Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
wenn du Orsos größte Angst Wirklichkeit werden ließest?« Das brachte in ihr eine Saite zum Klingen, und Rogont grinste sie durchtrieben an, um ihr zu zeigen, dass er das sehr wohl wusste. »Ich will ehrlich zu dir sein. Ich brauche dich.«
     
    »Ich will ehrlich zu dir sein. Ich brauche dich.« Das kitzelte Espes Stolz, und sie lächelte ihn durchtrieben an, um ihm zu zeigen, dass sie das sehr wohl wusste. »Ich habe kaum noch einen Freund im ganzen Weltenrund.«
    »Aber du hast es offenbar ziemlich gut raus, dir neue Freunde zu schaffen.«
    »Das ist schwerer, als du denkst. Immer die Außenseiterin zu sein.« Das musste man ihm nach den Wochen, die jetzt hinter ihm lagen, nicht sagen. Soweit er erkennen konnte, log sie nicht, sondern drehte nur die Wahrheit jeweils so, wie es ihr am besten passte. »Und manchmal ist es wirklich schwer, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden.«
    »Das ist wohl wahr.« Auch das musste man ihm nicht sagen.
    »Dort, wo du herkommst, wird Treue als edle Tugend betrachtet, wenn ich recht weiß. Hier in Styrien muss ein Mann sich jedem Windhauch beugen.« Kaum zu glauben, dass jemand, der so süß lächelte, finstere Gedanken hegte. Aber für ihn sah inzwischen alles finster aus. In allem lag ein Dolch verborgen. »Wie zum Beispiel unsere Freunde, Generalin Murcatto und Großherzog Rogont.« Carlots zwei Augen glitten zu seinem einen empor. »Ich frage mich, was sie jetzt wohl gerade tun?«
    »Ficken!«, bellte er, und die Wut brach so unvermittelt aus ihm heraus, dass sie zurückzuckte, als fürchte sie, er werde ihr den Kopf gegen die Wand schlagen. Vielleicht hätte er das auch beinahe getan. Oder seinen eigenen zertrümmert. Aber ihr Gesicht glättete sich schnell, und sie lächelte wieder, als fände sie gerade mörderische Wut bei Männern unglaublich anziehend.
    »Die Schlange von Talins und der Wurm von Ospria, klebrig miteinander verschlungen. Dieses verräterische Pärchen passt doch prima zusammen. Der größte Lügner Styriens und die größte Mörderin Styriens.« Zart fuhr sie mit der Fingerspitze über die Narbe auf seiner Brust. »Wenn sie sich gerächt hat, was geschieht dann? Wenn Rogont sie emporgehoben hat und dem Volk von Talins wie ein Kinderspielzeug hinhält? Wirst du einen Platz in der neuen Ordnung haben, wenn die Blutigen Jahre endlich vorbei sind? Wenn der Krieg beendet ist?«
    »Ohne einen Krieg habe ich nirgendwo einen Platz. Das hat sich inzwischen herausgestellt.«
    »Dann sorge ich mich um dich.«
    Espe schnaubte. »Wie schön, dass du da bist, um auf mich aufzupassen.«
    »Ich wünschte, ich könnte mehr tun. Aber du weißt, wie die Schlächterin von Caprile ihre Probleme löst, und Herzog Rogont hat wenig Achtung vor ehrlichen Männern …«
     
    »Ich habe die allerhöchste Achtung vor ehrlichen Männern, aber Kämpfe mit nacktem Oberkörper? Das ist so …« Rogont zog ein Gesicht, als hätte er saure Milch geschmeckt. »Abgedroschen. Dabei würde ich mich nie erwischen lassen.«
    »Was, beim Kämpfen?«
    »Wie kannst du es wagen, Weib, ich bin der Stolicus unserer Zeit! Du weißt, was ich meine. Dein nordischer Komplize, der mit dem …« Rogont deutete mit einer nachlässigen Handbewegung auf seine linke Gesichtshälfte. »Auge. Beziehungsweise, der ohne Auge.«
    »Eifersüchtig? So schnell?«, murmelte sie, und es bereitete ihr Unbehagen, auch nur am Rande an die Sache mit dem Auge erinnert zu werden.
    »Ein bisschen. Aber viel mehr Sorgen macht mir seine Eifersucht. Das ist ein Mann, der sehr zu Gewaltausbrüchen neigt.«
    »Deswegen habe ich ihn ja angeheuert.«
    »Vielleicht ist die Zeit gekommen, um sich wieder von ihm zu trennen. Verrückte Hunde wenden sich öfter gegen den eigenen Herrn als gegen dessen Feinde.«
    »Und zuallererst gegen den Geliebten der eigenen Herrin.«
    Rogont räusperte sich nervös. »Das würden wir doch nun wirklich nicht wollen. Ich habe den Eindruck, dass er sehr an dir hängt. Wie eine Muschel, die sich fest an den Bug eines Schiffes gesaugt hat, und auch da ist es manchmal nötig, sie mit plötzlicher, unerwarteter und … entschiedener Kraft abzuschlagen.«
    »Nein!« Ihre Stimme klang wesentlich schärfer, als sie beabsichtigt hatte. »Nein. Er hat mir das Leben gerettet. Mehr als einmal, und er hat sein Leben dafür riskiert. Erst gestern tat er es wieder, und heute soll ich ihn ermorden lassen? Nein. Ich bin ihm etwas schuldig.« Sie erinnerte sich an den Geruch, als Langrier das Brandeisen gegen

Weitere Kostenlose Bücher