den Mund halb geöffnet, die blassen Brüste schwer herabhängend, und sah ihm tief in sein eines Auge. »Für mich.« Ihre Brustwarzen streiften über seinen Bauch, erst in die eine, dann in die andere Richtung, als sie über ihn hinwegkroch. »Für dich.« Die Halskette mit den blutroten Edelsteinen klickerte sanft gegen sein Kinn. »Für uns.«
    »Ich muss den richtigen Augenblick abwarten.« Er strich ihr mit der Hand über den Rücken und schob sie ihr unter den Hintern. »Vorsicht steht immer an erster Stelle, was?«
    »Natürlich. Gute Arbeit wird niemals … überhastet ausgeführt.«
    Sein Kopf war erfüllt von ihrem Geruch, einem süßen Blumenduft, gemischt mit der scharfen Note des Beischlafs. »Sie schuldet mir Geld«, brachte er knurrend seinen letzten Einwand an.
    »Ah, Geld. Ich war einmal eine Kauffrau, musst du wissen. Kaufen. Verkaufen.« Ihr Atem brandete heiß gegen seinen Hals, seinen Mund, sein Gesicht. »Und ich habe die Erfahrung gemacht, wenn die Leute anfangen, über den Preis zu verhandeln, dann ist das Geschäft so gut wie perfekt.« Sie stupste ihn an, die Lippen fuhren über das dicke Narbengewebe auf seiner Wange. »Wenn du das für mich tust, dann verspreche ich dir, dass du so viel Geld bekommst, wie du überhaupt nur ausgeben könntest.« Die kühle Spitze ihrer Zunge tippte sanft gegen das rohe Fleisch rund um sein Metallauge, süß und beruhigend. »Ich habe eine Abmachung … mit dem Bankhaus … Valint und Balk …«

SO VIEL FÜR NICHTS
    Silber glitzerte im Sonnenlicht, mit jenem besonderen, verlockenden Funkeln, wie es irgendwie nur von Geld ausgeht. Eine ganze schwere Kassette voll, gut sichtbar aufgestellt, zog die Augen jedes Mannes im ganzen Lager noch stärker auf sich, als wenn sich eine nackte Gräfin verführerisch auf dem Tisch geräkelt hätte. Ganze Stapel

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